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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Kopfhaut. Alterin versuchte, nicht aufzuschreien, und biss sich auf die Lippen, als ein Gefühl wie ein besonders heißer Wind ihrer Haut und ihren Kleidern die Feuchtigkeit entzog und sie förmlich verbrühte. Sie konnte sich nicht von seiner Hand wegbewegen; er berührte sie kaum, aber es war, als würde er sie von allen Seiten in einer eisernen Umklammerung halten. Es war kurz, ein Krampf von Energie, die aus dem Schöpferstein durch ihn in sie strömte, aber es war genug, um ihr Tränen, die sofort verdampften, in die Augen zu treiben. Seine Berührung löste sich, und sie sackte in die Kissen zurück, knochentrocken; ihr Kleid war steif und raschelte, als sie nach Luft schnappte. Die feuchte Luft war eine willkommene Erleichterung.
    Er hielt den Schöpferstein noch immer in der Hand, als er sich neben sie hockte. »Kein Regen mehr«, flüsterte er, und sie konnte nur nicken und die Augen schließen, um ihn nicht sehen zu müssen. Er wandte sich von ihr ab, legte den Stein in seinen Kasten zurück und stellte diesen auf dem Tisch ab. Alterin begann, leichter zu atmen.
    Azoth schien darauf zu warten, dass sie sich erholte. Sie sagte nichts, saß einfach reglos da wie die Bäume. Sie konnte lange Zeit so dasitzen. Wie sie wusste, machte es ihn gereizt, dass sie so still sein konnte. Es dauerte nur einen Moment, bis er anfing zu reden.
    »Ich weiß, du hast es bemerkt, dass mein General zurückgekehrt ist. Willst du wissen, was er gesehen hat?«
    Sie starrte in den Regen hinaus und versuchte, das leise Flüstern der Dschungelgeister wahrzunehmen. Manchmal riefen sie noch immer mit traurigen, ernsten Stimmen nach ihr.
    »Die kleine Armee, die er mitgenommen hatte, wurde größtenteils getötet«, sagte er. »Größtenteils. Die Sklaven haben einige am Leben gelassen. Es ist ihnen sogar gelungen, mir einen der Alhanti zu nehmen, obwohl sie dazu drei Leute brauchten.« Sie zuckte zusammen, als er sich bewegte und plötzlich näher bei ihr war, neben ihr hockte und ihr ins Ohr flüsterte.
    »Ihr Menschen seid so schwach. Das hatte ich vergessen. Es wird gar nicht viel nötig sein, um euch alle zu unterjochen. Ich habe so wenige geschickt, und es ist ihnen so schwergefallen, sie zu besiegen. Es wird …« Er hielt plötzlich mitten im Satz inne und spannte sich an; all die harten Muskeln seines Oberkörpers strafften sich.
    »Sie kommt«, flüsterte er und starrte ins Freie.
    Eine dunkle Vorahnung überkam sie. Sprach er etwa von Fortuse? Aber sie hätte sie doch ebenfalls gespürt, wenn sie gekommen wäre, oder etwa nicht? Azoth wirbelte zu ihr herum, ein zorniges Funkeln in seinen Augen, und sie krümmte sich, als er sie im Nacken packte.
    »Warum?«, fragte er. Er vibrierte vor Macht und Erwartung. »Ich spüre, dass sie kommt. Warum kommt sie?«
    »Wer?« Alterin starrte sein schönes, entsetzliches Gesicht an. »Fortuse?«
    Er ließ sie los, stieß sie nieder, während er aufstand. »Meine Geliebte.« Er rannte zum Zugang in den Patio und blieb dort stehen. »Sie kehrt zu mir zurück.«
    Alterin starrte ihn entsetzt an. Es gab nur eine, die er so nannte. Aber warum sollte Shaan hierher zurückkehren, an den Ort, der ihr beinahe den Tod gebracht hätte? Alterin hatte zu viel Angst vor dem, was Azoth tun würde, um sich zu rühren. Er schwebte am Rande der Gewalttätigkeit. Ein schrecklicher Verdacht keimte in ihrem Verstand auf. Sie wusste, dass Azoth wieder nach Shaans Träumen gegriffen hatte; war es ihm gelungen, sie so sehr zu beeinflussen, dass er sie auf seine Seite gezogen hatte? Er war jetzt so mächtig – alles war möglich. Aber das konnte sie mit der jungen Frau, die sie gekannt hatte, nicht in Einklang bringen. Shaan war zu stark dafür; sie hatte sich die ganze Zeit über gegen Azoth gewehrt und war dabei fast gestorben. Was hätte sie jetzt dazu bringen sollen, nachzugeben?

39

    S haan brauchte lange, um sich im dichten Unterholz zurechtzufinden und zum Fluss zu gelangen. Die Luft war heiß und drückend, doch sie behielt den Mantel an, um sich vor den rasiermesserscharfen Palmfarnen zu schützen, und schlug sich endlich am späten Nachmittag bis ans Ufer durch. Der Fluss war schmal, das gegenüberliegende Ufer leicht zu sehen, wenn auch nicht zu erreichen. Das tiefbraune Wasser strömte rasch dahin, schwemmte den einen oder anderen Baumstamm mit und wand sich tiefer in den Dschungel in Richtung Stadt. Alles, was Shaan tun musste, war, ihm zu folgen, dann würde sie früher oder später dorthin

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