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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Kriminalroman mit buntem Umschlag und einer flachen Packung Streichhölzer mit dem Aufdruck > Perino’s < sah ich eine kleine vernickelte Pistole mit Elfenbeingriff und den in Silber eingelegten Buchstaben >FN< liegen. Pistolen der belgischen > Fabrique Nationale< sind bei uns sehr selten, diese hier mochte etwa vor vierzig Jahren hergestellt worden sein.
    Man kriegt so im Laufe der Zeit seine Gewohnheiten. Ich nahm eines der frischen Taschentücher, faßte damit die Pistole an und roch an der Mündung.
    Ich hörte Bray lachen.
    »Riecht die auch nach Whisky?« fragte er.
    »Nein«, sagte ich. »Sie riecht nach eben abgeschossen.«
    Bray zog die Stirn in Falten.
    »Ist das Mister Murchisons Pistole?« fragte ich Walsh.
    Der Inspizient, der schon unter der Tür stand, kam wieder in die Garderobe herein und schaute erstaunt auf die Pistole.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich weiß wirklich nicht, ob Mister Murchison eine hatte. Ich habe noch nie in seine Schublade hineingesehen.«
    Ich gab Bray die Pistole, und er roch ebenfalls daran. Der Blick, den er mir danach zuwarf, sagte mir, daß wir beide das gleiche dachten.
    Bray wickelte die Pistole in das Taschentuch, steckte sie in seine Jackentasche und wandte sich gleichmütig Walsh zu.
    »Kommen Sie, wir wollen uns noch auf der Bühne umsehen.«
    Wir gingen hinaus und fanden die Scherben in der Ecke der Zimmerkulisse. Sie lagen noch genau dort, wohin Murchison das Glas geworfen hatte. Das sagte ich Bray , und dann sammelten wir vorsichtig die Scherben in ein Stück Papier.
    »Das war’s wohl für heute«, sagte Bray zu Walsh. »Ich glaube, daß Sie nun wieder schlafen gehen können. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.«
    Walsh rieb sich verlegen seine knochigen Hände.
    »Keine Ursache, Sir«, sagte er. »Wirklich gar keine Ursache. Ich werde auch bestimmt nicht darüber sprechen. Aber meinen Sie denn wirklich, daß Mister Murchison das Opfer eines...«
    »Wahrscheinlich«, sagte Bray betont, »wurde Murchison während der Vorstellung vergiftet. Ich rate Ihnen aber nochmals, mit keinem Menschen darüber zu reden, auch nicht mit Ihrer Frau. Das war doch Ihre Frau, oder?«
    »Ja«, nickte Walsh. »Ich werde ihr kein Wort sagen. Ich werde sagen, es handle sich um einen Diebstahl.«
    »Ausgezeichnet«, lobte Bray . »Wann macht denn der Hausmeister seine Runde?«
    Walsh blickte auf sein Handgelenk, und dann lächelte er. Es war das erstemal , daß er lächelte. Er hatte gelbe, nicht mehr ganz einwandfreie Zähne, und seine Lippen waren dünn und farblos. Der ganze Mensch war farblos.
    »Ich habe meine Uhr droben im Schlafzimmer«, sagte er.
    »Es ist zwei Uhr fünfzehn«, stellte ich mit einem Blick auf meine Uhr fest.
    »In einer Dreiviertelstunde«, erklärte Walsh daraufhin, »muß er seine nächste Runde machen. Er geht zum erstenmal um elf Uhr nach der Vorstellung, dann um ein Uhr und jetzt um drei.«
    »Wer kontrolliert das?« wollte Bray wissen.
    »Es sind Stechuhren angebracht«, erklärte Walsh. »Ich habe damit nichts zu tun, aber die Versicherungsgesellschaft kontrolliert jeden Tag die Uhren.«
    »Und was hat der Hausmeister sonst noch zu tun?«
    »Er beaufsichtigt die Klimaanlagen im Theater und ist für die Maschinen im Bühnenhaus verantwortlich.«
    »Wo hält er sich während der Vorstellung auf?« fragte Bray .
    »Bei den Maschinen im Bühnenhaus.«
    »Nicht im Theater? Hat er hier in den Garderoben und um die Bühne herum nichts zu tun?«
    Walsh schüttelte den Kopf und dachte nach.
    »Nein«, sagte er dann bestimmt. »Hier hat er nichts zu tun, und ich habe ihn auch noch nie hier oben während einer Vorstellung gesehen. Wollen Sie ihn noch sprechen?«
    »Natürlich«, sagte Bray , »dies ist ein Mordfall.«
    Wir verließen das Theater, gingen über den Hof und durch eine Tür, die ich noch nicht kannte, und kamen draußen dicht neben der Wohnung des Hausmeisters auf die Straße. Walsh blickte sich um.
    »Er müßte eigentlich da sein«, sagte er. »Dort drüben steht sein Wagen. Weit kann er demnach nicht sein!«
    Er deutete auf den einsamen hellgrünen Buick . Bray drückte zweimal anhaltend auf den Klingelknopf der Hausmeisterwohnung, aber es rührte sich nichts. Ich sah, wie Walsh sichtlich nervös wurde.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Wo könnte er denn sein?«
    »Geht er trinken?« fragte Bray .
    »Nein, ich glaube nicht. Ich habe jedenfalls noch nie etwas davon bemerkt.«
    Bray beugte sich an mein Ohr und

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