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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Palast gelangen konnte, ohne dass man es ihr erst hätte erklären müssen. Die Alhanti hielten Schritt mit ihr und rahmten sie ein – sie war sich nicht sicher, ob sie Beschützer oder Wachen waren. Die Stadt war stiller, als sie es hätte sein sollen. Das sorgte dafür, dass Shaans Unbehagen sich verdoppelte. Ihr Herz klopfte schnell, als sie über die glatten Steine trabten und die Straße betraten, von der sie wusste, dass sie zum Tempelplatz und zum Palast dahinter führte.
    Der große Platz war hell erleuchtet; ringsum hockten Drachen auf hohen Steinpodesten, die aus vielen der Gebäude hervorragten. Shaan spürte ihre Blicke auf sich ruhen, als sie unter ihnen vorbeikam, und sie versuchte, nicht zum Tempel zu sehen. Er stand in der Mitte des Platzes, ein schwarzer, steinerner Monolith gleich einem Grab. Dort war sie beinahe ums Leben gekommen. Dort drinnen hatte sie den Schöpferstein zurückgeholt.
    Arak-si . Das gemeinsame geistige Flüstern der Drachen streifte ihren Verstand; sie zuckte zusammen und überquerte die Freifläche, so schnell sie konnte, passierte den Tempel und ging jenseits des Platzes die gewundene Straße zum Palast hinauf. Die Tore standen offen, bewacht von zwei weiteren Alhanti, und hinter ihnen sah sie eine Statue Azoths aus ebenholzschwarzem Stein, die bis über die Dächer der Gebäudeansammlung aufragte.
    Shaan blieb direkt hinter dem Tor stehen; plötzlich war sie nicht mehr in der Lage, weiterzugehen. Ihre Gliedmaßen zitterten, und ihr war erst heiß, dann kalt, so kalt, als sein Atem ihren Nacken streifte.
    Er stand hinter ihr.
    Sie wusste nicht, wie er dorthin gekommen war. Beiderseits lagen die massigen Schatten von vielstöckigen Gebäuden; Balkone wanden sich spiralförmig rings um die Mauern. War er von dort gekommen?
    »So in Eile, und doch bleibst du jetzt stehen«, sagte er mit seiner leisen, geschmeidigen Stimme.
    Er stand so nahe bei ihr, dass sie wusste, sie würden sich berühren, wenn sie sich auch nur ein wenig zurücklehnte. Sie konnte kaum über ihr panisches Herzklopfen hinweg sprechen.
    »Die Alhanti waren in Eile, nicht ich«, sagte sie.
    Er lachte leise und trat in ihr Gesichtsfeld. »Spiele? Bist du hier, um Spiele mit mir zu spielen?« Er senkte den Kopf ein wenig; in seinem Blick lagen Erheiterung und noch etwas anderes. Sehnsüchtiges Begehren.
    Sie fühlte sich, als würde sie ertrinken. Sein Wesen zog sie an wie an einer unsichtbaren Schnur, einer Leine. Er wusste, dass sie es spürte. Plötzliche Begierde trat in seine Augen, und er trat vor und legte ihr die Hand an die Wange, neigte ihren Kopf. Sie zuckte zurück, und Energie strömte aus ihm in sie.
    »Du bist nach Hause zu mir gekommen.« Er beugte sich zu ihr hinab, und seine Finger krochen von ihrer Wange in ihren Nacken, bis er ihn, die Hand unter ihrem Haar, umschlungen hielt. »Warum?«, flüsterte er; der Griff seiner Finger wurde fester. Shaan hatte plötzlich Angst, dass sie nicht würde tun können, was sie hier vorhatte. Angst vor der Reaktion auf ihn, die sie empfand.
    »Wir werden sehen.« Seine Lippen berührten ihre Wange, als er sprach, trocken, sein Atem heiß auf ihrem Fleisch. Langsam löste er das Bündel von ihrem Rücken und warf es dem wartenden Alhanti zu. »Der Mantel gefällt mir nicht«, sagte er. »Er riecht nach deinem Bruder. Zieh ihn aus.«
    Seltsam steif streifte Shaan den schweren Mantel ab und reichte ihn dem Alhanti, der hinter Azoth wartete.
    »Komm.« Er lächelte halb; seine Zähne hoben sich weiß von der leichten Bräune seiner Haut ab. »Komm diesmal freiwillig mit mir.« Er streckte die Hand aus, beobachtete sie, wartete. Er misstraute den Gründen für ihre Anwesenheit, aber er glaubte nicht, dass sie ihm etwas anhaben konnte.
    Shaan nahm seine Hand nicht, doch sie zwang ihre Füße, sich zu bewegen, erst einen Schritt, dann noch einen. Sie ging vorwärts, und Azoth blieb an ihrer Seite; sein hungriger Blick lag auf ihrem Gesicht, als er sie in die Gänge seines Palasts führte.

40

    D ie Luft des frühen Morgens war warm; eine leichte Brise aus dem Süden verhieß womöglich Stürme für später am Tag, und am Horizont sah Tallis ein kaum wahrnehmbares Wolkenband, während er dem Falken nachsah, der zu Balkis und zur Jägerklippe davonflog.
    »Anscheinend ist es Nilah tatsächlich gelungen, zu tun, womit sie gedroht hat.« Rorcs Gesichtsausdruck war grimmig, während er den Pergamentstreifen befingerte, den er dem Botenvogel abgenommen hatte.
    »Was ist

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