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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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tun lassen«, sagte sie. »Ich habe das Recht, seine Schuld einzutreiben, wenn sie unbeglichen bleibt. Und du hast sie nicht beglichen. Du bist kein Risiko eingegangen, du hast sein Leben nicht über dein eigenes gestellt. Jetzt ist es an mir, es an seiner Stelle einzufordern.«
    Er zuckte vor dem schieren Zorn in ihrem Tonfall zurück. Er wollte ihr sagen, dass er es getan hätte, wenn er gekonnt hätte, dass er Jareds Platz eingenommen hätte, wenn er gekonnt hätte, aber er hatte es nicht getan. Es war zu spät. Aber es war nicht zu spät für sie.
    »Ich werde diese Schuld begleichen, wenn du es verlangst«, sagte er leise. »Aber du musst mich nicht darum bitten, Ris. Ich würde mein Leben mit Freuden für deines hingeben. Und ich würde dich jetzt mein Herz durchbohren lassen, wenn ich glaubte, dass uns das Jared zurückbringen würde. Aber ich weiß, dass es nicht dafür sorgen wird. Alles, was ich tun kann, ist, dich zu bitten, mir die Gelegenheit zu geben, gegen den zu kämpfen, der ihn genommen hat. Zu versuchen, diese Untat wiedergutzumachen.«
    Sie stand einen Moment lang da und starrte ihn an, atmete in raschen, abgehackten Zügen. Es erinnerte ihn an einen Zeitpunkt, als sie beide noch Kinder gewesen waren und er ihr einen Streich gespielt hatte. Er hatte während eines Jagdausflugs einen Teil ihrer Beute gestohlen, so dass Irissa verloren hatte, als Miram gekommen war, um ihre Fähigkeiten zu beurteilen. Sie hatte es herausgefunden und danach genau so vor ihm gestanden, wie sie es jetzt tat, rasch und heftig atmend; er war von Scham erfüllt gewesen. Er hatte es so gern zurücknehmen wollen – es aber nicht gekonnt. Genauso, wie er jetzt ihren Schmerz nicht fortnehmen konnte.
    In ihrem Gesicht stand ein sehnsüchtiger Ausdruck, und plötzlich wünschte er sich verzweifelt, sie trösten zu können. Er griff nach ihrer Hand, aber sie trat zurück und ging davon, ver schwand wieder in der Kuppel.
    Er stand einen Moment lang schweigend da; sein Brustkorb fühlte sich so zusammengekrampft an, dass er glaubte, seine Knochen würden bersten. Seine Mutter musste auf ihn gewartet haben, denn er hörte sie hinter sich wieder aufs Dach treten. Sie berührte ihn nicht, stand einfach nur bei ihm, lauschte den Geräuschen der Nacht.
    »Sie wird mir nie verzeihen«, sagte er leise, und als er es sagte, verspürte er einen fürchterlichen Schmerz, als er begriff, wie groß sein Bedürfnis war, von ihr wieder ohne Ekel oder Wut angesehen zu werden.
    Mailun seufzte und sagte: »Sie hat dir schon vergeben, Sohn; sie selbst ist diejenige, der sie nicht verzeihen kann.«
    »Was meinst du?«
    »Wenn sie sagt, sie wünsche, dass du dein Leben für das ihres Bruders gegeben hättest, so tut sie das nur, weil sie froh ist, dass du es nicht getan hast, und sich selbst dafür hasst.« Sie schob ihre Hand in seine und sah mit einem traurigen Lächeln zu ihm hoch. »Sie liebt dich schon lange, Sohn. Ich bin überrascht, dass du so blind sein konntest.«
    Liebte ihn? Er fühlte sich plötzlich ausgehöhlt. Sie konnte ihn nicht lieben, er war … Arak-ferish . Von Drachenart, ein Kind des Todes. Als er an die Drachen dachte, hörte er Marathins zischendes Flüstern und spürte, wie sie und Haraka sich der Kuppel näherten. Sie waren von einer wilden, feurigen Erregung erfüllt, die er nicht recht begreifen konnte, während sein Geist sich bemühte, zu verstehen, was seine Mutter gesagt hatte.
    Mailun rieb ihm mit einer Hand den Rücken. »O Sohn«, sagte sie, »es ist hart, dass wir nie wählen können, wen wir lieben.«
    »Das ist nur allzu wahr«, sagte eine tiefe Stimme, und Mailun versteifte sich; die Farbe wich aus ihrem Gesicht, als sie sich beide umdrehten und sahen, dass Rorc auf dem Dach hinter ihnen stand.
    Eine ganze Weile lang sahen sie einander an.
    »Sei mir gegrüßt, Rorc«, sagte Mailun. Ihre Stimme zitterte nicht, aber Tallis hörte ihr die Furcht an.
    Rorc war so reglos, dass er wie eine Statue wirkte. Tallis bemerkte, dass Attar mit angespannter Miene mehrere Schritte hinter ihm stand; er war sich bewusst, dass nicht alles in Ordnung war.
    »Wie kommst du hierher?«, fragte Rorc und dann sah er wie getrieben von ihr zu Tallis und verstand. »Du bist seine Mutter«, sagte er.
    Sie nickte, die Lippen eng geschürzt, den ganzen Körper aufs Äußerste angespannt, und Tallis sah, wie Rorc die Jahre im Kopf ausrechnete, ihn ansah, sie ansah, und dann den Moment, in dem er begriff, was das bedeutete.
    »Er ist von

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