Der Verrat Der Drachen: Roman
anderen, um die Jalwalah im Kreis zu vertreten.« Er wandte sich ab und ging zurück zu den anderen Clananführern, während die übrig gebliebenen Mitglieder des Jalwalah-Kreises vortraten, um Karnits Leiche zu beanspruchen.
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W ir erreichen nichts dadurch, dass wir hier sind«, beklagte Nilah sich. »Ich hätte genauso gut in Salmut bleiben können!«
»Schade, dass Ihr es nicht getan habt«, murmelte Tuon.
»Was?«
»Nichts.« Tuon schüttelte den Kopf. Sie saßen in dem kleinen Hof des Hauses im Wald und schoben das Schlafengehen hinaus. Das Abendessen war eine große Angelegenheit gewesen. Fathrin, der Besitzer des Hauses, hatte darauf bestanden, ihnen ein Willkommensbankett zuzubereiten, und Tuons Magen war immer noch unangenehm voll. Sie waren spät am Vortag eingetroffen und hatten nichts getan, als erschöpft in die Betten zu fallen, die für sie gemacht worden waren, aber an diesem Abend hatten sie die Aufmerksamkeit ihres Gastgebers ertragen müssen, der entschlossen wirkte, seine Loyalität dadurch unter Beweis zu stellen, dass er mehr auftischte, als sie essen konnten.
»Ich kann kaum glauben, was Fathrin uns erzählt hat«, sagte Nilah nachdenklich. »Glaubst du, dass Lorgon wirklich davon ausgeht, lange damit durchkommen zu können, zu behaupten, dass ich krank bin?«
»Ja, da die Armee ihren Marsch in den Krieg begonnen hat, kann er das wohl für eine Weile«, sagte Tuon. »Der mögliche Tod ihrer Lieben lenkt die Leute in aller Regel von anderen Dingen ab.«
»Bin ich keine Liebe?« Nilah zog eine Augenbraue hoch, aber Tuon machte sich nicht die Mühe, zu antworten.
Fathrin hatte ihnen auch erzählt, dass Lorgon den Leuten vorgespiegelt hatte, der Angriff der Drachen auf die Stadt sei von Rorc und den Glaubenstreuen im Bunde mit den Freilanden geplant worden. Es war eine Nachricht, mit der sie gerechnet hatten, aber Tuon hatte gehofft, dass die Entführung der Führerin aus der Stadt und der Aufbruch der Glaubenstreuen Lorgon genug erschüttern würde, um ihn vernünftig werden zu lassen. Anscheinend war das nicht der Fall.
Nilah ließ den Kopf kreisen, als hätte sie Nackenschmerzen. »Das wird ihm noch leidtun«, sagte sie. »Was hältst du von den Glaubenstreuen, die bei uns sind?«, fragte sie dann. »Einer von ihnen hat eine ganz schöne Ausstrahlung, findest du nicht?«
Tuon wusste, dass die Glaubenstreuen, die sie hierher eskortiert hatten, in den dunklen Ecken des Hofs auf Wachtposten standen. Obwohl sie sie nicht sehen konnten, war es wahrscheinlich, dass sie jedes Wort mit anhörten.
»Wenn Ihr mit einem von ihnen schlafen wollt, warum fragt Ihr ihn nicht einfach?«, sagte sie.
Nilah lächelte. »Das würde doch keinen Spaß machen! Du kennst dich doch mit solchen Dingen aus, Tuon; was würdest du tun? Hattest du jemals etwas mit einem der Glaubenstreuen?«
Tuons Eingeweide verkrampften sich. »Ich rate Euch, keine Spiele mit den Männern zu spielen, die Euer Leben schützen, Nilah«, sagte sie. »Außerdem würden die Glaubenstreuen nie in dem Teich baden, den sie bewachen.«
»Oh, gewagt!« Nilahs Lächeln wurde nicht schwächer. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob das ein zutreffender Vergleich ist. Ich glaube, ein besserer wäre …« Sie legte den Kopf schief. »Die Glaubenstreuen würden nie die Bergkatze reiten, die sie bewachen.«
»Wenn Ihr Euch so sehen wollt …«
»Vielleicht ist der Mann von den Inseln es wert, umworben zu werden«, dachte Nilah laut nach. »Ivar verfügt über einen gewissen Charme.«
Tuon holte tief Atem. »Versucht es mit ihm, wenn Ihr wollt, aber vergesst nicht, dass er nicht dazu erzogen wurde, die Führerin zu verehren. Ich glaube noch nicht einmal, dass die Dracheninseln offiziell von Euch regiert werden.«
»Im Grunde hast du recht.« Nilah musterte sie prüfend. »Aber es überrascht mich, dass du so leichthin Ivars Zuneigung verschenkst.«
»Es ist nicht an mir, sie zu verschenken. Wir sind Freunde, Nilah, nichts weiter als das.«
»Wenn du es sagst.« Nilah lächelte und lehnte sich in dem gepolsterten Sitz zurück. »Da muss ich etwas missverstanden haben.«
»In der Tat.« Die Andeutung des Mädchens ärgerte sie. Ivar war ein Freund geworden – ein guter Freund –, und das war in Tuons Welt etwas Seltenes. Sie stand auf. »Ich gehe ins Bett.«
»Gut. Ich bleibe noch eine Weile hier sitzen.« Nilahs Augen zogen sich ein wenig zusammen. »Sag Morfessa nicht, wo ich bin, wenn du ihn triffst; ich will allein
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