Der Verrat: Thriller (German Edition)

ihre Arme und küsste mich auf den Mund. »Du bist eine absolute Glucke, Steph. Du musst lockerer werden«, tadelte sie mich.
    »Sei dankbar, dass sich jemand etwas aus dir macht, Süße«, sagte George, als der Aufzug kam.
    Wir lachten alle. Und ich ging nach Haus und dachte nicht mehr an Scarletts Rückenschmerzen. Wieder mal ahnte ich nichts.

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    I ch kaufe keine Boulevardblätter, es sei denn aus beruflichen Gründen. Aber ich werfe schon mal einen Blick auf die Schlagzeilen, wenn sich jemand im Zug oder in einem Café hinter seiner Zeitung versteckt. Ich bin ja schließlich auch nur ein Mensch. Und auf diese Weise erfuhr ich vom baldigen Tod meiner Freundin.
    Aus Fairness gegenüber Scarlett sollte ich sagen, dass sie es mir nicht verheimlichte. Sie selbst hatte die Bestätigung dieser Neuigkeit erst am Abend vorher bekommen. Sie war einfach noch nicht so weit, sie mit irgendjemandem zu teilen. Und ganz bestimmt war sie nicht so weit, die ganze verdammte Scheißwelt wissen zu lassen, dass bei ihr Krebs im Endstadium diagnostiziert worden war.
    Lauthals verkündeten die Schlagzeilen: SCARLETTS TODESURTEIL. TV-STAR HAT NUR NOCH WOCHEN ZU LEBEN. Ich war auf einen schnellen Milchkaffee ins Costa Coffee gegangen, aber stattdessen schlug mir die schlimmstmögliche Nachricht entgegen.
    Ich hätte dem mit Gips beklecksten Arbeiter die Daily Herald, die er las, am liebsten aus den Fingern gerissen. Aber die Vernunft behielt die Oberhand, und ich rannte aus dem Café und die Straße hinunter zum nächsten Zeitungshändler. Ich griff mir eine Zeitung vom Regal und warf ein Pfund auf den Ladentisch, ohne auf das Wechselgeld zu warten.
    Dann stand ich dort auf der Straße, wo die Sonne schien, als gäbe es etwas zu feiern, und las die schreckliche Nachricht.
TV-Moderatorin Scarlett Higgins bekam die Diagnose unheilbarer Krebs. Der ehemalige Goldfish-Bowl -Star erfuhr, sie habe nur noch einige Wochen zu leben.
Letztes Jahr hatte sich Scarlett wegen Brustkrebs in Behandlung begeben. Nach einer Operation und der Chemotherapie bekam sie Entwarnung. Aber jetzt wurde ihr von ihren Ärzten mitgeteilt, sie habe mehrere Metastasen, die wichtige Organe und die Wirbelsäule befallen haben. Die Krebserkrankung ist inoperabel.
Jemand aus dem Ärzteteam sagte: »Leider ist es eine sehr schlechte Nachricht. Die Tests haben unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt.«
Scarlett wollte sich gestern Abend nicht dazu äußern. Ihr Agent, George Lyall, sagte: »Es ist eine niederschmetternde Nachricht. Ich bitte Sie, Scarletts Privatsphäre zu respektieren, während sie dies verarbeitet.«
Es ist tragisch für Scarlett, dass erst letztes Jahr ihr Ex-Mann, der DJ Joshu, nach einer Überdosis starb. Fortsetzung S. 3–4.
    Der Rest des Artikels war eine Wiederaufnahme von Scarletts Werdegang und Karriere, aufwendig gestaltet mit Fotos von Joshu, Scarlett mit Jimmy, Scarlett (oder möglicherweise Leanne), wie sie aus einer Limousine heraustaumelte, Scarlett mit Glatze und Badeanzug, wie sie für ihr Benefiz-Swimathon für Timonescu warb. Meine Augen überflogen den Artikel, aber ich konnte nichts wirklich aufnehmen. Nach dieser Nachricht war ich erschüttert, betäubt und total fertig.
    Ich faltete die Zeitung zusammen und ging die kurze Strecke zu Fuß nach Hause. Es war, als hätte ich vergessen, wie man geht. Jeder Schritt des Weges erforderte Konzentration wie damals nach dem Unfall, als ich wieder lernen musste, richtig zu laufen.
    Ich weiß nicht mehr, wie ich es nach Hause schaffte, aber an der Haustür kam ich wieder zu mir und steckte tastend den Schlüssel ins Schloss. Als ich in der Wohnung war, wusste ich nicht recht, was ich tun sollte. Mein erster spontaner Impuls war, Scarlett anzurufen, aber ich war nicht sicher, dass das in meinem jetzigen Zustand eine gute Idee wäre. Ich fühlte mich benommen und betäubt und war nicht in der Lage, die richtigen Zusammenhänge herzustellen. Also rief ich stattdessen George an. Er wusste immer, was zu tun war.
    Ich musste zwei Minuten warten, bemerkte es aber kaum. Und dann erklang seine tiefe, wohlklingende Stimme. Zuvor hatte ich nie bemerkt, wie tröstlich seine Stimme ist. Aber andererseits hatte ich ja noch nie Trost von ihm gebraucht. »Stephanie, meine Liebe, Sie haben die schreckliche Neuigkeit gehört, nehme ich an?«
    »Ist es wahr?«
    »Bedauerlicherweise ist es wahr. Es tut mir so leid, Stephanie. Ich weiß, wie gern Sie sie mögen. Und umgekehrt. Wir haben keine Ahnung, wie die