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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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seine Fähigkeit, den Drachen zu gebieten, stärker geworden war, hatte er bemerkt, dass er weniger Schlaf zu brauchen schien, weniger Ruhe. Es behagte ihm keineswegs, kam es doch dem zu nahe, was andere vielleicht über ihn vermuteten.
    »Ruh dich etwas aus«, sagte Rorc. »Es wird noch eine lange Nacht werden.«
    »Ich bin nicht müde.«
    »Ruh dich trotzdem aus«, sagte er, zog sein Hemd aus, rollte es zu einer Kugel zusammen und benutzte es als Kopfkissen, als er sich ausstreckte.
    Tallis brach einen trockenen Zweig von dem Dornbusch ab und begann, ihn langsam zwischen seinen Händen zu zerreiben.
    »Rorc«, sagte er leise, »weshalb wollten Männer der Baal dich töten, obwohl du doch schon zum Ausgestoßenen erklärt worden warst?«
    Rorc setzte sich langsam auf. Sein Gesicht war ganz reglos, aber Tallis spürte den Widerwillen in seinem Ton, als er sagte: »Warum fragst du jetzt danach?«
    »Bald werden wir auf den Rest der Baal treffen. Sind darunter denn nicht noch mehr, die sich an dich erinnern?«
    »Und du glaubst, dass ich mir darum Sorgen mache?«
    »Nein.«
    Rorcs Lippen verzogen sich zu einem harten Lächeln. »Was du wirklich wissen willst, ist, warum ich deine Mutter verlassen habe; warum ich nicht zurückgekehrt bin, nachdem ich sie getötet hatte.«
    »Warum nennst du sie nie beim Namen?«, fragte er. »Warum sagst du immer ›deine Mutter‹?«
    Rorcs Lächeln verschwand. »Weil ich nicht mehr das Recht dazu habe. Das habe ich vor langer Zeit aufgegeben.«
    »Es ist nur ein Name«, sagte Tallis.
    »Ein Name ist niemals ›nur‹ etwas, Tallis. Er gehört der Person, es ist an ihr, ihn preiszugeben.« Er seufzte. »Ich war jung. Ich tat, was ich für das Beste hielt.«
    Tallis sah zu, wie er nach einer Ameise schnippte, die ihm über den Stiefel krabbelte. »Erzählst du mir davon?«, fragte er leise, und Rorc sah ihn von der Seite an, mit einem langen, nachdenklichen Blick.
    »Ich erzähle es dir.« Er war einen Moment lang still, bevor er sagte: »In meinem Clan gab es eine junge Frau; sie war schön« – er lächelte bitter – »und schwierig. Sie war mir wie eine Erdschwester. Wir verbrachten so viel Zeit miteinander, dass die Leute dachten … Nun ja …« Er schüttelte den Kopf. »Es spielt keine Rolle, was sie dachten. So standen wir nicht zueinander. Aber es gab einige, denen es nicht gefiel: ihrem Bruder etwa. Seine Freunde, die sie hinter seinem Rücken begehrten. Ich war der Sohn des Anführers. Sie mochten mich nicht.«
    »Was ist geschehen?«
    Rorcs Augen wurden ausdruckslos. »Wir unternahmen einen Jagdausflug. Sie, ich. Ihr Bruder kam nicht mit; sein Vater wollte ihn wegen irgendeiner Familienangelegenheit im Brunnen behalten, aber seine Freunde begleiteten uns. Und sie wollten sie. Eines Nachts nahmen sie sie – ohne ihre Zustimmung –, und das brachte sie um, da es so viele waren. Sie wehrte sich, aber es waren vier von ihnen … Ich konnte sie nicht aufhalten. Ich war damals nicht, wie ich heute bin. Ich verstand die Hässlichkeit noch nicht, die in den Herzen der Menschen wohnen kann. Als wir ihren Leichnam zurück ins Lager brachten, erzählte ich meinem Vater, was sie getan hatten, und er glaubte mir, aber viele taten es nicht. Sie hatten uns zusammen gesehen, und ich war damals anders. Ich konnte mein Temperament nicht immer zügeln, obwohl ich es nie gegen eine Frau gerichtet hätte – das habe ich auch nie getan! Sie wollten die Geschichte der anderen glauben. Ihr Bruder wollte sie glauben.«
    »Sie machten dich zum Ausgestoßenen«, sagte Tallis.
    Rorc nickte. »Sie waren die Söhne einflussreicher Clanmitglieder – mächtiger Männer. Einer von ihnen war der Heiler, und er sah an ihrem Leichnam die Anzeichen des Schicksals, das sie erlitten hatte, aber er sprach nicht davon. Scham und Furcht ließen ihn schweigen. Das, und sein Ehrgeiz, mich aus dem Weg zu haben und seinen eigenen Sohn höher steigen zu sehen. Also ging ich, mit ihrem Makel auf mir und Zorn im Herzen.«
    »Und ihr Bruder? War er derjenige, der dich verfolgte?«
    »Ja.« Rorcs Ton war erschöpft. »Er und seine Freunde. Sie hatten Angst, dass ich ihn von ihrer Schuld überzeugen würde.« Er hielt inne und sagte dann: »Ich fand heraus, dass sie kamen – wie, spielt keine Rolle«, unterbrach er, als Tallis nachfragen wollte. »Ich fand es heraus. Ich hielt sie auf.«
    »Aber du bist nicht zurückgekehrt«, sagte Tallis.
    Rorc betrachtete seine Hände, die Schwielen, die Narben aus Jahren des

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