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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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es Notwehr gewesen. Der Zweite hatte seine verdiente Strafe erhalten, ebenso der Dritte. Der Letzte sah seiner Vernichtung entgegen. Nur so konnte die Gefahr für das Mädchen ein für alle Mal beseitigt werden. Auf diese Weise beruhigte Luzius sein Gewissen.
    Bislang hatten sie Glück gehabt. Das würde ihnen bei Gunter nicht mehr helfen. Sie brauchten den Feuerteufel. Der Verdacht musste auf ihn fallen. Wie bei der Bahn in Ossendorf, als sie den Zufall auf ihrer Seite gehabt hatten. Einen merkwürdigen Zufall. Luzius fragte sich, ob Tiedke noch andere Feinde gehabt hatte.
    Jedenfalls mussten sie diesen Zufall beim nächsten Mal gewissermaßen einkalkulieren. Luzius zerbrach sich Tag und Nacht den Kopf darüber. Er konnte Sheila keinen Wunsch abschlagen. Jedem anderen ja, aber nicht ihr.
    Berta nahm ihre Tasse und trank einen Schluck Kaffee. Das tat sie sonst so gut wie nie. »Kennen Sie meinen Sohn?«, fragte sie.
    Luzius drehte verwundert den Kopf.
    »Ein tüchtiger Junge, Herr Kaplan. Er hat jetzt eine Freundin. Ich glaube, ihr Name ist Sheila.« Sie setzte die Tasse ab. »Denken Sie, ich weiß das nicht? Ach ja, er verheimlicht mir so viel.« Unwillig zerrte sie an dem Gurt, mit dem sie in dem Rollstuhl fixiert war. »Aber ich habe ein gutes Gedächtnis. Ich bin alt, aber nicht dumm.« Sie lachte heiser. »Ich kenne seine kleinen Fehltritte. Stellen Sie sich vor, er schämt sich, Süßigkeiten in meiner Gegenwart zu essen. Ein erwachsener Mann! Nun ja, er hatte es nicht leicht.«
    Sie beugte sich so weit vor, wie es der Gurt zuließ, und fuhr leise fort. »Seine großen Sünden kenne ich auch.«
    Luzius starrte sie fassungslos an.
    »Leider ist er nicht sehr religiös«, sagte sie, hob den Blick an die Decke und schlug ein Kreuzzeichen. »Aber ich kann ja für ihn sprechen. Das zählt dann wenigstens ein bisschen, oder?«
    Er schwieg. Berta nahm es für ein Ja.
    »Sein Vater war ein schwieriger Mann. Er hat Luzius nicht immer gut behandelt.«
    Als er seinen Namen hörte, zuckte er zusammen.
    »Ich habe dann lange Zeit nichts mehr von Karl gehört.« Berta betastete ihre Stirn. Ihre andere Hand lag schlaff auf der Rollstuhllehne. »Nachdem er mich verlassen hatte. Fragen Sie mich nicht, wann das war, ich kann mir nicht alles merken.«
    Der Erinnerungsschub schien langsam nachlassen. Luzius hielt den Atem an.
    »Als Karl starb … Man hat mich verständigt, unsere Ehe wurde nie gelöst.« Berta streckte die Hand nach der Kaffeetasse aus und hielt auf halber Strecke inne. »Luzius war damals unterwegs, mit so einer Jahrmarktstruppe. Oder war das erst später? Er besaß ja keine richtige Ausbildung. Jedenfalls dachte ich mir nichts dabei, auch als der Junge sein Auge verlor, das ist schlimm, aber so etwas kommt vor. Dann … Ich hörte, dass Karl … gewaltsam umkam.«
    Ihre Lippen begannen zu zittern, als suchte sie nach Worten. Bald hört es auf, dachte Luzius. Das Rinnsal verebbt, versiegt.
    Endlich bekam Berta die Tasse zu fassen. Ihre knotigen Finger schlossen sich um den Henkel. »Jemand hat Karl totgeschlagen. Mit einem Stock.« Die Tasse kippte und fiel um, der Inhalt ergoss sich über den Tisch. »Da wusste ich, dass es mein Junge gewesen war.«
    Berta beobachtete, wie sich die braune Flüssigkeit auf der Resopalplatte verteilte. »Karls Stock. Ich kannte ihn gut. Sehen Sie mich an. Was schätzen Sie? Seit wann kann ich meine Beine nicht mehr bewegen?« Mit der Zunge fühlte sie nach ihrem Gebiss. »An meinem Alter liegt es ganz gewiss nicht. Aber es war kein Grund, sich so zu versündigen.« Das Gebiss saß fest. »Was sagen Sie dazu, Herr Kaplan? Mein Sohn ist verloren, oder?«
    Schwester Gudrun hatte der Unterhaltung von der Kaffeeküche aus zugesehen. Frau Goodens war heute aber gesprächig, hatte sie aus der Entfernung gedacht. Sie eilte mit einem Lappen herbei. Berta zog die Hand zurück.
    »Macht doch nichts«, sagte die Schwester zu Luzius und wischte den Kaffee auf. »Das kommt vor.« Sie schenkte Berta ein verständnisvolles Lächeln und säuberte den Ärmel der alten Frau. »Lassen Sie sich nicht stören.«
    Dann entfernte sie sich wieder und freute sich, wie gut es Frau Goodens tat, dass ihr Sohn sie besuchte. Man durfte die alten Menschen nicht aufgeben, dachte sie. Es steckte mehr in ihnen, als man gemeinhin annahm.
    »Warum hast du mir nie gesagt, dass du es weißt?«, flüsterte Luzius.
    Bertas Blick war leer. Sie hing kraftlos im Gurt, ihr Mund gehörte jetzt wieder jener anderen Person,

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