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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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und ihm dann aber nur die Hälfte erzählen, könnten sich das Fahrgeld sparen.«
    »Ach so!« machte sie. »So haben Sie das gemeint.«
    »Ja, genauso. Diese Kerle arbeiten von hinten herum, und man kann sie nur packen, wenn man auch von hinten her kommt. Was ist das für ein Foto?«
    »Muß ich es Ihnen wirklich zeigen?«
    »Behalten Sie etwa die Kleider an, wenn Sie zu einer gründlichen Untersuchung zum Arzt gehen?«
    Sie zögerte noch eine Sekunde, dann zog sie eine Postkarte aus ihrer Handtasche.
    Es war eine tadellose Aufnahme. Sie zeigte das Mädchen splitternackt, auf einem großen Bett sitzend.
    »Eine gute Aufnahme«, sagte ich. »Schön im Licht, ausgezeichnet scharf und eigentlich nicht unanständig. Wurde sie ohne Ihre Einwilligung gemacht?«
    Sie schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Sie war bis in den Halsausschnitt hinein rot geworden.
    »Sie waren also einverstanden? Dann werden wir kein sehr leichtes Spiel haben. Wann waren Sie denn bei Murchison ?«
    Es war eine großartige Injektion, und der Stich schien direkt auf einen Nerv gegangen zu sein.
    »Bei... bei... woher... um Himmels willen, woher wissen Sie, daß es...«
    »Ich kenne dieses Bett«, sagte ich. »Ich nehme an, daß es auf der ganzen Welt nur ein einziges solches Monstrum gibt. Wann waren Sie bei ihm?«
    »Etwa vor sechs Wochen«, sagte sie.
    »Und wer hat Sie hingebracht?«
    »Ich war in Pasadena im Theater«, erzählte sie. »Da läuft doch jetzt ein Stück, in dem er die Hauptrolle spielt, und die Regie hat er auch. In der Pause wartete ich vor seiner Garderobe auf ihn. Er hat sehr großen Einfluß, und ich wollte ihn darum bitten, mir bei Gelegenheit eine Rolle zu verschaffen.«
    »Ah, Sie sind auch Schauspielerin?«
    »Ja. Er sagte, daß sich das ermöglichen ließe, meinte aber, er könne unbesehen niemand empfehlen. Er lud mich zu sich in sein Haus ein, und ich fuhr hinaus nach Santa Monica. Wir arbeiteten zwei Stunden zusammen. Er ließ mich vorsprechen, stellte mir Aufgaben, und er wurde kein bißchen anzüglich. Dann aber sagte er, wenn er mir einen Gefallen täte, könnte ich ihm auch einen tun. — Wie bitte?«
    »Nichts.«
    »Er sagte mir, daß er eine Sammlung von Aktfotos besitze, und er zeigte mir auch welche. Ich fand sie nicht direkt unanständig, und ich dachte, bei einem Mann wie Murchison könne nichts schiefgehen. Hätten Sie geglaubt, daß er mich nun so gemein erpreßt? Er ist doch bestimmt auf hundert Dollar nicht angewiesen.«
    »Ich hätte es von ihm nicht geglaubt«, sagte ich. »Aber man kann sich in den Menschen irren. Gehen Sie trotzdem ruhig heute abend um neun Uhr in den >Blauen Papagei<.«
    »Wissen Sie«, sagte sie, während sie eine neue Zigarette aus ihrer Handtasche nahm und ich ihr Feuer reichte, »wissen Sie, Mister Veramonte , ich möchte natürlich die hundert Dollar sparen, aber andererseits möchte ich nicht, daß irgendwas mit Murchison schiefgeht. Er kann mir meine ganze Karriere vermauern, wenn er will.«
    »Das kann er nicht«, sagte ich.
    »Doch, das kann er sehr wohl, wenn er Lust dazu hat.«
    Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Das weiß ich nun zufällig ein wenig besser als Sie. Gehen Sie bitte in den >Blauen Papagei<, ich werde auch dort sein, und wir schauen uns das Ganze erst mal an. Hinterher können wir ja weiter beraten, was zu tun ist.«
    »Das ist nett von Ihnen«, sagte sie erleichtert, und das Rauhe in ihrer Stimme war verschwunden. »Das ist wirklich nett von Ihnen. Aber Sie müssen mir jetzt noch sagen, was das kostet.«
    »Das kostet Sie gar nichts.«
    Ich merkte, wie sie sich innerlich versteifte, und das gefiel mir.
    »So möchte ich das aber nicht haben«, sagte sie.
    »Wenn Sie meine Tante Elena und Verna Bray , meine Verlobte, kennen würden, dann wüßten Sie, daß es von mir auch nicht so gemeint war. In Wirklichkeit ist das Honorar für diese Sache bereits bezahlt.«
    » Be ... bereits — bezahlt? Wieso?«
    »Das werde ich Ihnen erklären, wenn alles vorbei ist. Sie dürfen mir jetzt nicht böse sein, aber ich muß so rasch wie möglich weg.«
    Sie stand sofort auf.
    »Ja, natürlich, Mister Veramonte . Vielen Dank inzwischen. Heute abend also, um neun Uhr im >Blauen Papagei    »Ja.«
    Ich brachte sie zur Tür und ging in mein Büro zurück. Ich roch an meiner Hand, die leicht nach ihrem Parfüm duftete. Das Parfüm roch gut, fast so gut wie das von Verna.
    Ich steckte den Brief und das Foto ein und ging in mein Schlafzimmer hinüber. Miss Simpson

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