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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Kriminellen.
    Vivian betrachtete das Telefon auf dem Schreibtisch. Ja, es hatte eine Lautsprechfunktion. Sie blickte Stephanie konzentriert und direkt an. »Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen eine Gelegenheit für persönliche Gespräche zu bieten. Nicht wenn wir mitten in einer so schwierigen Ermittlung sind wie dieser. Aber ich bin bereit, Ihnen die zwei Anrufe zu ermöglichen, um die Sie gebeten haben. Ich werde Sie auf Lautsprechfunktion stellen, damit ich das Gespräch hören kann, und wenn Sie abschweifen zu einem Thema, das ich für unpassend halte, werde ich eingreifen. Ist das klar?«
    Stephanie wirkte erleichtert. »Sie meinen, wenn ich Randall Parton einen autoritären Arsch nenne, dann werden Sie mir den Mund verbieten?«
    Vivian konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ich meine eher so etwas wie: ›Das FBI unternimmt jetzt dies und jenes.‹ Wen möchten Sie zuerst anrufen?«
    »Meine Eltern. Jetzt, wo die Nachricht nach draußen gedrungen ist, wird meine Mutter sich furchtbar aufregen.«
    »Für ein Gespräch nach draußen müssen Sie die Neun drücken.« Vivian schob ihr den Apparat hin und beobachtete sie beim Wählen der Nummer. Sie hörten beide, dass es klingelte. Einmal, zweimal, dann der blecherne hohle Ton einer transatlantischen Verbindung auf Lautsprechfunktion. »Hallo?«, meldete sich die Stimme einer älteren Frau, zögernd, hell und kraftlos.
    »Hi, Mum. Hier ist Stephanie.«
    »Gott sei Dank! Robert, es ist Stephanie. Wir haben uns solche Sorgen gemacht, in den Zehn-Uhr-Nachrichten haben wir gesehen, dass Jimmy entführt wurde. Wir konnten es nicht fassen. Man erwartet doch nicht, dass solche Dinge Leuten passieren, die man kennt.« Sie klang fast beleidigt, als sei die Entführung ein persönlicher Affront.
    »Es ist schon ein Schock«, sagte Stephanie.
    »Na, für uns war es auch ein Schock. Du musst dich ja schrecklich sorgen. Wie ist es passiert? Man schaut nur einen Moment nicht hin …«
    »Ich war in der Kabine und habe gewartet, dass ich abgetastet werde. Der Metalldetektor hatte sich gemeldet. Mein Bein, weißt du? Und da ist ein Mann mit ihm weggegangen.«
    »Also, das ist ja … Da sieht man mal wieder, dieses Amerika! So etwas wäre dir hier drüben nicht passiert, oder?«
    Stephanie schaute mit entschuldigendem Gesichtsausdruck zu Vivian hin, die lächelte und mit den Achseln zuckte. »Es hätte überall passieren können, Mum.«
    »Und was ist mit dir, du Ärmste? Wie geht’s dir?«
    »Gut. Ich helfe dem FBI, sich ein Bild zu machen.«
    »Dem FBI? Oh, Robert, sie ist beim FBI. Ich hätte nie gedacht, dass ein Kind von mir beim FBI landet. Ach, Stephanie, du musst ja krank sein vor Sorge. Ich hoffe, sie behandeln dich korrekt. Man hört ja alles Mögliche …«
    »Mach dir keine Sorgen um mich, Mum. Mir geht’s gut. Ihr solltet euch um Jimmy sorgen.«
    Das Geräusch eines abschätzigen kurzen Schnaufers schaffte es über die viertausend Meilen weg. »Ich wusste ja, dass es nichts als Ärger geben würde, wenn du den Jungen nimmst.«
    Stephanie kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel. Das war das Letzte, was sie jetzt brauchte. »Reden wir doch nicht schon wieder davon. Die Sache ist, dass jemand Jimmy entführt hat, und, ja, ich bin seinetwegen krank vor Sorge. Er ist ja erst fünf, Mum. Versuch dich doch mal zu erinnern, wie das ist. Ich muss jetzt Schluss machen. Ich wollte euch nur wissen lassen, dass es keinen Grund gibt, sich um mich Sorgen zu machen. Ich rufe wieder an, wenn es etwas Neues gibt.«
    Ohne noch auf eine Antwort zu warten, beendete Stephanie das Telefonat. »Meine Mutter meint, ich hätte Jimmy dem Jugendamt überlassen sollen«, sagte sie mit tiefer, dumpfer Stimme. »Sie hat ein ziemlich eingeschränktes Leben geführt.«
    Vivian wünschte oft, das Leben ihrer eigenen Mutter wäre ein bisschen eingeschränkter gewesen. Sie war Major im Geheimdienst der Armee gewesen und machte kein Geheimnis aus der Tatsache, dass sie fand, das FBI sei eine schwache Kopie im Vergleich zu ihrer eigenen Welt. Wäre ihre Mutter wie Mrs. Harker gewesen, dann hätte Vivian vielleicht nicht diesen Drang verspürt, sich ständig zu beweisen. »Mütter«, sagte sie. »Wir sind nie die Töchter, auf die sie sich Hoffnung gemacht hatten.«
    Stephanie hob überrascht den Kopf und schaute Vivian mit einem leichten, bestätigenden Kopfnicken an. »Jetzt meine Agentin?«
    Vivian streckte die Hand aus. »Nur zu.«
    Diesmal lag kein Zögern in der Stimme, die

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