Der Verrat: Thriller (German Edition)
einer Verbindung zu Scarlett entführt. Wie eine verrückte Sammlung von Souvenirs.« Er schlug mit der geballten Faust auf die Arbeitsfläche. »Nenn es Aberglaube, wenn dir das hilft. Aber ich möchte einfach nicht, dass die Leute, mit denen wir über Jimmy reden, ausflippen, weil sie Anrufe von der Polizei bekommen und zu einem möglichen Mord befragt werden. Man kann sich nichts Besseres ausdenken, um Menschen völlig zum Schweigen zu bringen.«
»Du möchtest also abwarten? So lange mit niemandem von der Polizei in Essex über Leanne reden, bis wir Jimmy zurückhaben?«
Sie beobachtete, wie seine Haltung sich versteifte, und wusste, er bereitete sich bereits innerlich darauf vor, dass sie Jimmy nicht zurückbekommen würden. Stephanie wünschte, sie hätte das nicht bemerkt. Denn niemals würde sie sich eingestehen, es auch nur im Entferntesten für möglich zu halten, dass das passieren könnte. Jemand musste das Feuer am Brennen halten. Und wenn das eine Distanz zwischen ihr und Nick schaffen würde, so schlimm es auch wäre, sie würde trotzdem dort anrufen.
»Ja, das dachte ich«, er wandte sich ihr wieder zu und hob fragend die Augenbrauen.
»Ich werde nicht mit dir streiten. Niemand außer uns scheint Leannes Verschwinden bemerkt zu haben. Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Unterschied macht, ob wir jetzt oder erst in einem Monat Alarm schlagen.«
Nicks Antwort wurde von Stephanies Handy abgeschnitten, das auf der Arbeitsfläche zu vibrieren begann. »Nachricht von Leanne«, stellte sie fest und griff nach dem Gerät. Nick beugte sich über ihre Schulter, so dass er mit ihr die SMS lesen konnte. »Denke nicht, dass es ’ne gute Idee ist, uns zu treffen. Zu traurig für Jimmy und für mich. Sorry L x.«
Stephanie spürte einen Stich im Herzen. Nick hatte mit seiner Vermutung nicht danebengelegen. »Du hattest also recht«, meinte sie tonlos. »Das ist nicht Leanne.«
»Aber es ist jemand, der möchte, dass wir glauben, Leanne sei noch am Leben. Jemand, der nicht weiß, dass wir in Spanien waren.«
»Das grenzt es jetzt nicht unbedingt ein.«
»In gewisser Hinsicht schon, Stephanie. Also, ihre spanischen Freunde sind schon mal aus dem Spiel. Die Nachricht von unserem Besuch wird sich herumgesprochen haben wie ein Lauffeuer. Wenn einer von denen für ihren Tod verantwortlich gewesen wäre, dann hätte er niemals die SMS beantwortet. Wer auch immer Leanne umgebracht hat – es ist in England passiert, bevor sie nach Spanien zurückkehren konnte.«
Noch bevor Stephanie antworten konnte, klingelte es an der Tür. Nick ging öffnen und begrüßte George, der zögernd eintrat.
Er wirkte vorsichtig wie eine Katze, die neues Territorium erkundet. Stephanie stand vor der Fensterfront, so dass gleich beim Eintreten das volle Panorama auf George wirken würde. Er schien es jedoch überhaupt nicht wahrzunehmen und kam direkt zu ihr herüber. Er nahm ihre Hände in die seinen und bedachte sie mit einem eindringlich forschenden Blick. »Meine liebe Stephanie«, hob er mit sorgenvoller, samtweicher Stimme an. »Sie müssen völlig außer sich sein. Was für eine schreckliche Erfahrung für Sie.« Er blickte über die Schulter zu Nick. »Ich bin mir sicher, dass Nick schon alle nötigen Maßnahmen ergriffen hat, doch wenn ich irgendetwas tun kann, um zu helfen, dann sagen Sie es mir, bitte. Ich stehe Ihnen zur Verfügung.«
Stephanie schloss die Augen, um die Tränen zurückzuhalten, die ihr als Reaktion auf seine Worte kamen. »Um Gottes willen, George. Können Sie bitte aufhören, so furchtbar nett zu sein? Ich kann im Moment alles vertragen, nur keine Nettigkeiten.«
Er lachte leise und zog sie in freundschaftlicher Umarmung an sich. »So ist es recht.« Er trat zurück, schaute sich zum ersten Mal richtig um und musterte die zwölf oder mehr Gitarren, die an der Wand hingen oder auf Instrumentenständern ruhten. »Sehe ich das richtig, dass Sie auch Musiker sind, Sergeant Nicolaides?«
»Nennen Sie mich doch Nick. Ja, ich spiele ein bisschen.« Er wies auf das weiche Ledersofa, welches seine einzige Konzession an Wohnzimmermöbel war. »Bitte setzen Sie sich. Kaffee?«
George blickte zu Stephanie, eine Augenbraue fragend angehoben. »Ja, George, den kann man trinken.«
Nick kümmerte sich um Kaffee und Kekse, während Stephanie George die ganze Geschichte von der Entführung und dem desaströsen FBI-Einsatz um Pete Matthews erzählte. Die Schilderung von Petes Erlebnissen bereitete ihm kurz eine
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