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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Ihren Wagen nachher aus der Station in Beverly Hills abholen, ich habe das Nötige veranlaßt. Noch was: ich habe auf zehn Uhr die Presse in mein Büro bestellt. Es bleibt beim Unfall. Arbeiten Sie noch mit Richard van Spoon zusammen?«
    Richard van Spoon war mein Rechtsanwalt, der mich schon aus mancher schrägen Lage wieder in die Senkrechte gebracht hatte.
    »Ja«, nickte ich. »Wozu brauchen wir ihn denn?«
    Bray deutete auf das Telefon, ein Ding in Weiß und Gold, das auf Murchisons Schreibtisch stand.
    »Rufen Sie ihn bitte an, Tonio. Er soll ebenfalls um zehn Uhr bei mir erscheinen, und er soll — möglichst so, daß es die Presseleute hören — eine anständige Kaution für Ihre Freilassung bis zur Verhandlung anbieten. Ich ziehe natürlich den Mord an Hankock ganz groß auf, aber ohne ihn mit Murchison zu verquicken.«
    »Und woher wissen Sie auf einmal, daß er doch mit dem Mord an Murchison zusammenhängt?«
    Bray grinste mich an und tippte an seine Nase.
    »Das rieche ich, Tonio. Sie etwa nicht?«
    Ich schnüffelte laut.
    »Nein, mein Geruchssinn ist nicht so ausgeprägt. Außerdem dürften unsere Nasen als Beweismittel kaum zugelassen werden.«
    Bray zog die Augenbrauen hoch.
    »Oh, Sie sind heute ein Witzbold? Fein, fein — aber rufen Sie jetzt Ihren Anwalt an.«
    »Wozu brauchen wir das Theater mit meiner Haft und der Kaution?«
    »Vielleicht läßt sich jemand dadurch täuschen, Mister Detektiv. Vielleicht fühlt er sich dann sicherer und macht einen Fehler.«
    Ich hielt zwar nichts von dieser Taktik, aber ich tat Bray den Gefallen, rief Richard van Spoon an und erklärte ihm das Nötige.
    Er versprach, um zehn Uhr im Headquarter in der Spring Street zu sein.
    Bray hatte inzwischen die Durchsuchung von Murchisons Schreibtisch beendet. Resigniert verschloß er ihn wieder.
    »Wie zu erwarten: kein Hinweis. Völlig uninteressant. Dieser Typ braucht Schreibtische nur, um sich dahinter in Szene zu setzen.«
    »Haben Sie die Leute im Haus schon vernommen? Es sind doch außer diesem Gorilla Mike sicherlich noch welche da?«
    »Ja, habe ich. Da ist ein Diener, ein halbseidener Bursche, der mich anwidert. Er wird überprüft. Er sagt, daß er von nichts eine Ahnung habe. Außerdem hockt eine alte Mulattin in der Küche und heult, daß einem schlecht werden kann. Sie meint, ihr toter Herr habe viele Mädchen gehabt, lauter hübsche und junge natürlich. Er habe sie aber häufig gewechselt. Mir scheint, die alte Hexe ist jetzt noch eifersüchtig. Sie behauptet, eine von diesen jungen Damen habe sicherlich Murchison vergiftet, aus Bosheit oder weil er sie mit einer anderen betrog.«
    Er schwieg und blickte mich nachdenklich an. Dann brummte er:
    »Das wäre übrigens eine Möglichkeit. Wir sind ganz versessen darauf, einem der drei Theater-Giftmörder den Mord anzuhängen. Aber vielleicht hat jemand anders die Stimmung im Theater ausgenützt, und vielleicht steckt wirklich etwas Langhaariges dahinter? Schauen Sie sich doch mal sein Schlafzimmer an, Tonio. Es ist tatsächlich sehenswert.«
    Er wandte sich grinsend ab, gab einem seiner Assistenten einen Wink, und der junge Mann führte mich zu Murchisons Schlafzimmer.
    Es war der letzte Raum vor der Terrasse, am Schwanzende des Flugzeugs. An drei Seiten hatte das Zimmer Fenster, und wenn man hinausblickte, hatte man das Gefühl, irgendwo frei in der Luft zu schweben. Eine große Tür und zwei breite Fenster führten auf die Terrasse, die von einem weißen Rohrgeländer umgeben war. Von hier aus konnte man über eine eiserne Wendeltreppe, die sich zwischen den beiden Säulen hindurchwand, direkt in den Garten hinunterklettern.
    Die Wände zwischen den Fenstern waren mit einer cremefarbenen Seidentapete bespannt, und die seitlichen Fenster konnten durch gleichfarbige Vorhänge ganz verdeckt werden. An den Fenstern zur Terrasse hinaus waren keine Vorhänge. An der Rückwand, der Terrasse gegenüber, stand ein Bett. Es war das größte Bett, das ich je in meinem Leben gesehen hatte.
    Das Fußende bestand aus geschwungenen Leisten in der Art von alten Barockrahmen — in Weiß und Gold, mit einem goldenen Rohrgeflecht dazwischen. In der Mitte waren die Leisten nach oben geführt und endeten in einer goldenen Krone. Links und rechts an den Ecken standen kleine nackte Engel mit goldenen Flügelchen . Der linke hatte eine Trompete, der rechte eine Harfe in den Patschhändchen. Auf den Eckpfosten am Kopfende hockte je ein schnäbelndes Taubenpärchen, und in der Mitte

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