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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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wenn man einen Koffer kauft. Die Firma prägt einem dann den Namen hinein.«
    Bray drehte das flache Etui hin und her. Auf dem Deckel stand mit goldenen Buchstaben:

    Frank Hays

    »Er ist nach der Vorstellung nicht nach Hause gegangen«, sagte ich, »sondern hat sich wahrscheinlich einschließen lassen. Vielleicht wollte er die Giftspuren beseitigen—in den Flaschen und an den Glasscherben. Dabei...«
    »Ach ja«, unterbrach mich Bray , »die Glasscherben! Es war Atropin im Glas.«
    »Natürlich«, nickte ich. »Anders kann es ja auch nicht gewesen sein. Die Fläschchen haben übrigens verschiedene Korken. Außerdem gibt’s solche Fläschchen in Hülle und Fülle überall zu kaufen.«
    Wir standen vor Brays Wagen, und Bray nahm mich am Arm.
    »Steigen Sie ein«, drängte er. »Wir müssen fahren. Sie können mir das auch unterwegs erzählen.«
    Ich ging um den Wagen herum, auf Mike Johnson zu. Er schaute mir mit finsterem Blick entgegen.
    »Na«, sagte ich, » Murchison war wohl Ihr väterlicher Freund, was? Ließ er Sie auch mitspielen, wenn da droben großer Ringelpietz war?«
    Ich deutete dabei mit dem Daumen über die Schulter zum Schlafzimmer hinauf. Mike ging auf mich los wie eine Lokomotive, aber ich war schneller.
    Ich stieg zu Bray in den Wagen und setzte mich neben ihn. Wir fuhren los. Ich berichtete:
    »Es gibt solche Flaschen überall zu kaufen. Nehmen wir einmal an, Frank Hays hätte ein solches Fläschchen mit Gift gegen eins mit Whisky vertauscht. Er merkte sich, wie der Korken dieses Fläschchens aussah. Es war Eddie Cooper, der das erste Fläschchen nahm, einsteckte und die Garderobe verließ. Ich erinnere mich noch genau, daß ich eine Bemerkung über die beiden übrigen Fläschchen machte, und daraufhin nahm Hays eins davon, roch daran und hielt es mir unter die Nase. Es war Whisky drin. Der Trick ist eigentlich ganz einfach: Er konnte sehen, welches das Fläschchen mit dem Gift war, da er allein ja den Korken dieses Fläschchens kannte. Hatte nun Eddie Cooper als erstes gerade dieses Fläschchen mit hinausgenommen, so waren die beiden anderen natürlich voll Whisky und ungefährlich. Er konnte irgendeins nehmen und mich dran riechen lassen. Hatte aber Eddie eins mit Whisky erwischt, so konnte Frank Hays, weil er das Giftfläschchen noch dort stehen sah, das andere nehmen und es mir zum Riechen hinhalten. Ein wirklich verblüffend einfacher Trick. Hays ist vermutlich der einzige, der wirklich weiß, wer der Mörder ist: er selbst braucht es gar nicht gewesen zu sein.«
    »Nett«, sagte Bray . »Eine recht nette Theorie. Aber warum könnte es nicht Eddie Cooper gewesen sein? Selbst wenn er Ihre Anwesenheit durchschaute, hätte man ihm nichts nachweisen können, solange nicht jemand alle drei Fläschchen gleichzeitig untersuchte. Nebenbei: es sind massenhaft Fingerabdrücke auf jedem, und wir müssen erst versuchen, sie zu identifizieren. Aber helfen wird uns das sicherlich nichts. Vielleicht hätten Sie gleich an allen riechen sollen, Tonio.«
    Erst jetzt fiel es mir plötzlich wieder ein.
    »Himmel, Mr. Bray , ich habe ja an allen drei Fläschchen gerochen! Unmittelbar nachdem sie auf der Bühne geleert worden waren. Und…«
    »Und?«
    »Sie rochen alle drei nach Whisky, einwandfrei.«
    Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Können Sie sich das erklären? Als wir hinkamen, war doch in einem tatsächlich Atropin.«
    »Ja, das stimmt. Dann gibt’s also nur die Möglichkeit, daß jemand anders hinterher eines der Fläschchen ausgetauscht hat.«
    »Warum muß es jemand anders gewesen sein? Überlegen Sie doch mal: Einer von den drei Burschen hat zwei Flaschen, eine in der linken Tasche, das ist die richtige aus der Garderobe mit dem Whisky, und eine in der rechten Tasche, das ist eine vorbereitete mit dem Gift. Natürlich nimmt er die mit dem Gift und kippt den Inhalt in Murchisons Glas. Soweit okay — aber warum stellte er dann das Fläschchen mit dem Gift zurück, und nicht das mit Whisky? Er hätte doch den Whisky trinken oder wegschütten können?«
    »Wozu sollte er das?« fragte ich zurück. »An den Scherben von Murchisons Glas war ja auch Atropin. Außerdem konnte der Mörder damit rechnen, daß wir nach Murchisons Tod als erstes die Fläschchen und die Glasscherben auf Gift untersuchen würden. Er rechnete damit, daß wir alle drei, Glen, Frank und Eddie, verdächtigen werden. Dieser Punkt machte ihm jedoch kein Kopfzerbrechen, denn schließlich wußte er genausogut wie wir, daß es der

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