Der Verrat: Thriller (German Edition)
sich meldete. »Maggie Silver«, war der selbstsichere Gruß.
»Maggie«, sagte Stephanie. »Ich dachte, ich sollte dich doch anrufen.«
»Schätzchen«, rief Maggie affektiert, und ihre Aufregung war ihr anzumerken. »Ich bin so froh, deine liebe Stimme zu hören. Ich hab eine Voicemail hinterlassen, als ich die Neuigkeit hörte. Ich konnte es nicht glauben. Wie absolut entsetzlich für dich. Und dieser arme, liebe Junge. Es ist überall auf Twitter, weißt du. Gar nicht zu reden von den Nachrichten rund um die Uhr. Sag mir doch bitte, dass sie ihn gesund und wohlauf gefunden haben.«
»Ich wünschte, ich könnte das. Aber es fehlt bis jetzt jede Spur von ihm.« Stephanie sah aus, als werde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Es ist wirklich unheimlich, Maggie. Gerade war er noch da und im nächsten Moment verschwunden.«
»Ich verstehe einfach nicht, wie das passieren konnte. Hat niemand auf Jimmy aufgepasst, während du weg warst, um durchsucht zu werden?«
»Offenbar nicht.«
»Das ist ja einfach schrecklich. Aber es bringt jetzt nichts, es jemandem vorzuwerfen. Das Wichtigste ist, Jimmy sicher zurückzuholen. Wollen sie Geld? Oder ist es eine dieser verrückten politischen Gruppen, die auf Publicity aus sind?«
»Wir wissen es nicht. Wir haben nichts gehört. Ich spreche mit dem FBI und sage ihnen alles über Jimmys Geschichte, was ich kann. Und über meine.«
»Du wirst also die ganze Nacht dort sein, Schätzchen«, stichelte Maggie. »Ich hoffe, du hast einen netten attraktiven Profiler wie William Petersen in Blutmond. « Die Blicke der Frauen trafen sich, und beide lächelten. »Also, schau mal, die Zeitungen werden voll davon sein.« Maggies Ton wurde jetzt geschäftsmäßig. »Ich werde einen Artikel von dir brauchen, wann immer du dich hinsetzen und dich sammeln kannst. Es ist zu spät für die Ausgaben von morgen, aber ich bin sicher, ich kann dir einen netten Auftritt in der Mail oder im Mirror verschaffen. Wie bald kannst du mir einen Text über dich selbst schicken?«
»Ich habe keine Ahnung. Daran denke ich jetzt gar nicht, ehrlich gesagt.«
»Schatz, es wird dir guttun, deine Gedanken zu ordnen, statt dazusitzen und zu grübeln. Verlass dich auf mich, Maggie weiß es am besten. Ruf mich morgen früh an, dann sehen wir weiter. Und pass auf dich auf, Liebes. Ruh dich aus und schlaf, okay?«
»Ich werd’s versuchen. Wir sprechen uns morgen.«
Und das war’s. Es gab keinen Zweifel, dass Maggie Silver Jimmy Higgins’ Verschwinden als eine mögliche Einnahmequelle betrachtete. Aber es schien für sie genauso ein Schock zu sein wie für Stephanie selbst.
Als hätte Stephanie ihre Gedanken gelesen, sagte sie: »Also, jetzt haben Sie die liebe Maggie mitbekommen. Sie müssen zugeben, wenn ich einen Publicity-Gag plante, wäre sie die Agentin, die man gern auf seiner Seite hätte. Aber ich kann Sie beruhigen. Ich werde morgen nichts für die Daily Mail schreiben. Oder an irgendeinem anderen Tag, wenn es von mir abhängt. Ich will nur Jimmy in den Arm nehmen können. Daneben verblasst alles andere bis zur Bedeutungslosigkeit.«
Vivian nickte, sie glaubte ihr. »Sicher. Können wir also jetzt zu Pete Matthews zurückkehren? Ich muss Ihnen diese Frage stellen: Glauben Sie, dass er die ganzen Jahre über noch einen Groll gegen Sie hegte? Meinen Sie, er würde Jimmy entführen, einfach, um es Ihnen heimzuzahlen?«
Stephanie runzelte die Stirn. »Das ist zu direkt. Wenn Pete es getan hätte, dann wäre es anders motiviert. Irgendwie hätte er sich eingeredet, dass er es mir so nicht heimzahlen, sondern dass er mich zurückbekommen kann.«
28
W enn ich mit meinen Freundinnen über Pete sprach, war es manchmal schwierig, ihnen klarzumachen, wie unheimlich er inzwischen geworden war. Wenn ich über seine ständigen SMS und E-Mails sprach, über die Blumen, die er für mich in Maggies Büro abgeben ließ, wie er mir auf der Straße folgte, waren eine oder zwei von ihnen skeptisch. »Und du stößt ihn immer wieder zurück?«, fragte die eine. »Ich würde es toll finden, einen Mann zu haben, der mir so ergeben ist.«
Weil er mich nie offen bedrohte, war es nicht leicht zu erklären, wie beunruhigend ich sein Verhalten fand. Scarlett konnte es jedoch gut verstehen. Wegen ihrer eigenen Erfahrungen mit den Medien konnte sie meine Angst nachvollziehen, dass ich zu dem werden könnte, was Leanne im Spaß »Gefangene der Liebe« genannt hatte. Es ließ sie schaudern vor Entsetzen, und das war einer der
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