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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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aufzunehmen. Nichts – nur die dunkle Energie, die ihn erfüllte. Er schüttelte den Kopf. »Nein, aber es ist …« Es fiel ihm schwer, es zu erklären. »Es ist, als ob ich einen Sturm aufziehen fühlte«, sagte er, »eine große, dunkle Wolke auf dem Weg hierher.«
    »Schlaf ein bisschen«, sagte Rorc leise. »Das wirst du brauchen.«
    »Ich kann nicht schlafen, ich …« Er hielt inne; plötzlich spürte er Marathins Furcht und die der anderen Drachen.
    »Was ist?«, fragte Rorc.
    »Die Drachen. Sie spüren es ebenfalls. Ich muss zu ihnen gehen und sie beruhigen.«
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte Balkis.
    »Du kannst ihnen nicht helfen«, erwiderte Tallis und merkte, wie der blonde Mann sich versteifte. »Du kannst nicht mit ihnen sprechen, wie ich es kann«, versuchte er zu erklären, aber Balkis’ Gesichtsausdruck wurde verschlossen.
    »Geh zu den Drachen und ruh dich dann ein bisschen aus«, sagte Rorc.
    »In Ordnung. Ich gehe zum Ausguck«, sagte Tallis und verließ das Zelt.
    Alle elf Drachen waren in der Schlucht jenseits der Klippe zusammengeschart und starrten in Richtung der Berge. Ihr Geist war von Furcht, Zorn und verzehrendem Kampfesdurst erfüllt. Tallis stand am Rand der Klippe über ihnen. Es war dunkel, aber der Himmel war hell von Sternen und einer Mondsichel erleuchtet, und er konnte ihr fahles Licht über die Masse aus Drachenhaut gleiten sehen, als sie wankten und aneinanderstießen, Flügel an Flügel, Hals über Hals, als wären sie ein Nest klauenbewehrter Schlangen. Der Geruch nach verbranntem Öl und Staub lag in der Luft.
    Tallis verbrachte mehrere Stunden damit, seine Ruhe über den Geist der Drachen zu legen und ihnen zu versprechen, dass er sie vor dem, was auf sie zukam, beschützen würde. Als er dann wieder von der Klippe hinabstieg, nahte der Sonnenaufgang, und ringsum deutete alles darauf hin, dass sich die Krieger des Lagers auf den Kampf vorbereiteten.
    Irissa saß auf einem Baumstamm an einem gerade angefachten Feuer und stützte sich auf ihren Speer. Sie war mit ihrer Weste aus gehärtetem Leder nach wie vor für den Krieg gerüstet, aber ihre Miene, als sie Tallis erblickte, war nicht so grimmig wie sonst. Jetzt lag Furcht darin, und das machte ihm doppelt Angst um sie. Er ging vorsichtig zu ihrem Feuer hinüber.
    »Also willst du immer noch kämpfen?«, fragte er leise.
    »Deshalb bin ich hier.« Ihr Gesichtsausdruck war reserviert, aber es ermutigte ihn, dass sie ihn nicht wegschickte.
    »Darf ich mich hinsetzen?«, fragte er.
    Sie zuckte die Schultern. Er stieg über den Baumstamm und achtete darauf, dass eine Handspanne zwischen ihnen frei blieb. So saßen sie eine Weile schweigend da, bis er den Mut aufbrachte, zu sprechen.
    »Ich wünschte, du würdest nicht kämpfen«, sagte er.
    Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Ich wusste, dass du deshalb hier bist! Und warum sollte ich nicht kämpfen? Du tust es doch auch. Du ziehst auf diesen Drachen in den Kampf.«
    »Ja, aber …«
    »Aber du hältst dich für unbesiegbar.«
    »Nein. Ich glaube, dass ich sterben könnte«, sagte er.
    Überraschung huschte über ihr Gesicht. »Und doch gehst du. Warum sollte ich es also nicht tun?«
    Tallis’ Herz klopfte heftig, und er legte eine Hand langsam über ihre, die auf ihrem Bein ruhte. »Weil es mir lieber wäre, wenn du überlebst«, sagte er. Sie rührte sich nicht. Ihre Haut war warm; seine Fingerspitzen streiften ihren Oberschenkel. Plötzlich überkam ihn das Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen.
    »Ich habe keine Angst davor, zu sterben«, sagte sie. Sie war ruhig, entschlossen. »Du darfst mich nicht aufhalten, Tallis.«
    Sein Herz zog sich zusammen. Er konnte sie zwingen, hierzubleiben – mit seiner Macht konnte er ihren Willen darauf ausrichten, ihm zu gehorchen –, aber das wollte er ihr auf keinen Fall antun.
    Er flehte sie an. »Warum bist du so stur?«, fragte er. »Immer, unser ganzes Leben lang, warst du schon so starrköpfig!«
    Sie lächelte traurig. »Ist das nicht der Grund dafür, dass du mich liebst, Tallis?« Sie musterte sein Gesicht; ein Hauch von Verletzlichkeit stand in ihren Augen. Er konnte nicht antworten. Natürlich liebte er sie, aber ihr das jetzt zu sagen … Sie blinzelte; die Hoffnung schwand aus ihrem Blick und machte Reserviertheit Platz. Sie sah auf ihre Hände hinab, und er nahm an, dass sie ihre fortziehen würde, aber stattdessen wandte sie ihre Handfläche um, so dass sie an seiner lag, und verschränkte mit einem tiefen,

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