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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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dann rennen Sie direkt auf den Elektrischen Stuhl.«
    Er krampfte die Hände ineinander. In seinem Gesicht zuckte es. Er bot das jämmerliche Bild eines Menschen, der am Ende war.
    Außer mir wußte offiziell noch niemand etwas von Hays’ Erpressungen. Mit dem Sheriff würde ich sprechen können, und Mike Johnson hatte auch keinen Grund, allzuviel Staub aufzuwirbeln. Hays hatte sich wahrscheinlich durch Murchisons erzwungene Nachhilfe Engagements verschafft. Vielleicht genügte die Lehre, die er jetzt erhielt, und vielleicht sollte man menschlich sein. Sollte man das?
    Aber da waren auf der anderen Seite Eltern, deren Tochter sich aus Scham und Verzweiflung vergiftet hatte. Da war ein alter Mann in Beverly Hills, ein Polizeimann mit Leib und Seele, der auf seinen Posten verzichtete, weil dieser junge Bursche hier auf bequeme Art einen Haufen Geld verdienen wollte. Und da waren vielleicht noch viele junge Mädchen, die im Vertrauen auf Murchisons Namen und Stellung geglaubt hatten, nichts anderes als ein Fotomodell zu sein, für eine mehr oder weniger harmlose Liebhaberei eines großen Künstlers, und die dann rücksichtslos erpreßt worden waren.
    »Los«, sagte ich. »Wir gehen.«
    Er brach vor mir zusammen, rutschte auf den Knien herum und flehte mich mit erhobenen Händen an, ihn nicht der Polizei auszuliefern.
    »Ich verliere mein Engagement, und meine Frau weiß nichts von den Fotos! Bitte, haben Sie Mitleid mit mir! Ich verspreche Ihnen...«
    Ich gab ihm einen Fußtritt.
    »Stehen Sie auf. Ich habe meine Pistole in der Tasche, und ich garantiere Ihnen, daß Sie das halbe Magazin im Leib haben, ehe Sie fünf Schritte von mir entfernt sind.«
    Er erhob sich mühsam.
    »Ja — aber — das Stück!« jammerte er. »Kann ich nicht wenigstens heute...«
    »Machen Sie sich keine Sorgen um das Theaterspielen« sagte ich. »Sie haben das lange genug getan und bittere Honorare dafür einkassiert. Sie haben sogar die Not anderer Kollegen ausgenützt. Sie haben einen jungen Kerl, der Hunger hatte, für zwanzig Dollar in Ihre Schmutzereien hineingezogen. Los jetzt! Ich sage Walsh nachher Bescheid, daß er Ihre Rolle umbesetzt.«
    Wir verließen das Theater, und ich brachte ihn ohne Zwischenfall zur Polizei in Pasadena. Ich gab an, daß ich ihn wegen fortgesetzter und bewiesener Erpressungen vorläufig festgenommen hätte, und ich versprach, meinen Bericht innerhalb von vierundzwanzig Stunden zu liefern.
    Dann kehrte ich wieder ins Theater zurück, um Walsh von dem Vorgefallenen zu unterrichten. Ich hatte aber auch noch einen anderen Grund.
    Es war vierzehn Uhr fünfunddreißig, als ich das Theater wieder betrat. Ich glaubte, mir ein Glas Whisky mit ein paar Eisstückchen zubilligen zu können, und ging in die Kantine.
    Ein junges Mädchen kam aus der offenen Kantinentür. Es war auffallend hübsch, hatte eine gute Figur und trug ein leuchtendrotes Kleid. Ihr volles schwarzes Haar fiel ihr in weichen Wellen auf die Schultern.
    Ich trat ihr in den Weg und sagte:
    »Hallo! Nett, daß ich Sie hier treffe. Ich möchte mit Ihnen sprechen.«
    Ihre Augen waren groß und von der Farbe heller Aquamarine. Sie runzelte die Stirn und sagte:
    »Aber ich nicht mit Ihnen.«
    Sie wollte weitergehen, doch ich trat ihr wieder in den Weg.
    »Sie würden gern mit mir sprechen, wenn Sie das wüßten, was ich weiß.«
    Ihre Augen bekamen einen merkwürdig lauernden Ausdruck, wodurch sie noch reizvoller wurden.
    »Drücken Sie sich doch nicht so rätselhaft aus«, sagte sie. »Was wollen Sie von mir?«
    »Mit Ihnen sprechen, das sagte ich doch schon.«
    »Und warum tun Sie’s nicht? Ich stehe doch da!«
    »Ich glaube, es wird etwas länger dauern, und vielleicht ist es Ihnen hier unangenehm.«
    Das Lauernde in ihren Augen wich nun einem ängstlichen Flackern.
    »Kommen Sie mit«, sagte sie endlich. »Vater ist im Theater, und Mama ist nach Los Angeles gefahren.«
    Wir gingen quer über den Hof auf die Straße. Sie führte mich zu Walshs Wohnung, sperrte die Haustüre auf und nahm mich mit in den ersten Stock hinauf.
    Während sie die Wohnungstüre aufschloß , fragte ich:
    »Mister Walsh ist Ihr Vater?«
    Sie blickte mich ärgerlich an.
    »Tun Sie doch nicht so, als ob Sie das nicht genau wüßten! Hier hinein, das ist mein Zimmer.«
    Sie ließ mich eintreten. Das Fenster stand offen, und man sah die Platanen vor dem Theater.
    Ich hatte nicht gewußt, daß dieses Mädchen Walshs Tochter war, aber ich hatte sie sofort erkannt: sie war das

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