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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Möglichkeit.
    »Der Gefangene ist bereit, Marschall«, sagte Lilith. Sie stand ruhig hinter ihm.
    »Ihr müsst Euch hieran nicht beteiligen«, sagte er.
    »Sie sind keine Menschen, Marschall; ich habe keine Schwierigkeiten damit.« Ihr Gesichtsausdruck war abgehärtet, standhaft.
    Sie hatte recht. Der Scanorianer war kein Mensch, und seinesgleichen hatte ihre Leute niedergemetzelt; er konnte keine Gnade erwarten. Nicht wahr? Balkis holte Luft und trat ein.
    Es war ein Männchen, das Balkis im Stehen bis zur Brust gereicht hätte. Hochgewachsen für einen Scanorianer. Aber jetzt kniete er mit gesenktem Kopf auf dem Lehmboden der Hütte, die Arme auf den Rücken gefesselt; ein Verführer hielt Wache. Aus einer langen Wunde, die quer über die Schulter des Scanorianers verlief, tropfte Blut auf den Boden, und er wies weitere Schnitte in den Schenkeln auf, die seine kurzen Hosen freiließen. Abgesehen von einer Weste aus gehärtetem Leder, die ihm schon abgenommen worden war, hatte er sonst keine Kleider getragen. Seine dunkle Haut war zäh, schwarz wie Mutterboden, und er hatte sehr wenige Haare auf dem Kopf. Seine Hände und Füße hatten Schwimmhäute; er hatte große Ohren und einen kräftigen Brustkorb. Die Gliedmaßen wirkten im Vergleich dazu mager, aber Balkis wusste, dass das täuschen konnte.
    Balkis stellte sich vor ihn. »Steh auf«, sagte er.
    Der Scanorianer starrte ihn mit einem Maß an Verachtung an, das sich schlecht mit seiner Zwangslage vertrug. »Warum? Euch ist es doch lieber, wenn wir knien, oder?«
    Balkis hielt seinen Gesichtsausdruck unverändert. »Wenn du meine Fragen beantwortest, bleibst du vielleicht am Leben. Weigere dich, und du wirst Schmerzen erleiden.«
    »Schmerzen hat man immer.« Er kniff die Augen zusammen. »Körperliche Schmerzen, den Schmerz des Verlusts …«
    Des Verlusts? Balkis runzelte die Stirn und zog langsam sein Schwert.
    »Steh auf«, wiederholte er, aber der Scanorianer sah ihn nur an. Balkis nickte dem Verführer zu, und der Mann legte eine Hand in den schmalen Nacken des Scanorianers, zerrte ihn auf die Beine und hielt ihn aufrecht.
    »Deine Geistbestie kann mir nichts tun«, würgte der Scanorianer hervor.
    »Nein«, stimmte Balkis ihm zu, »aber ich. Sag mir, wo Azoth ist. Sag mir, wie bald er hier sein wird und wie groß seine Armee ist, dann bleibst du am Leben.«
    Der Scanorianer lachte. »Du kannst nicht wegnehmen, was nie da war.«
    »Was meinst du damit?« Balkis legte ihm die Schwertspitze an die Kehle, aber der Scanorianer zuckte nicht mit der Wimper.
    »Azoth ist derjenige, der uns das Leben bringen wird – ihr Menschen bringt uns immer nur den Tod.«
    Hass loderte aus seinen Augen, wütender Abscheu gepaart mit einem wilden Trotz, den Balkis noch nie bei einem Scanorianer gesehen hatte. Das machte ihn neugierig.
    »Hast du einen Namen?«, fragte Balkis.
    Der Scanorianer grinste. »Keinen, der dich etwas angeht«, sagte er und spuckte Balkis auf die Füße, »ehrloser Abschaum!«
    Balkis sah den Speichel auf seinem Stiefel an; dann bewegte er das Schwert langsam und absichtsvoll zu dem Schnitt in der Schulter des Scanorianers und stieß den Stahl hinein. Der Scanorianer schrie auf, einen leisen, heiseren Schrei voll Zorn und Schmerz. »Ehrlos!«, kreischte er.
    »Sag mir, wie nahe die Armee ist«, sagte Balkis über sein Aufheulen hinweg und drehte das Schwert.
    Tränen der Qual strömten dem Scanorianer übers Gesicht, er warf den Kopf zurück, brüllte und wand sich im Griff des Verführers, aber er antwortete nicht.
    Balkis zog das Schwert aus der Wunde; sein eigenes Tun ekelte ihn an. Blut besudelte dunkel und dick die Klinge. Er senkte die Spitze, so dass sie auf Höhe der Brust des Scanorianers lag.
    »Warum nennst du uns ehrlos?«, fragte er.
    Das Gesicht des Scanorianers war schmerzverzerrt, aber er grinste und sagte: »Wegen des Verlusts. Ihr seid nichts als Diebe, und er wird über euch urteilen und euch bezahlen lassen.«
    Er hielt inne; seine dunklen Augen waren jetzt ruhiger. »Jetzt wirst du selbst einen Verlust erleiden.« Ohne Vorwarnung warf er sich abrupt nach vorn, aus dem Griff des Verführers und auf Balkis’ Schwert. Die Klinge erzitterte in seiner Hand, und er spürte, wie sie durch Knochen und Muskeln drang. Der Mund des Scanorianers verzog sich zu einem gequälten Grinsen; dann wurden seine Augen leer und er stürzte zu Boden, so dass Balkis das Schwert aus der Hand gerissen wurde.
    Einen Moment lang rührte sich niemand.
    »Na

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