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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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du, dass wir eine Chance haben?«, fragte er.
    Rorc hob sein Schwert auf, sah zu, wie der Lampenschein über die Klinge glitt, und lächelte leicht. »Wir hatten nie viel Hoffnung, einen Gott zu besiegen, Tallis.« In seinen Augen lag das ruhige Hinnehmen des Schicksals, das Wissen um das, was ihnen bevorstand. »Wir kämpfen, weil es sein muss. Wir dürfen ihn nicht einfach wieder nehmen lassen, worum wir so hart gekämpft haben. Wir kämpfen, um anderen die Hoffnung zu schenken, zu überleben. Und an der Stelle kommt ihr dann ins Spiel, du, deine Schwester – und die Vier, wenn sie denn erscheinen. Ihr seid unsere Hoffnung, Tallis, du und Shaan. Wir anderen« – sein Mund verzog sich zu einem selbstironischen Lächeln – »sind bloße Sterbliche, wir sind die Ablenkung, und ich glaube, das ist alles, was wir je waren. Diese Schlacht spielt sich zwischen dir und deinem Schöpfer ab. Du und Shaan, ihr beiden werdet über unser Schicksal entscheiden. Die Führer planen ihre Spielzüge langfristig, Tallis. Das weißt du.« Er schob das Schwert in die Scheide, überprüfte noch einmal das Messer, das er ans Bein geschnallt trug, und die kurze Klinge an seinem linken Arm. Tallis fehlten die Worte. Er wusste, dass sein Vater recht hatte, und es gefiel ihm ganz und gar nicht.
    »Komm«, sagte Rorc, »wir müssen eine Armee aufstellen.« Er legte Tallis kurz die Hand auf die Schulter, als er an ihm vorbeiging. »Überlebe dies alles hier, um deiner Mutter willen, Sohn«, sagte er sanft. »Gute Jagd.« Dann war er fort.
    Tallis zögerte; ein seltsames Gefühl machte sich in seinen Eingeweiden breit. Es war das erste Mal, dass Rorc ihn »Sohn« genannt hatte. Etwas wie Akzeptanz, oder vielleicht Erleichterung, überkam ihn, aber er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, und folgte Rorc stattdessen zu der Armee, die sich sammelte.
    Balkis hatte die Hauptleute schon geweckt. Alle zehn waren wach und ordneten die Kämpfer zu Trupps. Balkis und Rorc würden sie anführen, und sie würden Azoths Front schräg angreifen und ihn so zwingen, seine Attacke auf eine Seite zu konzentrieren. Es war ein kühner Plan, und Tallis hoffte, dass Hashmael und seine Clankrieger rechtzeitig eintreffen würden, um das langsame Wenden von Azoths Armee auszunutzen und ihr in die rechte Flanke zu fallen, bevor sie dezimiert wurden. Er und Attar würden die Drachen und ihre Reiter in der Luft anführen und versuchen, Azoths Drachen – alle hundertfünfzig, oder wie viele es auch waren – davon abzuhalten, ihre Krieger aus der Luft niederzumetzeln.
    Tallis sah zu, wie sich die Männer und eine kleine Anzahl von Kämpferinnen versammelten. Alles sprach gegen sie – sie waren kaum fünfhundert Menschen und nur elf Drachen –, aber die Verzweiflung, von der er glaubte, dass er sie hätte verspüren sollen, stellte sich einfach nicht ein. Er empfand nur das Gefühl seiner Macht, die in ihm so lebendig war, als sei sie selbst kampfesdurstig. Er ging auf Balkis zu und erreichte ihn zur gleichen Zeit wie ein weiblicher Hauptmann.
    »Marschall«, sagte die Frau, »ich habe ein paar Läufer zur Schmiede geschickt, um alle verbliebenen Waffen zu holen.«
    »Gut.« Balkis sah Tallis über ihre Schulter hinweg an. Die jüngeren Burschen, die mit den Rekruten gekommen waren – insgesamt neun, und alle noch keine fünfzehn Jahre alt –, waren gegen ihren Willen gezwungen worden, als Meldeläufer zu dienen.
    »Sorgt dafür, dass sie alle mit einer kurzen Klinge bewaffnet sind, aber lasst sie nicht glauben, dass sie sich den Abteilungen anschließen können«, sagte er.
    »Zu Befehl.« Sie lief davon, um die Jugendlichen, die widerspenstig dreinsahen, lauthals zusammenzustauchen.
    »Es ist fast so weit«, sagte Balkis, und Tallis sah in seinen Augen dieselbe ruhige Bereitschaft, die schon von einem Anflug von Kampfeslust gefärbt war.
    Tallis streckte ihm die Hand hin. »Pass auf dich auf.«
    Balkis zögerte, ergriff dann kurz seine Hand und drückte sie fest. »Du auch.« Seine blauen Augen hatten einen dunklen Glanz, und Tallis rechnete damit, dass er noch etwas anderes sagen würde, aber er nickte nur und ging davon. Tallis fragte sich, ob er ihn lebendig wiedersehen würde.
    Die Armee sammelte sich auf der Freifläche, auf der die meisten Soldaten kampiert hatten. Alle Zelte waren abgebrochen worden, die Kochfeuer ausgetreten, und die weite Fläche war nun von Kriegern erfüllt, die bewaffnet und kampfbereit in Abteilungen Aufstellung genommen

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