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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
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hatten. Die Sonne begann vor ihnen aufzugehen; graues Licht kroch über die Erde und trieb Schatten vor sich her. Es lag noch ein leichter Hauch von Kühle und fortgesetzter Nacht in der Luft, aber Tallis ahnte jetzt schon, dass der Tag heiß werden würde. Es war kein Wind aufgekommen, und der Klang von Stahl, der geschärft wurde, und die Rufe der Hauptleute trugen in der Stille weit.
    Abseits, unter den alten Obstbäumen, redeten seine Mutter und Irissa miteinander. Ein paar andere scharten sich um sie, Frauen und ältere Männer, die mit den Rekruten gekommen waren, um so gut zu helfen, wie sie nur konnten. Sie würden auf die Verwundeten warten – wenn es denn welche gab. Vor seinen Augen umarmte Irissa Mailun und ging dann auf die Armee zu. Sie sah Tallis nicht, und er dachte, dass er sie, falls sie heute starb, so in Erinnerung behalten würde: schön, stark, bereit, ihrer Furcht ins Auge zu sehen. Er fing den Blick seiner Mutter auf, und sie reckte die zur Faust geballte Hand hoch. Dann ging er zu Attar und den wartenden Reitern hinüber, und sie stiegen auf dem steilen Pfad die Klippe hinauf.
    Attar mit eingerechnet waren es sieben Männer und drei Frauen, und alle waren sehr erfahrene Reiter, aber Tallis machte sich Sorgen, wie sie sich gegen Azoths Armee schlagen würden.
    Arak-ferish , zischte Marathin. Die elf Drachen drängten sich oben auf der Klippe; ihr Eifer und ihre Furcht hallten laut in seinem Geist wider, und er spürte das Echo ihrer Begrüßung.
    Die Sonne war über die Berge aufgestiegen, und jetzt konnte er die dunkle Masse von Azoths Armee auf sich zukommen sehen. Er legte Marathin eine Hand auf die Haut, spürte das tröstliche Pulsieren ihres Bluts im Gleichklang mit seinem eigenen.
    Kämpfen oder sterben , zischte sie.
    Kämpfen. Er sah ihr in die Augen.
    Die Reiter standen schon neben ihren jeweiligen Drachen bereit, als Rorc aufs Plateau hinaufkam, um Azoths Armee im Sonnenlicht zu erblicken. Die fahlroten Ebenen, die sich vor ihnen erstreckten, waren dunkel vor zahllosen marschierenden Scanorianern und Alhanti, die noch weit genug entfernt waren, um wie eine Reihe Ameisen oder eine schwarze Flut zu wirken, die sich ihnen langsam näherte. Über der Armee flogen Drachen mit lang ausgestrecktem Körper; dann und wann drangen ihre Rufe schwach mit dem Wind bis zu ihnen hinüber.
    Rorc ging an Tallis vorbei, um zur Armee zurückzukehren; im Vorüberkommen nickte er ihm zu, ob voll Entschlossenheit oder zum Abschied, wusste Tallis nicht.
    Die Sonne fühlte sich heiß an, als er sich den Haldar auf den Kopf band und den Lederhelm, den Attar ihm anbot, mit einer Handbewegung ablehnte. Heute würde er wie ein Clansmann in die Schlacht ziehen, obwohl er auf einer Drachin ritt und über eine Macht gebot, die seinesgleichen fremd war.
    »Aufsitzen!«, rief er, und der kleine Trupp kletterte auf die Rücken der Drachen. Fliegt hoch, kämpft gut , rief er den Tieren ringsum zu; den Reitern befahl er: »Hört auf eure Drachen! Ich werde ihnen Anweisungen erteilen, und sie werden sie an euch weitergeben. Denkt an den Plan.«
    Die Männer und Frauen erwiderten seinen Blick mit entschlossener Miene; die Furcht war ihnen kaum anzumerken. Schwungvoll hoben die Drachen einer nach dem anderen ab, geführt von Marathin.
    Sie flogen hoch empor und kreisten über der Armee. Fünfundvierzig Mann ritten auf Muthus, während die anderen vierhundertfünfzig zu Fuß gingen, Rorc und Balkis in ihrer Mitte. Tallis glaubte, Irissa in der Abteilung auf dem linken Flügel inmitten eines Trupps von Speerwerfern sehen zu können. Er war froh, dass Rorc sie dort aufgestellt hatte; der rechte Flügel würde beim Angriff an vorderster Front sein, also würde das ihr vielleicht mehr Zeit verschaffen, zu überleben. Hinter ihnen kamen Mailun und ihre kleine Schar notdürftig ausgebildeter Heiler mit zwei Muthus, die jeweils einen Karren zogen; diese waren mit Wasser, zusätzlichen Waffen und anderem Material beladen.
    Es war eine sehr kleine Streitmacht, wenn er sich ansah, was für einer Armee sie entgegenzogen. Er richtete die Armbrust, die er hielt, neu aus und überprüfte die Bolzen, die an Marathins Geschirr geschnallt waren. Schon jetzt spürte er die anrückende Drachenhorde, und irgendwo zwischen ihnen Azoth. Shaan war kaum ein Funken von Bewusstsein tief drinnen.
    Tallis drängte Marathin, tiefer zu fliegen, über die Armee hinwegzugleiten. Hinter ihr hörte er die anderen Drachen folgen; ihre Flügel schlugen in
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