Der Verrat Der Drachen: Roman
unwahrscheinlich, dass sie uns an Azoth oder irgendjemanden sonst verraten sollte.«
»In der Tat, da sie beinahe mit dem Leben dafür bezahlt hätte, dass sie Azoth entkommen ist«, sagte Morfessa, »aber ich kann nicht glauben, dass er etwas über irgendjemanden sonst schreiben würde. Erinnert ihr Euch an seine ältere Niederschrift? Wenn die Alten erwachen, müssen die zwei sich trennen. Das müssen Tallis und Shaan sein, Azoths Nachkommen. Sie haben im nahenden Krieg eine Schlüsselrolle zu spielen. Und der Schöpferstein hat auch damit zu tun.«
»Was ihr mir also wirklich sagt, ist, dass wir nur eine vage Hoffnung darauf haben, dass andere Götter uns retten – und Vorhersagen, dass Shaan vielleicht irgendetwas tut?« Nilah stemmte die Hände in die Hüften. »Ich bin froh, dass ihr das hier leistet, aber während ihr in muffigen alten Schriftrollen lest, habe ich einen Plan gefasst, der uns vielleicht wirklich helfen kann.«
»Du hast einen Plan?«, wiederholte Morfessa.
»Ja. Vergiss nicht, wer mir alles beigebracht hat, was ich weiß, Ratgeber. Du solltest wirklich nicht erstaunt sein.«
»Dann erzähl uns davon«, sagte er und gestattete sich ein verhaltenes Lächeln.
»Ich werde Lorgons Krieg aufhalten«, sagte sie.
»Was?« Veila erstarrte, ein Glas halb an die Lippen gehoben.
»Ich habe darüber viel nachgedacht«, fuhr Nilah fort. »Er hat meine Trauer um meine Mutter ausgenutzt, auf meinen Rachedurst gesetzt und mich überlistet, jene Kriegserklärung zu unterzeichnen.«
»Und was hast du vor?«, fragte Morfessa.
Nilah lächelte freudlos. »Wir werden an die Front reisen, und ich werde den General überzeugen, Friedensverhandlungen aufzunehmen. Dann wird er seine Armee zu Rorcs Truppen stoßen lassen, hoffentlich noch rechtzeitig vor dem Kampf.«
» Du willst an die Front reisen?«, rief Morfessa aus.
»Das ist die einzige Möglichkeit.«
»Du würdest im Lager keine zwei Schritte weit kommen, bevor Lorgon dich festnehmen ließe«, sagte Veila.
»Das glaube ich nicht, und ich bezweifle sehr, dass Lorgon selbst da ist«, sagte Nilah. »Er würde seine Haut nicht zu Markte tragen. General Amandine wird den Angriff anführen, und ich glaube nicht, dass ihm das Ausmaß von Lorgons Machenschaften bewusst ist.«
Morfessa zog die Augenbrauen hoch. »Amandine hält nicht viel von dir«, sagte er.
»Stimmt. Aber vielleicht kann ich seine Meinung ändern. Er war nicht in der Stadt, als Rorc den Palast angegriffen hat. Er weiß also nur, dass die Reiter und Glaubenstreuen geflohen sind. Ich nehme nicht an, dass Lorgon viele darüber unterrichtet hat, dass ich fort bin. Für ihn ist es notwendig, dass das Volk weiterhin glaubt, dass ich hinter seinen Plänen stehe. Ein Krieg ist eines, aber eine abgesetzte Führerin zur gleichen Zeit etwas ganz anderes.«
»An dem, was du sagst, ist durchaus etwas Wahres«, murmelte Veila. »Erst seit dem Tod deiner Mutter hat Lorgon es verstanden, sich bei Amandine einzuschmeicheln. Der General glaubt wahrscheinlich, dass du es Lorgon gestattest, für dich zu sprechen.«
»Oder will das glauben«, fügte Nilah hinzu. »Ich werde ihn umstimmen, wenn ich ihn treffe. Er hat meine Mutter und die Stellung der Führerin durchaus respektiert; er wird die Nachricht von Lorgons wahren Absichten nicht gut aufnehmen.«
»Du lässt das alles so leicht klingen«, sagte Morfessa. »Amandine ist kein Narr, Nilah.«
»Ich bin auch keine Närrin«, sagte sie. »Ich habe sehr viel nachgedacht, seit wir die Stadt verlassen haben, und ich … schäme mich dafür, wie ich mich von den Neun und Lorgon habe ausnutzen lassen.« Sie hielt inne und schien einen Moment lang um Worte zu ringen. »Vielleicht hattest du recht, Ratgeber. Ich hätte aufmerksamer sein und irgendetwas tun sollen.« Ihre Augen begannen vor Entschlossenheit zu funkeln. »Aber jetzt bin ich bereit. Ich werde nicht einfach dabeistehen und zusehen, wie das Land zerstört wird, ohne etwas zu tun.«
Morfessa verschränkte die Arme vor der Brust. »Also bist du dazu entschlossen?«
»Warum nicht?«, fragte Nilah. »Kommandant Rorc würde mir ja vielleicht widersprechen, wenn er könnte, aber er ist nicht hier.«
»Er täte recht daran, zu widersprechen«, sagte Veila. »Es ist gefährlich, und du hast bisher nicht gerade unter Beweis gestellt, dass du am Herrschen interessiert bist. Du hast das ganze letzte Jahr über nichts anderes getan, als in Wirtshäusern zu trinken, bei Cristverkäufern ein und aus zu
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