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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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seiner Leute angerannt.
    »Wir haben zwei Patronenhülsen gefunden!«
    Der Sheriff, Bray und ich folgten ihm zu der Stelle, wo sie die Hülsen gefunden hatten. Es war nicht weit vom Haupteingang des Theaters entfernt, etwa zehn Meter links von der großen Freitreppe. Wenn man rechnete, daß die Hülsen drei bis vier Meter weit aus der Pistole ausgeworfen wurden, so hatte der Mörder nahe an der Treppenbrüstung gestanden.
    Wir leuchteten die Gegend ab und fanden eine der Kontrolluhren an der Wand hängen. Wahrscheinlich hatte Hankock hier auf seiner Runde die Uhr gestochen und war beim Weggehen von hinten aus nächster Nähe erschossen worden.
    Es waren zwei Hülsen, Kaliber 6,35. Der Platz, an dem sie lagen, wurde fotografiert, dann nahm einer von Brays Leuten die Hülsen mit einer Pinzette auf und steckte sie in kleine weiße Tütchen.
    »Sieht so aus«, sagte Bray nachdenklich, »als ob Hankock etwas von dem Mord an Murchison gewußt hätte. Es könnte der typische sekundäre Mord sein, um einen Zeugen aus der Welt zu schaffen.«
    »Schmeckt mir nicht«, erwiderte ich, »denn das würde voraussetzen, daß Hankock entweder ebenfalls hinter den Kulissen stand und mehr sah als ich; oder daß er sah, wie der Mörder das Gift in das Fläschchen füllte. Ich halte das für nicht sehr wahrscheinlich. Denn warum hat er daraufhin nicht sofort was unternommen? Und woher konnte er wissen, daß es Gift war? Und wie konnte er wissen, daß Murchison , der erst in Beverly Hills starb, hier schon vergiftet wurde?«
    Bray zuckte mit den Schultern.
    »Nun — vielleicht haben wir es auch mit der berühmten Duplizität der Ereignisse zu tun, und Hankock wurde aus einem ganz anderen Grund erschossen. Glauben Sie das, Tonio?«
    »Nein.«
    In diesem Augenblick sahen wir Walsh mit einem jüngeren Mann auf uns zukommen.
    »Das ist Mister McGrear «, stellte Walsh vor. »Die Versicherung hat ihn hergeschickt. Er kann die Uhren öffnen und ablesen.«
    Bray machte eine Kopfbewegung zu der Kontrolluhr, neben der wir standen.
    »Vielen Dank, Mister McGrear ! Fangen Sie bitte gleich mit dieser Uhr hier an.«
    McGrear öffnete die Uhr und entnahm ihr ein rundes Papierscheibchen, auf das ein Schreibstift Zeichen gemalt hatte.
    »Um dreiundzwanzig Uhr vier«, erklärte der junge Mann, »wurde die Uhr zum letztenmal gestochen. Die anderen beiden Male, um ein Uhr und um drei Uhr, wurde nicht gestochen.«
    Bray nagte an der Unterlippe, dann sagte er:
    »Also könnte Hankock um dreiundzwanzig Uhr fünf schon tot gewesen sein.«
    »Soll ich die anderen Uhren auch noch nachsehen?« fragte McGrear .
    Bray schüttelte den Kopf.
    »Das ist nicht mehr nötig, Mister McGrear . Vielen Dank.«
    »Einen Augenblick«, sagte ich. »Ich halte es doch für richtig, wenn wir uns die anderen Uhren auch noch ansehen.«
    Bray winkte mir und ging ein paar Schritte abseits.
    »Zum Teufel noch mal!« sagte er. »Ich werde das Gefühl nicht los, daß Sie mehr wissen als ich. Wozu brauchen Sie die anderen Uhren?«
    »Erstens«, sagte ich grinsend, »haben Sie eine Kleinigkeit übersehen, und zweitens bin ich eben ein gründlicher Mensch.«
    »Und ein frecher Hund dazu«, murmelte Bray . »Ich überlege mir, ob ich Verna nicht doch lieber einen anderen Umgang empfehlen soll.«
    Mein Grinsen wurde frecher.
    »Das könnte ich Ihnen jetzt als eine versuchte Nötigung auslegen. Sie bekommen Ihr Geld von der Regierung, gleichgültig ob Sie gar keinen oder siebzehn Morde im Monat aufzuklären haben. Ich bin sozusagen auf Reklame angewiesen, folglich ist es für mich ein großer Unterschied, ob Sie den Mörder Murchisons erwischen oder ich.«
    Bray nahm einen meiner Jackenknöpfe zwischen seine Finger und drehte ihn bedächtig hin und her. Er tat das stets, wenn er besonders weich gestimmt war und mir ins Gewissen reden wollte.
    »Ich mag das nicht, Tonio«, sagte er, ohne mich dabei anzublicken. »Ich mag das nicht, wenn Sie Ihre Nase in solche Dinge stecken. Sie sollten bei Sachen bleiben, die für einen Privatdetektiv geeignet sind. Ich möchte nicht, daß mein Mädel dauernd Angst um so einen Kerl haben muß.«
    »Nicht alle Witwen in unserem schönen Land waren mit Detektiven verheiratet«, erklärte ich. »Und außerdem war es niemand anderer als ein gewisser Alan Delano Bray , der mich in die Affäre Murchison hineingestupst hat.«
    Er lächelte kein bißchen, als er fragte:
    »Sie wissen also schon tatsächlich mehr als ich?«
    »Nein, ich weiß um keinen Deut

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