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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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ja, einer weniger, den wir töten müssen«, sagte Lilith.
    Balkis trat vor und holte sich sein Schwert zurück. Er kam sich seltsam dabei vor, bedauerte den Tod des Geschöpfs und war verstört über seine Worte. Als er aufschaute, musterte der Verführer ihn.
    »Unerwartet«, sagte er. Er war älter als Balkis; sein kurzes, dunkles Haar war mit Grau durchsetzt, sein Gesichtsausdruck ruhig.
    »Der Verlust«, sagte Balkis. »Habt Ihr davon schon einmal gehört?«
    Der Verführer schüttelte den Kopf, und Balkis sah, dass auch er verstört war. Was hatte das zu bedeuten? Sie wussten so wenig über die Scanorianer; vielleicht hätten sie besser aufpassen sollen.
    »Wen kümmert es schon, was das zu bedeuten hat?«, fragte Lilith. »Zumindest hat er uns die Mühe abgenommen, ihn zu töten.«
    Ihr Gesichtsausdruck war hart und missmutig, als sie den Leichnam mit der Stiefelspitze anstieß. Balkis hatte plötzlich ein Bedürfnis nach frischer Luft.
    »Räumt ihn weg«, sagte er und wandte sich zur Tür. »Und bemüht Euch nicht erst mit einem der anderen Gefangenen. Wir werden nichts aus ihnen herausbekommen.«
    »Was sollen wir dann mit ihnen tun?«, fragte Lilith. »Sie töten?«
    Balkis legte die Hand auf die Tür. »Nein. Noch nicht.« Er stieß sie auf und verließ die Hütte.
    Den Rest des Tages über verfolgten ihn die Worte des Scanorianers. Er reinigte sein Schwert und machte sich auf die Suche nach Fardo, um zu erfahren, ob er etwas von dem Kundschafter gehört hatte, den sie ausgeschickt hatten. Darauf bestand jetzt nur noch schwache Hoffnung, aber immerhin Hoffnung, doch bisher gab es keine Spur von ihm – und die letzten Worte der Kreatur wollten ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Der Verlust. Was bedeutete das? War es wichtig? Unfähig, sich zu entscheiden, kletterte er am späten Nachmittag die Klippe hinauf, um Attar zu treffen.
    Der Tag war klar und heiß, wolkenlos. Balkis schwitzte stark, als er das obere Ende des steilen Pfads erreichte und über den staubigen Boden zum kümmerlichen Schutz des Ausgucks hinüberging. Attar saß auf einem über zwei Steine gelegten Brett und trank eine Tasse Kaf. Unten im Lager exerzierte ein Trupp Kämpfer auf der Freifläche; dank der dreißig Jugendlichen und jungen Männer, die am Vortag aufgetaucht waren, war die Gruppe nun größer. Viele stammten aus Salmut, manche aber auch aus den kleineren Ortschaften. Es war die zweite Gruppe in ebenso vielen Tagen, und sie hatten Nachrichten über den Krieg mit den Freilanden mitgebracht und General Amandines Haupt mit Flüchen überzogen, als sie Balkis von der Armee, die am Händlerpass kampierte, und dem Einfall in die Freilande, der Gerüchten zufolge bevorstand, berichtet hatten.
    »Kaf?« Attar bot Balkis eine Tasse an, als er sich unter das niedrige Dach duckte und sich neben ihn auf das Brett setzte.
    Balkis schüttelte den Kopf und starrte aufs Lager hinab.
    »Ein paar sind vielversprechend«, sagte Attar. »Manche sind zu begierig auf den Tod, bevor sie so recht wissen, was er ist.«
    »Irgendeine Spur von dem Kundschafter?«, fragte Balkis.
    »Ihr würdet es als Erster erfahren, wenn es eine gäbe.« Attar sah ihn neugierig an. »Warum seid Ihr wirklich hier oben? Weicht Ihr dem Pöbel aus?« Er grinste.
    Balkis stützte die Unterarme auf die Oberschenkel. »So ungefähr.« Er hielt kurz inne. »Attar, wie lange seid Ihr schon Reiter?«
    » Zu lange.« Der alte Mann stieß ein Lachen aus. »So um die zwanzig Jahre oder mehr. Ich zähle sie nicht gern, denn das macht mir immer bewusst, warum mir die Knie wehtun.«
    Balkis lächelte beinahe. »Habt Ihr je von dem ›Verlust‹ gehört?«
    »Reden die Scanorianer also?«
    »Vor allem einer.«
    Attar goss den Rest seines Kaf auf den Boden. »Der Verlust ist etwas, das ich schon mehr als einen von ihnen habe erwähnen hören, beinahe so, als ob es ein Mantra für sie sei, ein Glaubenssatz.«
    »Wisst Ihr, was es bedeutet?«
    »Eigentlich nicht. Manchmal sind sie wie die Clans – bleiben unter sich, mögen uns nicht besonders.«
    »Überhaupt nicht, glaube ich«, sagte Balkis.
    »Das könnte man so sagen.« Attar lachte kurz und stellte dann seine Tasse ab. »Ich glaube, der Verlust ist ein Teil ihrer Ge schichte, etwas, das ihnen zugestoßen ist und wovon sie annehmen, dass wir es ihnen angetan hätten.«
    »Was? Sie haben uns schon mehr Ärger beschert als wir ihnen«, sagte Balkis. »Sie plündern die Obstgärten im Plethnor-Tal, stehlen Muthus, greifen einsam

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