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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Dunkelheit der Straße verhüllte sie. Aran sah sich permanent um; seine scharf geschnittene Nase war oft im Profil zu sehen, während Rafe ruhig dasaß, als lausche er auf jeden Atemzug in der Stadt.
    »Haltet hier an«, sagte Aran leise zu dem Kutscher, der das Muthu zum Stillstand brachte. Sie hatten die Straßen erreicht, die zum Tor beim Obstgarten führten. Die drei Passagiere stiegen aus; ohne sich umzusehen schnalzte der Muthulenker mit den Zügeln, und der Karren rollte davon. Leder knarrte und Hufe trafen dumpf aufs Straßenpflaster. Die wenigen Straßenlaternen beleuchteten die behauenen Säulen der Handelshäuser der reichen Kaufleute mit sanftem, orangefarbenem Schein. Die drei traten in die Schatten an einer Mauer und hörten dabei plötzlich einen Chor nichtmenschlicher Schreie aus Richtung der Drachenanlage über die Stadt tönen. Die Drachen kamen. Shaan starrte in den schwarzen Himmel hinauf. Sie konnte von dort, wo sie sich befand, nur blasse Sterne und Dächer sehen, aber sie konnte die Präsenz ihres Bruders in der Brust hell und heiß auflodern fühlen, als er den Drachen in der alten Sprache ihres Bluts Befehle erteilte.
    Aran sagte: »Rorc lässt wohl jetzt gerade die Tore öffnen.«
    Ein Schwarm Brandpfeile flammte plötzlich in der Luft auf und erleuchtete die Nacht; einen kurzen Augenblick lang sah Shaan ein Aufblitzen von Flügeln.
    »Es ist an der Zeit. Bereit?« Aran sah erst Rafe, dann Shaan an. Sie nickte und folgte ihnen dichtauf, als sie in ein kurzes Gässchen einbogen, das gewunden zwischen zwei hellen Steingebäuden hindurchführte.
    Am Ende blieben sie stehen. Direkt gegenüber von ihnen erhob sich die Palastmauer gut beleuchtet zwanzig Fuß über die Straße. Das Obstgartentor lag zu ihrer Linken; es wurde von zwei Männern bewacht. Es waren keine Palastwachen, und sie trugen die Bewaffnung echter Soldaten, aber von dort aus, wo sie standen, mussten sie in der Lage sein, die Drachen zu sehen, und beide hatten sich der Drachenanlage zugewandt.
    Aran hob die Hand, um seinen Begleitern zu bedeuten, sich nicht zu rühren; dann bewegte er sich mit unglaublicher Geschwindigkeit, raste auf die Soldaten zu und schlug in einem eleganten Wirbeln von Fäusten den ersten Mann ohnmächtig, bevor der andere es auch nur bemerkte. Noch eine Bewegung, dann lag auch der zweite Soldat am Boden. Es geschah binnen Sekunden und in völliger Stille. Rafe und Aran fesselten und knebelten die Männer und schleiften sie in die Schatten der engen Gasse.
    Shaan kämpfte gegen den Drang an, die bewusstlosen Männer zu heilen, während sie Aran in den dunklen Obstgarten folgte. Sie gingen durchs nasse Gras, nahmen den kürzesten Weg, hielten sich von allen Fenstern fern, aus denen jemand hätte blicken können. Hier gab es keine Lampen, und das Licht der Mauerlaternen verblasste, sobald sie sich unter den Bäumen befanden. Sie hörten aus der Ferne das Geräusch von Rufen und die Schritte gestiefelter Füße, als Alarm gegeben wurde, dass Drachen die Stadt angriffen.
    Binnen Minuten hatten sie die innere Mauer erreicht und standen vor der verschlossenen Tür. Sie warteten, bis die Umgebung ruhig war; dann machte sich Aran an den Türangeln zu schaffen und zwang sie mit einem kräftigen Messer auseinander. Mit Rafes Hilfe hob er die schwere Tür lautlos aus den Angeln. Der Flur war leer. Die drei schlichen an Shaans früherem Zimmer vorbei und spähten dann um die Ecke des Korridors zum Eingang. Eine Menschentraube strömte auf den Haupthof hinaus; erhobene, verängstigte Stimmen ertönten. Die Wachen, die das Tor hätten im Auge behalten sollen, waren verschwunden, und die schwere Holztür war offen gelassen worden.
    Sie verließen das Gebäude leise und machten in den Schatten der Kolonnade halt, die vor dem Gebäude entlangführte. Zur Rechten lag das Badehaus, ein langer, niedriger Bau, und zu ihrer Linken ein kleiner Speicher, der in einigem Abstand von der Umfassungsmauer errichtet war.
    Aran ging voran zum Lagerhaus und überquerte die Freifläche zwischen dem Ende des Säulengangs und den Schatten des kleineren Gebäudes. Die Mauer hinter dem Lagerhaus war drei Fuß dick und zwanzig Fuß hoch, die stärkste innere Mauer im Palast; auf der anderen Seite davon lagen die Gärten der Führerin und ihre Schlafgemächer.
    Am Fuß der Mauer blieb Aran stehen, und Rafe reichte ihm mehrere Stahlstacheln, die alle mit klauenartigen Haken ausgestattet waren und in einer kleinen Metallzunge ausliefen. Aran

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