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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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zurückstieß; es ärgerte sie, dass er es immer wieder versuchte. Er lächelte und wandte sich ab; dabei versetzte er ihrem Geist eine brennende Ohrfeige. Schmerz schoss ihr durch den Schädel. Shaan zwang sich, nicht zurückzuschlagen; wenn sie eine Konfrontation erzwang, würde das nur zu ihrer Niederlage führen. Sie konnte ihm vielleicht Schaden zufügen, ihn aber nicht besiegen – und außerdem durfte sie nicht vergessen, warum sie hergeschickt worden war. Sie war hier, um ihn zu retten, obwohl nur die Götter wussten, ob die, die sie liebten, in der Lage sein würden, ihr zu vergeben, wenn sie es tat.

47

    Z u dem Zeitpunkt, als Tallis zurück zur Jägerklippe gelangte, war Calem kaum noch bei klarem Bewusstsein. Marathin landete vor den verfallenden Toren, und ein halbes Dutzend Männer mit Fackeln rannte, angeführt von Balkis, auf sie zu. Es war eine Stunde vor Mitternacht; sie waren so schnell geflogen, wie sie konnten, aber Tallis glaubte nicht, dass der Mann überleben würde.
    »Der Kundschafter«, sagte Balkis, als er Tallis erreichte. »Du hast ihn gefunden.«
    Tallis sprang von der Drachin. »Er war auf einem verlassenen Bauernhof in der Nähe der Berge.«
    »Bringt ihn zum Heiler«, befahl Balkis seinen Männern, als sie Calem von Marathins Rücken zogen. »Hat er dir irgendetwas gesagt?« Er sah Tallis an.
    »Er hat einen Teil von Azoths Armee gesehen.«
    »In der Nähe?«
    »Viel zu nah.«
    »Dann komm, du musst Rorc Bericht erstatten.« Balkis wandte sich ab, um zurück durch die Tore zu gehen.
    Die meisten im Lager schliefen, und alles war ruhig, während sie rasch auf das Kommandozelt zugingen.
    »Hat er gesagt, wie viele es waren?«, fragte Balkis unterwegs.
    »Mindestens dreitausend im Lager und weitere siebentausend im Anmarsch.«
    Balkis fluchte. »Mehr, als ich dachte«, sagte er.
    »Tallis?« Mailun kam aus der Dunkelheit der Zelte zu seiner Linken. »Sohn, du bist zurück!«
    »Mutter.« Er küsste sie kurz auf die Wange, als sie sich ihnen anschloss.
    »Schlechte Nachrichten?«, fragte sie, als sie seine verhärteten Gesichtszüge sah. »Shaan? Hast du sie gespürt?«
    Er schüttelte den Kopf; er wollte die Hoffnung in ihren Augen nicht sehen. »Nein.«
    Sie seufzte, sagte aber nichts mehr, da sie das Zelt erreichten. Fackeln waren beiderseits des Eingangs aufgestellt, und drinnen brannten weitere Lampen, die gewaltige Schatten auf die Leinwandbahnen warfen, wenn Rorc und Attar sich im Zeltinnern bewegten. Motten und winzige Insekten umschwirrten die Flammen als flatternde Masse, und ein paar flogen Tallis ins Gesicht, als er eintrat.
    »Hast du den Kundschafter gefunden?« Rorc schaute von dem Tisch auf, auf dem er Schlachtpläne auf Pergament gezeichnet hatte.
    »Er war kaum noch am Leben«, sagte Tallis.
    »Aber du hast herausgefunden, was er weiß?«
    »Ja.«
    Attar hob einen Krug von der Ecke des Tisches hoch und schenkte ihm einen Becher Wasser ein. »Hier.«
    Tallis stürzte das Wasser in einem Zug herunter und berichtete ihnen dann, was er von dem Jäger erfahren hatte.
    »Sie könnten die Berge binnen eines Tages überqueren«, sagte er. »Ich habe sie noch nicht gespürt, aber das hat nichts zu bedeuten. Azoth könnte sie abschirmen, oder sie könnten erst in den Ausläufern der Berge sein.«
    »Attar«, sagte Rorc, »weckt die Hauptleute und sagt ihnen, dass sie ins Kommandozelt kommen sollen.«
    »Zu Befehl.« Attar verließ das Zelt und klopfte Tallis im Vorbeigehen auf die Schulter. »Gut gemacht, Clansmann«, lobte er und grinste.
    Tallis konnte das Lächeln nicht erwidern. Attar schien nur zu bereit zu sein, in den Krieg zu ziehen. Die dunkle Vorahnung stieg wieder in Tallis auf, und er spürte, wie seine schlafende Macht sich regte, als ob sie von dem Gedanken an Blutvergießen wachgerufen wurde. Sie strich ihm die Wirbelsäule entlang wie eine Geliebte, erfüllte ihn mit Energie, mit einer Wahrnehmung. Irgendetwas bewegte sich dort draußen, griff nach ihm aus.
    »Du brauchst etwas Ruhe«, sagte Rorc. »Geh und schlaf ein paar Stunden. Ich rufe dich vor der Morgendämmerung.«
    Tallis schüttelte den Kopf. »Es geht mir gut.«
    »Nein.«
    »Tallis?«, fragte Mailun stirnrunzelnd.
    Er bemerkte, dass er die Hand um den Schwertgriff an seiner Hüfte gekrampft hatte. Rorcs Augen zogen sich zusammen. »Spürst du irgendetwas?«
    Tallis nickte. »Irgendetwas«, wiederholte er.
    »Shaan?«, fragte Mailun.
    Er runzelte die Stirn und versuchte, sie zu ertasten, Witterung

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