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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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sein.«
    »Einverstanden«, stimmte Tuon zu, aber als sie sich zum Gehen wandte, rief Nilah sie zurück.
    »Warte!« Sie beugte sich vor. »Kann ich dich etwas fragen?«
    »Natürlich.«
    »Meinst du, dass es möglich ist, den Eindruck, den ein Mann von einem hat, zu verändern? Ihn zu überzeugen, dass man etwas Bestimmtes ist, wenn er überzeugt ist, dass man etwas anderes ist?«
    Tuon zögerte. »Ich weiß nicht, ob ich die Richtige für die Frage bin.«
    Nilah machte eine ungeduldige Handbewegung. »Natürlich. Du kennst doch bestimmt mehr Männer als die meisten von uns. Was glaubst du?«
    Tuon spürte, dass sie Kopfschmerzen bekam. »Ich glaube, ein Mann sieht, was er sehen will, ganz gleich, worauf man hoffen mag«, sagte sie. »Aber dann hängt es auch von dem Mann ab. Manche sind besser als andere, manche schlechter. Aber wenn einer erst einmal eine vorgefasste Meinung von einem hat, kommt es nur selten vor, dass er mehr sieht.«
    Nilah lehnte sich zurück. »Ich hatte gehofft, du würdest irgendeinen Kniff kennen, eine Möglichkeit, das Denken eines Mannes zu verändern, ihn zu beeinflussen.«
    »Mit dem Denken von Männern habe ich mich nie viel befasst, Nilah«, sagte Tuon. Was hatte sie von ihr erwartet?
    »Nein, das wohl nicht. Vergiss, dass ich gefragt habe. Mach dir keine Gedanken darum.«
    Tuon sah sie an und hatte das Gefühl, etwas nicht mitbekommen zu haben, was sie hätte bemerken sollen.
    »Geh schlafen.« Nilah runzelte die Stirn und wedelte mit der Hand in ihre Richtung. »Du sagtest doch, du seist müde.«
    Tuon rührte sich nicht. »Was werdet Ihr tun?«
    »Hier sitzen, solange ich Lust darauf habe.«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    »Ich weiß. Aber wenn ich es dir erzähle, könntest du es Veila erzählen, und das kann ich nicht brauchen. Zumindest noch nicht.«
    »Ich könnte Euch helfen, wenn Ihr Hilfe wünscht«, sagte Tuon.
    Nilahs Gesichtsausdruck war versonnen. »Ich überlege es mir.« Sie wandte sich ab. »Geh jetzt ins Bett. Ich will allein sein.«
    Tuon verbiss sich eine Antwort und ging ins Haus, die schmale, überdachte Veranda entlang zu ihrem Zimmer. Die meiste Zeit über erinnerte Nilah Tuon an ein verwöhntes Kind und sorgte dafür, dass sie sich alt fühlte, aber gerade eben hatte sie einen Blick auf ihr Geburtsrecht erhascht. Vielleicht würde aus ihr noch eine vernünftige Führerin werden – wenn dann noch irgendetwas von Salmut übrig war, worüber sie herrschen konnte.
    Am nächsten Morgen bat Veila Tuon, ihr, Morfessa und Ivar bei der Entzifferung der Schriftrollen zu helfen. Fathrin war mit seinen Bediensteten früh aufgebrochen, um nach Salmut zurückzukehren, und Veila hatte den Hauptraum des Hauses an sich gerissen. Eine ganze Anzahl von Schriftrollen war auf dem langen Tisch ausgebreitet, an dem sie am Vorabend gegessen hatten, und die drei anderen waren schon dort, als Tuon die hohen, mit Läden verschlossenen Türen vom Hof her öffnete.
    »Tuon«, Veila schaute auf, »guten Morgen. Nimm dir etwas zu essen.« Sie wies auf eine Anrichte an der gegenüberliegenden Wand, auf der Platten mit Essen und Wasserkrüge standen. »Hast du Nilah heute Morgen schon gesehen?«
    »Nein«, antwortete Tuon, während sie sich ein Glas Wasser eingoss. »Ich glaube, sie schläft noch.«
    Veila seufzte. »Natürlich. Nun, wenn du mit dem Essen fertig bist, kannst du dann herkommen und etwas hiervon abschreiben?«
    Tuon fing Ivars Blick auf. Er lächelte, sagte aber nichts, als sie ihr Glas abstellte und zum Ende des Tisches ging, wo ein Tintenfass und ein Federkiel neben einer Rolle Pergament bereitgestellt waren.
    »Schon gut«, sagte sie, »ich fange sofort an. Ich habe keinen Hunger.«
    Morfessa schaute von der Rolle, die er studierte, zu ihr auf. Die Haare standen ihm auf einer Seite vom Kopf ab, und sein Gesicht war grau vor Erschöpfung.
    »Hast du gut geschlafen?«, fragte er, als sie sich hinsetzte.
    »Es geht so.«
    Er nickte geistesabwesend und versenkte sich wieder in die Schriftrolle.
    »Das hier«, sagte Veila und legte ein Blatt aus einer Schriftrolle vor sie, »haben wir gestern Abend gefunden.« Sie klang genauso erschöpft wie Morfessa. Mit einer fahrigen Bewegung wies sie auf ein verschlungenes Gekritzel neben der groben Skizze eines Drachenkopfs und rief den Mann von den Inseln zu sich. »Ivar, könnt Ihr Tuon das hier vorlesen? Meine Augen sind so ermüdet.«
    Ivar beugte sich neben Tuon über den Tisch. Sie fing den Geruch nach frischem Brot und Gewürzen

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