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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Zischen eines Luftzugs ertönte, und sie rollte sich gerade in dem Augenblick nach links, als eine Klinge über ihren Kopf hinwegsauste und sich neben ihrem Ohr in den Boden grub. Bevor die Wache das Schwert wieder herauszerren konnte, trat Shaan zu und traf die Oberschenkel des Mannes, so dass er zurückstolperte und ihr genug Zeit verschaffte, auf die Beine zu kommen. Aber er erholte sich schnell.
    »Halbblut!«, zischte er und machte einen Satz auf sein Schwert zu.
    Der Abscheu in seinem Blick entsetzte Shaan, und sie spürte, wie sich die Anspannung in ihr in Reaktion darauf verschob: Ärger und Zorn wallten in ihr auf und damit ging einher, dass sich etwas Dunkles aufrollte. Die Klinge des Mannes stürzte auf sie ein, und die Welt schien sich zu verlangsamen; ein seltsames Grau erfüllte ihr Blickfeld. Er würde sie töten. Die Dunkelheit in ihr brach hervor. Mit einem Zähnefletschen sprang sie vorwärts, duckte sich unter der Klinge hindurch, die linke Hand geöffnet, so dass sie hart auf die Brustplatte seiner leichten Rüstung traf. Sie spürte sein Herz schlagen, sah Blut schnell durch seine Adern strömen, das fettige Gewicht seiner Leber, die rauchgeschädigten Zellen in seiner Lunge. Schon tot . Der Gedanke kam ihr wie etwas Fremdes, und Licht ging von ihr aus und drückte auf sein Herz.
    Halt an.
    Das Schwert fiel ihm aus der Hand. Er erschauerte, keuchte und klammerte sich mit aufgerissenen Augen an sie.
    Halt an.
    Sie drückte zu, und er stürzte, riss sie mit.
    Halt jetzt an .
    Sie kniete über ihm und spürte, wie sich seine Herzklappen schlossen, das Blut langsamer floss. Seine Augen fielen zu, seine Atmung kam zum Erliegen. Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann war Tallis in ihrem Verstand. Shaan? Seine Stimme holte sie zurück. Sie betrachtete den toten Mann. Blut strömte ihm aus dem Mund. Was hatte sie getan?
    Aran und Nilah starrten sie an. Sie stand auf und sah die anderen beiden Wachen tot auf dem Boden liegen. Aran hatte einen flachen Schnitt quer über die Brust, aus dem langsam Blut sickerte.
    »Wir müssen weg.« Rafe erschien plötzlich in der Tür. Seine dunklen Augen sahen erst den Wachsoldaten am Boden, dann Shaan ausdruckslos an. »Es kommen noch mehr.«
    Aran rührte sich als Erster. »Führerin, zieht Euch einen Mantel und Schuhe an.« Nilah gehorchte.
    »Dein Messer.« Aran reichte Shaan die Klinge; sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie sie hatte fallen lassen. Das Messer fühlte sich in ihrer Hand kalt und zu schwer an. Sie schloss die Finger darum.
    »Komm.« Er wandte sich ab, und sie folgte ihm durch die Tür, Nilah hinter sich und Rafe als Schluss.
    Sie rannten durch das Wohnzimmer zum Fenster. Aran sprang als Erster hinaus, Shaan als Nächste; ihr Herz hämmerte, und ihre Beine waren wackelig, als sie auf dem Boden landete. Rafe ließ Nilah über die Fensterbank hinab und kletterte dann hinter ihr hinaus. Die Morgendämmerung erhellte den Himmel. Die Wachablösung würde gleich stattfinden.
    »Zur Mauer«, sagte Aran.
    Sie rannten über den nassen Boden, duckten sich zwischen den Bäumen hindurch. Schwach hörte Shaan den Klang von erhobenen Männerstimmen, die alarmiert aus den Gemächern der Führerin erschollen.
    Rafe packte Nilah am Arm und versuchte, sie schneller mitzuziehen. »Lauft, Führerin!«
    »Tue ich doch!« Nilah keuchte.
    Vor ihnen drehte Aran sich im Laufen um und zog die Augen zusammen. Shaan warf einen Blick über die Schulter. Wachen sprangen aus den Fenstern und rannten ihnen nach; sie bewegten sich schnell.
    »Rafe!«, rief Aran, und der Verführer ließ Nilahs Arm los.
    »Lauft zur Mauer«, sagte er zu Shaan; dann blieben beide Männer stehen und kehrten zu den verfolgenden Wachen um. Im Laufen zogen sie die Schwerter.
    »Komm weiter, Nilah!«, rief Shaan und rannte zur Mauer. Das Geräusch von Stahl, der auf Stahl prallte, erfüllte die Luft hinter ihnen, während sie durch den Garten liefen und auf dem nassen Gras beinahe ausrutschten, als sie um das letzte Gehölz schlitterten.
    »Das Seil!« Shaan deutete darauf. »Klettere daran hoch.«
    »Was?« Nilahs Gesicht verzog sich vor Besorgnis.
    Shaan ergriff das Seil und stieß es ihr in die Hände. »Komm schon, tu’s einfach!«
    Weitere Wachsoldaten kamen um die Ecken des Gebäudes herum, insgesamt acht Mann. Warum waren sie alle noch hier? Es bestand keine Möglichkeit für Aran und Rafe, sie alle aufzuhalten.
    »Nilah, da hoch !«
    Nilah begann zu klettern, zerrte sich selbst hoch; ihre

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