Der Verrat Der Drachen: Roman
überhaupt fortgegangen?«, fragte der General.
»Weil er keine Wahl hatte.«
Asrith schnaubte plötzlich und pustete Staub über alle, so dass sie nicht mehr sprechen konnten. Hustend erhaschte Tuon einen Blick auf Ivar, der sich wieder der Drachin zugewandt hatte und stumm mit ihr sprach.
»Verfluchte Bestie!« Amandine spuckte auf den Boden, als der Staub sich legte. »Warum …«
»Halt!« Ivars Stimme war erstaunlich laut. »Asrith sagt, dass dies hier keinen Zweck hat.« Er wandte sich ihnen zu; sein dunkles Haar war rot vom Staub. »Nichts von alledem spielt mehr eine Rolle – wer kämpft, wer nicht –, es läuft alles auf dasselbe hinaus.« Er sah Tuon an. »Sie war mit Shaan zusammen, Arak-si , die vom Vater geliebt wird. Es war Shaan, die sie hergeschickt hat, um Euch, Tuon, aufzusuchen.«
»Mich?«, fragte Tuon.
»Ja, und auch Nilah, Veila und Morfessa. Asrith sagt auch, dass Shaan sie hat wissen lassen, es gebe nichts mehr, was Ihr tun könnt. Die Führer haben zu ihr gesprochen.«
»Aber wo?«, rief Tuon. »Wo ist sie? Geht es ihr gut?«
Ivar lächelte. »Es geht ihr gut … So gut, wie man nur irgend hoffen kann. Asrith sagt, dass sie nicht mehr bei ihrem Bruder ist.«
»Warum nicht?« Tuon tauschte einen besorgten Blick mit Veila.
»Wovon sprecht Ihr?«, polterte Amandine, aber Ivar ignorierte ihn.
»Sie sagt, Shaan lässt Euch ausrichten, dass die Worte des Propheten der Wahrheit entsprechen und Ihr zulassen müsst, dass sie sie erfüllt. Außerdem müsst Ihr fliehen, Euch verstecken, bis es vorüber ist. Deshalb hat sie Asrith hergeschickt.« Er sah Veila an. »Die Vier sind wieder vereint und werden dem Stein folgen. Sie sagt, sie werde dafür sorgen, dass sie ihn bekommen.«
»Azoth«, murmelte Veila und sah Tuon traurig an. »Also ist sie bei ihm.«
»Sprecht Ihr von der Nachkommin?«, fragte Amandine. »Geht es etwa nur darum – diese beiden Wüstenbewohner?«
»Nur Tallis ist bei den Clans aufgewachsen«, erklärte Veila mit einer gewissen Abneigung, »und, ja, sie meinen wir. Shaan wird in den Schriftrollen des Propheten oft erwähnt.«
»Von denen habe ich noch nie etwas gehört«, sagte er.
»Nein, ich bezweifle, dass Ihr das habt, aber sie sind dennoch wichtig.«
»Also ist die Drachin hier, um Euch das zu sagen?«, fragte Amandine. »Dass dieses Mädchen mit seinem Gott mitgegangen ist?«
»Ja, dem Gott, der uns allen den Krieg erklärt hat, einen Krieg, wie Ihr noch nie einen erlebt habt«, knurrte Morfessa. »Seid Ihr wirklich so dumm? Begreift Ihr denn nicht, was vorgeht?«
»Ich begreife genug«, sagte Amandine, »und wenn es einen größeren Krieg zu führen gilt, werde ich in ihm kämpfen … auf Befehl des Rats. Ich werde nicht Tausende von Männern verlegen und einen soliden Plan, der uns den Sieg verheißt, auf das Wort einer Drachin hin aufgeben – oder auf das eines Kindes, das sich nicht entscheiden kann. Sobald ich vom Rat höre, dass Azoth zurück ist und eine Bedrohung darstellt, werde ich aufbrechen.«
»Und was ist mit Rorc?«, fragte Morfessa. »Glaubt Ihr, dass er all die Glaubenstreuen und Reiter ohne Grund aus der Stadt geführt hat? Glaubt Ihr, dass er aus einer Einbildung heraus in den Kampf zieht?«
»Nein.« Amandine sah ihn kalt an. »Soweit ich weiß, ist er fortgegangen, um gegen den Rat zu arbeiten – oder vielleicht, um sich dem Gefallenen anzuschließen, wenn der tatsächlich zurück ist, wie Ihr behauptet. Ich mochte den Mann noch nie – zu viele Geheimnisse.«
»Ich kann Euch versichern, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruht!«, knurrte Morfessa.
»Morfessa«, mischte Veila sich ein, »Ihr verschwendet Euren Atem.«
»Und meine Zeit.« Amandine wandte sich an seine Hauptleute. »Zurück ins Kommandozelt! Wir haben einen Krieg zu führen.« Er kehrte Asrith und den Übrigen den Rücken zu und schritt ins Lager zurück, gefolgt von seinen Hauptleuten und Soldaten.
»Ich kann nicht behaupten, dass das unerwartet kam«, sagte Morfessa.
»Zeitverschwendung.« Nilah verschränkte die Arme.
»Ja«, sagte Veila, »aber du hast gut gesprochen, Nilah. Es gibt nichts mehr, was du hier tun könntest.«
Tuon war von Furcht erfüllt. Sie konnte nicht aufhören, daran zu denken, was Shaan Ivars Worten nach getan hatte. Ihre Freundin hätte doch in Sicherheit sein sollen, bei Tallis und Rorc. Ihr Inneres verkrampfte sich. Wie sollte sie ihr jetzt mitteilen, was sie wusste?
»Veila«, flehte sie die Seherin an, »wir können
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