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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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weil Sie es sind, Bearry : Murchison , der Schauspieler, ist während der Vorstellung vergiftet worden. Ich habe mir nun das Theater angeschaut und bin auf das hier gestoßen.«
    »Sie hätten es mir gleich sagen müssen«, sagte der Sheriff und nahm seinen breitkrempigen hellgrauen Hut ab. Bray lächelte.
    »Hätte ich? Ich wußte nicht, daß Sie so scharf auf eine Nachtschicht sind. Außerdem ist Murchison nicht in Ihrem Bezirk gestorben, sondern drüben in Beverly Hills.«
    Der Sheriff wischte sich mit einem violetten Taschentuch über den kahlen Schädel.
    »Das war aber nett von ihm. Und wer ist dieser Kerl da?«
    »Es ist Jimmy Hankock , der Hausmeister des Theaters.«
    »Die gleiche Sache?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    Ein Zeitungsjunge lehnte draußen am Theaterplatz sein Fahrrad an den Bordstein und kam zu uns.
    »Ist hier was los?« fragte er. »Was suchen die denn da auf dem Boden?«
    »Maikäfer, mein Junge«, sagte der Sheriff freundlich. »Aber du kannst ruhig weiterfahren, denn sie werden garantiert keine finden.«
    Die wenigen Sekunden hatten dem Jungen genügt, den Toten im Wagen zu entdecken. Er wollte hingehen, aber der Sheriff schnauzte ihn an. Murrend zog er sich zurück, hatte aber offenbar noch keine Lust, sich weiter um seine Zeitungen zu kümmern.
    Fünfunddreißig Minuten nach unserem Anruf kam Brays Mordkommission. Nun entwickelte sich hier jenes Treiben, das ich schon so oft gesehen hatte: Scheinwerfer wurden aufgestellt, ein Fotograf machte seine Aufnahmen, die Leute vom Spurensicherungsdienst schnüffelten überall hemm , besonders im Wagen, und schließlich begann Doktor Joice den Toten zu untersuchen. Bray , ich und der Sheriff standen hinter dem Arzt und schauten zu.
    Der Arzt leuchtete dem Toten in die Augen, dann drückte er mit der flachen Hand an Hankocks herabhängendes Kinn, hob er einen seiner Arme hoch, schaute die Unterseite der Handflächen an, schob ein Hosenbein hoch und betrachtete die Hautfarbe am Bein. Danach wandte er sich an Bray :
    »Vor längstens vier Stunden, wahrscheinlich aber vor drei.«
    »Hier im Wagen?« fragte Bray .
    Der Arzt zuckte mit den Schultern.
    »Schwer zu sagen, Bray . Nach Lage der Totenflecke könnte es hier im Wagen gewesen sein. Vielleicht aber auch woanders; aber dann wurde er unmittelbar danach in den Wagen geschafft. Wird sich kaum einwandfrei feststellen lassen. Jedenfalls nicht hier. Kann ich ihn herausholen lassen?«
    Bray fragte erst seine Leute, ob sie mit den Spuren und den Fingerabdrücken fertig wären, und als sie es bejahten, gab er die Leiche frei. Zwei Sanitäter hoben den Toten heraus. Er blieb in seiner sitzenden Stellung, aber Doktor Joice drückte ihm mit Gewalt auf die Knie, und die Beine streckten sich.
    »Hm«, machte er. »Zwischen drei und vier Stunden, genauer geht’s nicht — es ist ziemlich warm hier.«
    Er wickelte den Verband von Hankocks Hals. Es war keine Mullbinde, sondern ein weißes Handtuch. Er gab es Bray . »Das werden Sie brauchen.«
    Etwa eine Minute lang untersuchte er Hankocks Genick, dann sagte er:
    »Zwei Einschüsse, direkt am Haaransatz, schräg nach oben, aus nächster Nähe. Vielleicht sogar mit aufgesetzter oder fast aufgesetzter Waffe. Vermutlich kleines Kaliber, die Kugeln haben nicht durchgeschlagen. Sie stecken noch im Schädel. Die beiden Schüsse dürften auf der Stelle tödlich gewesen sein. Brauchen Sie ihn hier noch?«
    Bray winkte ab.
    »Nein. Danke, Doktor, Sie können ihn mitnehmen. Wann kriege ich Ihren endgültigen Befund?«
    Der Arzt zog seine Gummihandschuhe aus, wickelte sie ein, verstaute sie in seiner Aktentasche.
    »Eilt es sehr?«
    »Nicht unbedingt«, sagte Bray . »Aber ich möchte so bald wie möglich wissen, ob er tatsächlich an diesen beiden Schüssen oder an Atropin gestorben ist.«
    »Ach so, das hängt wohl mit Murchison zusammen?«
    »Ja. Ich glaube es wenigstens. Übrigens können Sie Murchison ebenfalls gleich auf Atropin untersuchen.«
    »Aha!« sagte Doktor Joice . »Das spart mir eine Menge Arbeit.«
    Er blickte auf den Toten, der von den Sanitätern gerade fortgeschafft wurde.
    »Gut, diese Analyse können Sie morgen vormittag haben. Gute Nacht!«
    Er stelzte davon, und vor meinen Augen erschien, wie eine Vision, mein Bett.
    »Können Sie den Wagen in Verwahrung nehmen?« fragte Bray den Sheriff.
    »Klar kann ich das. He — Jungs! Fahrt mal die Karre in unseren Hof. Aber laßt alles so, wie’s jetzt ist.«
    Ehe jemand auf diesen Befehl reagierte, kam einer

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