Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
Vom Netzwerk:
noch einmal auf Lübbens Tod zurück.« Jakub setzte einen Gedankengang fort, der durch Raupachs Intervention unterbrochen worden war. »Wenn es wirklich Aalund war, dann hat er durch den Mord an Lübben vielleicht etwas ins Rollen gebracht, das sich seinem Einfluss entzieht. Aalunds und Lands Einfluss.«
    »Ein dritter Mann?«, fragte Photini.
    »Womit wir wieder bei einem Trittbrettfahrer wären«, seufzte Heide. »Wann springt wer auf welchen Zug? Und aus welchem Grund?«
    »Da wir dies alles nicht wissen, müssen wir indirekte Fragen stellen«, erwiderte Raupach. »Was löst unser imaginärer dritter Mann bei Aalund und Land aus?«
    »Land kann ihn ignorieren«, sagte Jakub. »Aalund nicht. Schließlich ist er das nächstmögliche Opfer.«

    Die Räder des Rollstuhls gaben auf dem Linoleum kaum ein Geräusch von sich. Luzius hatte die Reifen aufgepumpt und die Naben geölt. Er schob das Gefährt durch die Gänge des Altenheims. Berta protestierte. Es ging ihr zu schnell.
    »Warum haben Sie es so eilig? Meinen Sie, der Kaffee wird kalt? Die warten schon auf uns, keine Sorge.«
    Nach diesem Wortschwall sank sie in sich zusammen. So ging das inzwischen, ein kurzes Aufbäumen, dann apathisches Schweigen, minutenlang, manchmal stundenlang, von keiner Frage zu durchdringen.
    Berta Goodens hielt Luzius heute wieder für einen Pfleger. Ihr Zustand hatte sich in den vergangenen Wochen dramatisch verschlechtert. Dieses Mal lag es nicht nur an der Jahreszeit. Ihr Geist dämmerte dem endgültigen Verfall entgegen, und der Körper folgte ihm mit erschreckender Geschwindigkeit nach.
    Luzius stellte den Rollstuhl in einer Ecke der Cafeteria ab, wo keine Leute saßen. Den anderen Heimbewohnern waren Bertas Ausbrüche, verbunden mit ihrem fortschreitenden Gedächtnisverlust, nicht mehr zuzumuten. Es fiel den Menschen schwer genug, sich gegenseitig etwas aufzuheitern und nicht in bleiernen Trübsinn zu verfallen. Berta hatte zwar hin und wieder lichte Momente, in denen sie klar und flüssig sprach, gar nicht wie eine hinfällige alte Frau. Aber die lichten Momente gingen unmerklich in die umschatteten über. Das war schwer zu ertragen.
    Neben dem Tisch stand ein Aquarium. Es war gut gepflegt, eine Menge unterschiedlicher Fische schwamm darin, in Schwärmen und einzeln, mit bunten leuchtenden Farben oder bräunlich-schwarz wie der Boden. Luzius sah nie, dass einer der alten Leute einen Blick an das Aquarium verschwendete. Er selber stand jedoch immer eine Weile davor und beobachtete die trägen Bewegungen der Tiere und Pflanzen. Nichts brachte diese kleine Wasserwelt aus der Ruhe. Als Kind hatte er sich sehnlichst ein Aquarium gewünscht. Seine Eltern waren dagegen gewesen. Es mache zu viel Arbeit, es sei kein Platz dafür da, es sei zu teuer. Außerdem werde Luzius sich nach der ersten Begeisterung nicht regelmäßig darum kümmern. Einwände, die zu entkräften er niemals die Gelegenheit bekommen hatte.
    Luzius holte Kaffee, für Berta einen entkoffeinierten. Er unterhielt sich kurz mit Schwester Gudrun. Mit gesenkter Stimme wies sie darauf hin, dass es mit seiner Mutter jetzt ganz schnell gehen könne. »Der Lebenswille ist nur noch sporadisch da. In ihrem Alter reicht das nicht aus. Machen Sie sich auf alles gefasst.«
    Er kehrte zu dem Tisch zurück und stellte die Tassen ab. Berta würde ihre vermutlich nicht anrühren. Aber darauf kam es nicht an.
    »Ich werde eine Weile weg sein, Mutter.« Ein neuer Versuch. Er suchte in ihren Augen nach einem Zeichen des Verstehens. Sie blickte am Aquarium vorbei auf die Wand und reagierte nicht.
    Luzius musste Berta verlassen. Wenn sie mit Gunter fertig waren, würde er mit Sheila aus Köln verschwinden. Er hatte über seine früheren Kanäle eine Wohnung in Lüttich aufgetan, wo sie ein, zwei Monate bleiben konnten. Danach würde er weitersehen. Am Morgen war er auf der Bank gewesen. Er trug sein gesamtes Vermögen in einem Geldgürtel bei sich. In Lüttich kannte er jemanden, der alle erforderlichen Dokumente anfertigte. Selbst für Kinder, darauf war der Mann sogar spezialisiert. Sheila musste zur Schule gehen, das Leben musste für sie weitergehen, auch wenn Valerie sie im Stich gelassen hatte.
    Das Mädchen war in einer aussichtslosen Lage. Wenn sie zur Polizei gegangen wäre, hätte Gunter Valerie verraten. Damit hatte er sie unter Druck gesetzt. Sie war zum Schweigen verdammt gewesen. Bis Luzius gekommen war und das Gleichgewicht des Schreckens gestört hatte.
    Bei dem Ersten war

Weitere Kostenlose Bücher