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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Polizei fast unmöglich sein würde, aus den drei Verdächtigen den Mörder herauszupicken. Dieses verdammte Theaterstück hätte schon längst wegen Verleitung zum Mord verboten gehört.«
    Bray klopfte auf seine Tasche.
    »Und dieses Streichholzetui mit Frank Hays’ Namen?«
    »Sagt uns leider gar nichts. So ein Ding trägt man in der Hosentasche, und wenn man das Taschentuch herauszieht, kann man es leicht verlieren. Warum soll Frank Hays nicht bei Murchison in der Garderobe gewesen sein? Wir wissen ja nicht, seit wann das Ding da schon lag.«
    »Irgendwas stimmt da nicht«, sagte Bray nachdenklich. »Wenn es so ist, wie Sie sagten, daß der Mörder damit rechnete, zusammen mit seinen zwei Kollegen verdächtigt zu werden, dann hatte er keinen Grand, im Theater zu bleiben, um Spuren zu verwischen. Und er hatte erst recht keinen Grund, Hankock zu erschießen. Außerdem kann Frank Hays dieses Streichholzetui auch in seiner Garderobe liegenlassen haben, und der Mörder hat es hinterher, um uns irrezuführen, in Murchisons Garderobe gebracht.«
    »Das wäre wieder eine Möglichkeit«, sagte ich. »Und das könnte auch der Grund dafür sein, daß er im Theater blieb. Er wollte damit sozusagen einen indirekten Hinweis geben. Er wurde dann aber in Murchisons Garderobe vom Hausmeister überrascht, und da er wußte, daß es um Murchisons Tod so oder so einen mächtigen Wirbel geben würde und daß man sich mit ihm, nachdem er im Theater geblieben war, besonders beschäftigen würde, mußte er Hankock aus dem Wege räumen. Ja, das ist eine Möglichkeit. Und deshalb konnte Walsh auch die Schüsse nicht hören.«
    An der Stelle, wo der Sunset vom Benedict Canyon Drive und vom Beverly Drive gekreuzt wird, war eine Verkehrsstockung. Nicht einmal Bray mit seinem Rotlicht kam durch.
    Erst nach zehn Minuten löste sich das Knäuel allmählich auf, und wir konnten zur Polizeistation abbiegen.
    Mein guter alter Packard stand im Hof. Als erstes schaute ich ins Handschuhfach und war fast überrascht, meine Kamera noch da zu finden. Der Wagen war rechts in der Mitte eingedrückt; die beiden rechten Türen ließen sich nicht öffnen, und die hintere Scheibe war zersplittert. Die vordere hatte nur Sprünge.
    »Wer zahlt mir das, Mister Bray ?«
    »Sie kriegen später, wenn alles vorbei ist, eine Bestätigung von uns, und dann zahlt seine Versicherung den Schaden.«
    Ich wog meine Kamera in der Hand.
    »Vielleicht bringen mich die Fotos auf eine neue Idee. Ich fahre jetzt nach Hause, entwickle den Film, und wenn ich was entdecke, melde ich mich wieder bei Ihnen.«
    Bray schüttelte lachend den Kopf.
    »Sie fahren nicht nach Hause, Tonio. Sie haben die Presse vergessen! Sie fahren jetzt schön hinter mir her zur Spring Street; ich werde meinen Auftritt mit Ihnen, Ihrem Anwalt und den Presseleuten haben, und dann wird man Sie offiziell freilassen. Der Mörder braucht nicht zu wissen, daß wir nicht an einen Autounfall glauben.«

»Er wird es aber wissen, wenn er heute abend ins Theater kommt und sein Fläschchen nicht mehr findet. Um die Glasscherben auf der Bühne wird er sich kaum kümmern, weil die ja sowieso immer beim Saubermachen weggeräumt werden.«
    Bray klopfte mir auf die Schulter.
    »Es ist das Vorrecht junger Leute, Tonio, uns Alte für bekloppt zu halten. Die Fläschchen sind schon wieder im Theater, genau da, wo sie waren. Und zwei Bühnenarbeiter und der Feuerwehrmann werden heute abend ihre Augen aufhalten. Sie sind jetzt schon draußen und passen auf. Sie waren sogar um acht Uhr schon draußen, noch ehe die Bühne für den Abend aufgeräumt und umgebaut wird.«
    »Okay«, sagte ich. »Dafür ist es das Vorrecht alter Leute, weniger Schlaf zu brauchen als wir jungen.«
    Ich erledigte die Formalitäten, die nötig waren, um meinen Wagen wiederzubekommen, und dann fuhr ich hinter Bray her zum FBI in die Spring Street.
    Man nahm mir dort meine Sachen wieder ab und sperrte mich in eine Zelle.
    Um halb elf Uhr erschien Richard van Spoon mit strahlendem Gesicht, umgeben von einem Schwarm Reporter, vor meiner Zelle.
    »Sie sind frei, Mister Veramonte !« verkündete er triumphierend. Er war etwas über sechzig, rundlich, mit dem rosigen Gesicht des Genießers und gepflegten weißen Haaren. Er sah immer so aus, als ob er gerade von einem längeren Erholungsurlaub zurückgekommen wäre.
    Die Reporter bestürmten mich mit Fragen.
    » Wieviel Alkohol hatten Sie getrunken?«
    »War Murchison nüchtern?«
    »War er allein in seinem

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