Der Verrat Der Drachen: Roman
Tuons Arm und hob die Hand, um ihr Gesicht zu beschirmen. Ivar trat auf die Drachin zu; Veila folgte in einigen Schritten Abstand.
»Was würde ich nicht darum geben, in der Lage zu sein, mit ihnen zu sprechen«, murmelte Morfessa. Amandine trat unmittelbar hinter Ivar und starrte die Drachin böse an. Ein Ächzen gedehnter Sehnen ertönte, als die Soldaten ihre Bogen spannten und zielten. Asrith schnaubte Staub aus und richtete ein fragendes Auge auf sie; es kam Tuon vor, als läge ein spöttisches Lächeln in ihrem Blick.
Ivar stand ganz still mit der ruhigen Konzentration da, die sie auch an dem Tag erlebt hatte, als sie ihn das erste Mal getroffen hatte.
»Nun, was sagt sie?«, fragte Amandine.
Ivar ignorierte ihn eine ganze Weile. Tuon spürte, wie die Anspannung der Soldaten stieg, und tauschte einen Blick mit Morfessa.
»Schon gut«, flüsterte er. »Die Verführer haben sie unter Kontrolle.« Er neigte den Kopf, und Tuon sah, dass Bernal und Sinan nicht länger bei ihnen waren, sondern näher bei den Soldaten standen. Sie mögen die zwanzig Mann im Blick haben, aber was ist mit den Tausenden hinter ihnen? , fragte Tuon sich.
»Nun?«, blaffte Amandine. Asrith neigte den Kopf leicht in Richtung des Generals; die Farbe ihres Rückenkamms spielte ins Dunkelblau. Er zuckte nicht zurück. »Erzählt mir, was sie gesagt hat.« Er sah Ivar an.
»Sie sagt, dass Azoths Krieg beginnt. Seine Armee hat schon beinahe das Flachland jenseits der toten Berge erreicht. Er bringt den Tod.«
»Seht Ihr?« Veila war sehr aufgebracht. »Wir haben Euch ja gesagt, dass Lorgons Behauptungen unzutreffend waren, Amandine. Und Ihr habt Tausende zusätzliche Soldaten hier, die Rorc helfen könnten.«
»Es ist das Wort einer Drachin!«, antwortete der General. »Woher sollen wir wissen, ob es der Wahrheit entspricht?«
»Sie würde nicht lügen«, sagte Ivar.
»Ihr dürft es nicht länger ignorieren«, sagte Nilah. »Ihr müsst mit den Freilanden einen Frieden aushandeln und Rorc zu Hilfe kommen. Als Führerin befehle ich Euch das, Amandine.«
Der Blick, den er ihr zuwarf, war herablassend. »Ihr habt den Befehl unterzeichnet, in diesen Krieg zu ziehen, Führerin. Und nur ein einstimmiger Befehl des Rats kann ihn jetzt noch aufhalten.«
»Der Rat von Salmut ist aufgelöst! Lorgon hat Verrat begangen, das habe ich Euch gesagt. Er hat den Mord an meiner Mutter in die Wege geleitet und hatte vor, mich ebenfalls ermorden zu lassen. Der Rat hat keine Geltung mehr – es gibt keinen Rat mehr! –, und Ihr werdet meine Befehle befolgen!« Nilahs Wangen waren vor Zorn gerötet, aber sie hielt Amandines Blick stand; ihr Tonfall war eisig.
Die Soldaten sahen zwischen ihr und dem General hin und her; einige senkten die Waffen.
Amandine dagegen lächelte nur gehässig. »Und was werdet Ihr tun, wenn ich es nicht tue? Diese Armee wird Euch nicht folgen – einer Kindfrau, die nichts vom Krieg versteht!«
Nilah wurde bleich, und Tuon glaubte, dass sie kurz davor war, ihn zu ohrfeigen.
»Wie viel von den Bergbaueinkünften aus den Freilanden hat Lorgon Euch dafür versprochen, dass Ihr diesen Krieg für ihn gewinnt?«, ertönte da Morfessas Stimme. »Und doch auch ein Landgut, nicht wahr? Hat er Euch einen hübschen, kleinen Landsitz nur für Euch allein im fruchtbaren Weideland jenseits der Berge angeboten? Ist das Euer wahrer Grund dafür, diesen nutzlosen Krieg fortzuführen, Amandine?«
Amandine erstarrte und blickte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Das sind ja schöne Anklagen aus dem Mund eines trunksüchtigen … Ratgebers!«
»Aber sie sind dennoch wahr«, sagte Morfessa.
»Und wer würde Euch glauben? Die Führerin selbst hat einen Freiländer des Mordes an ihrer Mutter beschuldigt und hinrichten lassen. Nur ihre Torheit hat zu diesem Krieg geführt, ihre Torheit allein. Ich folge nur ihren früheren Befehlen!«
»Man hat mich überlistet!«, rief Nilah aus.
»Das kümmert mich nicht.« Amandine musterte sie mit Abscheu.
»Was Ihr tut, ist nicht sinnvoll, General«, sagte Veila. »Selbst wenn Ihr diesen Krieg gewinnt – was habt Ihr dann? Wenn Eure Armee sich dem Kampf gegen Azoth nicht anschließt, haben wir kaum eine Hoffnung, zu siegen. Er wird die Armee, die Rorc gegen ihn gesammelt hat, schlagen und seine Krieger gegen Salmut führen. Sogar Lorgon kann keinen Gott besiegen. Ihr werdet nichts haben – Azoth wird alles nehmen.«
»Wenn Rorc so sicher war, dass er sterben würde, warum ist er dann
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