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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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hochgewachsen und drahtig mit breitem Gesicht und weit auseinanderstehenden Wangenknochen; seine Augen lagen in so tiefen Höhlen, dass Tallis seine Gedanken überhaupt nicht erahnen konnte. Aber der Anführer der Baal, Hashmael, sein Zweitgroßvater, war am schwersten von allen zu durchschauen. Er beobachtete sie, als würde er Rorc überhaupt nicht kennen. Sein Gesicht war ausdruckslos und hart, aber diese Reglosigkeit zog Blicke auf sich, und von allen Männern, die dort saßen, machte Hashmael am meisten Eindruck. Das sorgte dafür, dass Tallis sich fragte, wie Karnit statt Hashmael hatte gewählt werden können, die vereinten Clans anzuführen.
    Rorc trat vor; er trug eine Schriftrolle mit dem Siegel der Führerin in der Hand.
    »Clananführer«, begann er. »Ihr wisst, warum wir hier sind, wir …«
    »Erst einmal eure Namen«, unterbrach Karnit, dessen Augen im grünen Licht der Öllampen funkelten, »so dass wir alle wissen können, wer zu uns spricht.«
    »Ihr wisst schon, wer wir sind.« Rorcs Tonfall war schneidend.
    »Nennt eure Namen dennoch«, sagte Karnit lächelnd. »Wir müssen den Traditionen des Clankreises folgen. Erst die Namen, dann die Vorschläge. Die Führer verlangen es.«
    Tallis knirschte mit den Zähnen. Das war nicht alles, was die Führer verlangten. Er spürte Rorcs kaum gezügelte Anspannung und starrte Karnit finster an, ohne sich die Mühe zu machen, seinen Hass zu verhehlen. Neben ihm atmete Shaan kaum.
    »Wie du wünschst«, sagte Rorc. »Ich bin Rorc, Sohn der Baal, Ausgestoßener der Baal, und war einst als Nachfolger des Anführers ausersehen.« Sein Blick ging zu Hashmael, aber der Anführer der Baal rührte sich nicht. »Jetzt bin ich Kommandant der Armeen für die Führerin von Salmut und komme mit meinen Kindern her, um eine Vereinigung unserer Kräfte gegen einen gemeinsamen Feind anzustreben.«
    »Und deine angeblichen Kinder« – Karnits Mund verzog sich bei den Worten – »wer sind sie?« Sein Ton war sanft, giftig, und neben ihm rutschte der Anführer der Halmahda auf seinem Sitz hin und her.
    »Es besteht kein Zweifel daran, dass sie meine Kinder sind«, sagte Rorc. »Und tu nicht so, als ob sie Fremde wären. Tallis kennst du seit seiner Geburt, und seine Schwester, Shaan, hast du selbst in den Sand hinausgetragen und dort zum Sterben ausgesetzt. Aber es ist offensichtlich, dass die Führer andere Pläne hatten.«
    »Nicht der Wille der Führer hat sie überleben lassen«, blaffte Karnit. »Sie gehört Kaa und hätte ihm überlassen werden sollen.«
    Shaan zuckte zusammen, und Tallis legte ihr eine Hand auf den Arm. Ruhig , flüsterte er in ihrem Verstand.
    »Wer auch immer sie aus unseren Landen fortgebracht hat, hat die Führer betrogen«, fuhr Karnit fort, »und wenn wir herausfinden, wer es war, wird er bestraft werden.«
    »Das steht dir natürlich frei«, sagte Rorc, »aber ich glaube, du wirst noch begreifen, wie sehr es der Wille der Führer war, dass sie gerettet wurde.«
    »Wie kommt es, dass du als Ausgestoßener so laut von den Führern sprichst?«, fragte der Raknah-Anführer. »Du solltest deine Zunge hüten und dankbar sein, dass wir dir überhaupt gestattet haben, vor uns zu erscheinen. Zwei von euch sind Ausgestoßene, und eine ist nichts Besseres als eine Feuchtländerin.«
    »Sie sind hier, weil die Führer es verlangt haben«, sagte Shila ruhig. »Wir sind alle dem Willen der Führer unterworfen. Wir müssen auf sie hören oder untergehen.«
    Alle Männer im Kreis, bis auf Hashmael, rückten auf ihren Sitzen herum, und der Anführer der Raknah sah die Träumerin finster an, sagte aber nichts.
    »Harte Worte, Träumerin«, sagte Karnit, »aber kaum überraschend, wenn man bedenkt, welche Rolle du in ihrem Leben gespielt hast. Sag mir, wo warst du in der Nacht, als ich dieses abscheuliche Geschöpf im Sand seinem Schicksal überlassen habe?«
    Einen Moment lang herrschte verblüfftes Schweigen, und unterschiedliche Ausdrücke des Entsetzens huschten über die Gesichter der Anführer; sogar der Raknah-Häuptling wirkte überrumpelt. Shila dagegen ließ nicht die geringste Betroffenheit erkennen.
    »All meine Taten sind von den Führern vorherbestimmt, Anführer«, sagte sie milde. »Ich bin sicher, dass du das einsiehst. Fragst du, ob die Führer in jener Nacht zu mir gesprochen haben?«
    »Seine Frage ist unnötig und wird unbeantwortet bleiben«, sagte Hashmael; seine tiefe Stimme durchschnitt das entsetzte Schweigen. »Ich bin sicher, er ist

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