Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
Vom Netzwerk:
ihr, sein Gesicht nahe an ihrem eigenen. Er drückte zu, und sie kratzte an seinen Händen, starrte ihm ins Gesicht, versuchte, nach der Energie in ihrem Innern zu greifen, aber sie schien plötzlich wie ausgetrocknet.
    »Azoth!«, würgte sie hervor. Er schnürte ihr die Luftröhre zu. Einen Moment lang dachte sie, er würde sie töten, aber dann schien ihm bewusst zu werden, was er tat, und die blinde Gewalttätigkeit wich aus seinem Blick, während er locker ließ. Zitternd versuchte sie, wieder zu Atem zu kommen.
    »Warum?« Seine Hände lagen immer noch um ihren Hals, übten aber keinen Druck mehr aus. »Warum zwingst du mich, dir wehzutun?« Reue und etwas wie Liebe traten in seine Augen. Meine Arak-si , flüsterte er in ihrem Geist, während er ihr das Haar aus dem Gesicht strich. Warum? Entsetzt sah sie Tränen in seinen Augen, während er ihr Gesicht mit den Händen umfasst hielt. Warum sträubst du dich gegen mich? Seine Frage war ein schwaches Flüstern in ihrem Verstand, voller Trauer und Verlust, aber es erregte nur Abscheu in ihr. Sie entwand sich seiner Umarmung, stieß ihn zurück und kroch von ihm fort.
    »Du kannst nicht rückgängig machen, was geschehen ist«, sagte er knapp und ohne jedes Gefühl. »Der Versuch fügt ihm nur Schmerzen zu. Rühr ihn nicht noch einmal an. Um euer beider willen.« Er stand auf und ließ sie zu zweit im Zelt allein.
    Shaan betastete behutsam die Seite ihres Gesichts, spürte den Bluterguss, schmeckte das Blut in ihrem Mund.
    »Nur die Vier können gegen ihn kämpfen, Shaan; das habe ich dir doch schon gesagt.« Alterins Stimme war leise und von dumpfer Verzweiflung erfüllt. »Du kannst nicht gewinnen«, flüsterte sie.
    Shaan sah den Kasten an: Der Stein summte immer noch vor sich hin.
    »Das glaubt er«, sagte sie, aber Alterin schüttelte nur traurig den Kopf.
    »Ohne den Stein können die Vier ihn nicht besiegen; wir haben bereits verloren«, sagte sie.
    Es schmerzte Shaan, dass Alterin aufgegeben hatte, aber sie konnte ihr keine Vorwürfe dafür machen. Alterin hatte so viel durchlitten. Shaan wusste nicht, ob sie noch anders als Alterin gewesen wäre, wenn Azoth Balkis angetan hätte, was er Jared zugefügt hatte, aber sie konnte es sich nicht leisten, die Hoffnung aufzugeben.
    »Du hast gesagt, dass die Vier unterwegs sind«, sagte Shaan. »Du hast sie gesehen. Sie sind erwacht und wissen um Azoth und den Schöpferstein.«
    »Ja«, antwortete Alterin lustlos. »Ich beobachte sie für ihn, so dass sie nicht in seinen Verstand eindringen und ihn sehen können. Aber er hat den Stein.«
    »Hm.« Shaan starrte den Kasten an. »Der Stein ist sehr mächtig …«
    »Was ist?« Alterin runzelte angesichts ihres Tonfalls die Stirn, und Shaan sehnte sich danach, sich ihr anzuvertrauen, aber es war sicherer, sie unwissend zu halten.
    »Nichts«, sagte sie.
    Azoth kam nicht, wie er gedroht hatte, in der Nacht ins Zelt, und trotz ihrer Furcht schlief Shaan und erwachte noch vor der Morgendämmerung durch das Gezeter der Drachen und das Getrappel vieler Füße. Sie stieß sich aus den Kissen hoch und sah Alterin an, die immer noch an den Pfosten gebunden war. Der Blick der Seherin war stumpf vor Resignation, bar jeder Hoffnung.
    Shaan ging auf bloßen Füßen zum Zelteingang und schlug die Tierhaut zurück. Fackeln, Hunderte von Fackeln, erhellten das Lager und ließen beißenden Rauch in die Brise aufsteigen, hoch über die wogende Masse der Armee hinweg. Sie nahmen unter den kehligen Rufen der Alhanti Schlachtformation ein. Über ihnen war der dunkle Himmel von den geflügelten Schatten schwebender Drachen erfüllt, die sich durch Schreie untereinander verständigten. Azoth stand einige Schritte vom Zelt entfernt und überwachte alles; Jared war an seiner Seite. Der Gott drehte sich um, als Shaan ins Freie trat; der Fackelschein malte Schatten auf sein Gesicht, und er lächelte mit wildem, triumphierenden Blick. Seine Armee marschierte auf.

50

    E ine Aufwallung von Furcht der Drachen weckte Tallis. Da sie heftiger als zuvor war, sorgte sie dafür, dass er schon aufsprang, bevor er ganz die Augen geöffnet hatte.
    Marathin? Er machte ein paar Schritte von seinem Schlafplatz weg.
    Es war noch dunkel, aber viele waren schon wach und um die Lagerfeuer geschart.
    Wir sehen ihn , flüsterte Marathin. Sie meinte Azoth.
    Mittlerweile hellwach, rannte Tallis durchs Lager; die Angst der Drachen schnürte ihm die Brust zusammen. Kämpfer standen auf, als er vorbeirannte; Unruhe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher