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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
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Nähe war, und das ging ihr bei keinem anderen Alhanti so. Sie konnte nicht umhin, zu vermuten, dass die Führer dies bewirkt hatten, dass sie nach Jared ausgegriffen und einen Teil von ihm geschützt hatten, aber warum, verstand sie nicht. Vielleicht lag es einfach daran, dass er den Clans angehörte, dem ersten Volk der Führer. Vielleicht war er bis zu einem gewissen Grad gegen die Verwandlung immun. Vielleicht konnte er zurückverwandelt werden.
    Während sie noch darüber nachgrübelte, betrat sie das große, kreisrunde Zelt. Drinnen waren dicke Teppiche ausgebreitet, um den Boden zu bedecken, und es gab zwei Haufen dicker Kissen als Schlafstätte – einen für sie und einen für Azoth – auf beiden Seiten des Zelts. Alterin war immer noch mit einem Strick um den Hals an den Mittelpfosten gebunden, aber ihre Hände waren nicht länger gefesselt. Im Schneidersitz saß sie an den Pfosten gelehnt auf den Teppichen. Sie schaute nicht auf, als Shaan hereinkam. Vor ihr stand der Kasten, der den Schöpferstein enthielt. Er summte in Shaans Hinterkopf wie ein in ihrem Schädel gefangenes Insekt. Der Gedanke, sich einfach jetzt auf den Stein zu stürzen und zu versuchen, ihn zu spalten, war verlockend. Es kam selten vor, dass Azoth ihn in seinem Kasten ließ. Aber wenn sie es jetzt tat, was war dann mit den Vieren? Was, wenn sie den Stein brauchten, um Azoth zu besiegen? Das Risiko war zu groß. Besonders, da Azoth draußen in der Nähe war und sie vielleicht einfach aufhalten würde, bevor sie auch nur anfangen konnte. Sie holte einen Becher Wasser und brachte ihn Alterin.
    »Hier.« Sie kniete sich hin und bot ihn ihr an, aber die Frau aus dem Dschungel machte keine Anstalten, ihn zu nehmen.
    »Alterin.« Shaan legte ihr eine Hand auf den Arm. »Du musst trinken.«
    Die Seherin schüttelte den Kopf. »Ich brauche nichts.«
    Shaan runzelte die Stirn, stellte den Becher ab und begann dann, den Strick loszubinden. Binnen eines Augenblicks war Jared da und legte ihr die kräftigen Hände um die Handgelenke.
    »Halt!«, knurrte er.
    Shaan zuckte zusammen. »Lass mich los!«
    »Sie muss angebunden bleiben.« Seine dunkelbraunen Augen sahen gequält drein, und seine Hände drückten zu fest zu, drohten, ihr die Knochen zu zermalmen. Energie loderte hinter Shaans Brustbein auf; sie ergriff die Gelegenheit und schleuderte sie auf ihn.
    »Jared!«, rief sie, als ihre Sinne durch seinen Körper eilten, suchend, hoffnungsvoll. Sie spürte den rasenden Fluss seines neuen Bluts, das heiß vor Kraft war, und schmeckte den bitteren Makel des Drachen darin, kupferig und uralt. Die Erinnerungen, die er in sich trug, die Furcht, der Hass, waren stark. Es war die Essenz des Schwarzen Drachen, der mit ihm verschmolzen worden war; sie kämpfte gegen eine Clanbarriere an, die immer noch bestand.
    Arak-si! Das trockene Flüstern der uralten Stimme des Drachen durchdrang sie, erkannte sie. Sie sah die wirbelnde Dunkelheit und hörte das Echo einer Stimme, die vor Schmerz schrie. Jared. Ihr Wille zu heilen bäumte sich auf, brach aus ihr hervor, und sie schleuderte die helle Energie gegen die Kraft des Drachen. Er wich zurück, brüllte vor Schmerz, und sie spürte, wie sein Griff schwächer wurde. Aber dann geschah etwas Unvorhergesehenes: Sie prallte gegen eine unsichtbare Mauer. Jemand schrie, ein Schrei scheußlicher Qual, und eine Hand packte sie und schleuderte sie fort. Sie traf auf die Teppiche; die Härte des Bodens unter ihr verschlug ihr den Atem. Keuchend öffnete sie die Augen. Das Schreien hatte aufgehört; Jared kniete auf dem Boten und sog zitternd die Luft ein, während Alterin, aus deren Augen Tränen strömten, versuchte, ihn zu erreichen. Der Strick lag wieder um ihren Hals und war straff gespannt. Azoth stand über den beiden.
    »Geh«, sagte er zu Jared. Jared erhob sich und verließ das Zelt; er sah Alterin nicht an, die ihm, immer noch weinend, nachsah. Azoth wandte sich Shaan zu; die Wut in seinem Blick ließ sie zusammenzucken. Er war bleich vor Zorn; seine Augen loderten
indigoblau. Wortlos schritt er zu ihr und versetzte ihr einen heftigen Schlag ins Gesicht. Ihr Kopf wurde zurückgeschleudert; Schmerz brannte auf ihrem Wangenknochen. Mit einem schrillen Schrei trat sie nach ihm, aber er bekam ihren Fuß zu fassen und schlug sie noch einmal so kräftig, dass ihr alles vor den Augen verschwamm. Zornig versuchte sie, auf die Beine zu kommen, aber er hatte ihr plötzlich die Hände um den Hals gelegt, kniete über
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