Der Verrat: Thriller (German Edition)
grimmige Genugtuung. »Geschieht dem Mistkerl recht«, schimpfte er. »Vielleicht wird ihm jetzt so langsam klar, dass Ihnen nachzustellen ihm mehr Ärger einbringt, als es wert ist.«
Als Nick zurückkehrte, kam George zur Sache. »Wie kann ich euch helfen, Jimmy zu finden?«
»Wir müssen mit jedem sprechen, der Jimmy oder Scarlett nahestand. Irgendjemand weiß, wer es getan hat. Womöglich ist sich diese Person gar nicht bewusst, was ihr Wissen wert ist«, erklärte Nick. »Die Wurzeln für dieses Verbrechen reichen wahrscheinlich tief. Deshalb müssen wir in der Vergangenheit nachforschen.«
George atmete tief ein und wieder aus. »Ich glaube nicht, dass ich dabei viel helfen kann«, entgegnete er. »Um ehrlich zu sein, hatte ich so wenig mit Jimmy zu tun, wie mir nur irgend möglich war. Ich gehöre noch zu der Generation schwuler Männer, für die Kinderlosigkeit eine unabänderliche Tatsache war. Ich bin kein großer Kinderfreund. Vor allem nicht, wenn sie noch in diesem widerspenstigen Alter sind. Scarlett wusste das und hat ihn mir deshalb nie aufgedrängt. Weder das Kind selbst, noch in Form von Geschichten über ihn.« Er verzog das Gesicht. »Warum meinen die Leute immer, dass Geschichten über ihre dämlichen Kinder so wahnsinnig faszinierend sind?«
»Ist schon in Ordnung, George. Ich habe Ihre Reaktion gesehen, wenn Jimmy auf Sie zurannte«, sagte Stephanie. »Wir haben jetzt nicht erwartet, dass Sie beobachtet haben, wie sich jemand ihm gegenüber komisch verhalten hat. Aber wir müssen mit Marina und Simon reden. Simon können wir natürlich auf der Arbeit erreichen, aber wir haben keine Kontaktmöglichkeit für Marina. Ich weiß, dass Sie einer der Treuhänder für TOmorrow sind, also ging ich davon aus, dass Sie wissen, wie man sie erreichen kann.«
George setzte ein verschmitztes, wissendes Lächeln auf. »Meine Güte, Sie sind aber wirklich nicht mehr auf dem Laufenden, Stephanie. Simon werden Sie dieser Tage bestimmt nicht mehr in der Klinik erreichen.«
»Nicht in der Klinik? Hat er einen neuen Job?«
»Neuer Job in einem neuen Land. Er ist zu Marina nach Rumänien übergesiedelt und ist jetzt medizinischer Leiter des TOmorrow-Projekts. Er kümmert sich um all die kleinen Waisenkinder.« Als er Stephanies Verwunderung bemerkte, wurde sein Grinsen breiter. »Das kommt ganz schön überraschend, was?«
»Ich bin völlig perplex«, antwortete sie. »Sind er und Marina also jetzt ein Paar?«
George machte ein verschmitztes Gesicht. »Sie kennen mich ja, meine Liebe. Ich bin ganz gewiss kein Tratschweib … Aber es muss doch einen recht dringenden Grund gegeben haben, dass er eine gut bezahlte Stelle in einer Londoner Privatklinik für die Ödnis Transsylvaniens aufgab. Meinen Sie nicht auch?«
Stephanie blickte hoch zu Nick, der es sich auf einem Gitarristenhocker bequem gemacht hatte. »Ich habe nie irgendwelche Anzeichen dafür bemerkt«, sagte sie. »Das haben die beiden gut geheim gehalten.«
»Als Scarlett auf dem Sterbebett lag, sind sie ja zwangsweise recht eng zusammengekommen.«
»Das weiß ich. Aber ich hätte trotzdem nicht gedacht, dass sie sein Typ ist.«
Auf Georges Gesicht erschien so etwas wie eine Mischung aus Mutwillen und Abscheu. »Manche Männer scheinen den gut gepolsterten Frauentyp ja unwiderstehlich zu finden. Ich nehme mal an, Simon hatte noch nie zuvor jemanden wie Marina getroffen. Und sie ist ein sehr kluges Mädchen. Sie hat einen Abschluss in Betriebswirtschaft von der Uni Bukarest.«
Zum zweiten Mal während dieser Unterhaltung war Stephanie total erstaunt. »Das hat sie nie erwähnt.«
»Nun ja, ich glaube, das war einfach kein Thema.«
»Sie war immer zurückhaltend und hat nie viel über sich erzählt«, verteidigte sich Stephanie, um gegen ihr schlechtes Gewissen anzugehen, dass sie sich nicht genug für Marina interessiert hatte. »Ich hatte immer diese Vorstellung, dass sie vor einer bewegten Vergangenheit geflohen war. Dass sie Buße tat, indem sie so hart für Scarlett arbeitete.« Dabei wurde sie rot, denn sie schämte sich, weil sie sich dämlich vorkam.
»Mir kam sie immer sehr tüchtig und clever vor«, fiel Nick ein. »Allerdings hatte ich ja nicht sehr viel mit ihr zu tun.«
George zwinkerte. »Sie hat sich auf jeden Fall als tüchtig genug erwiesen, sich Simon vor unserer Nase zu schnappen. Spielt ihr mit dem Gedanken, nach Rumänien zu fahren, um die beiden zu befragen?«
Seine Worte erinnerten Stephanie an den eigentlichen Sinn
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