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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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aussehen. Vermutlich dachte er, dass Raupach sich nach der ereignislosen Arbeit im Archiv zurücksehnte, nach wenig Verantwortung und geringen Risiken, bevor es zum letzten Treffen kam. Dass er deshalb unter die Erde ging.
    Vielleicht war es so. Raupach verspürte wenig Lust, sich selbst zu analysieren. Er gab einer anderen Erklärung den Vorzug. Er war jetzt ein Spurenleser ohne Spur, und als solcher ging er seiner Arbeit am besten am Rudolfplatz nach, dem Ort des angekündigten Todes. Immer wieder befuhr er denjenigen Teil des Liniennetzes, den er für besonders gefährdet hielt, und ließ den Dingen ansonsten ihren Lauf. An diesem Punkt der Ermittlung konnte er nichts erzwingen. Zu einem geringen Teil hatte Caberidis Recht.
    Natürlich stand er mit dem Präsidium in Kontakt, die Fahndung nach Aalund, Land, Valerie und Sheila Braq lief nach den Razzien weiter wie zuvor. Heide und Photini hielten ihm den Rücken frei. Sie riefen ihn nur an, wenn sich etwas Wichtiges ergab. Dazu gehörte zum Beispiel, dass die beiden Webdesigner normalerweise werktags mit der U-Bahn nach Hause fuhren, meist gegen 18 Uhr 30. Dadurch waren sie in Lands Koordinatensystem geraten. Photini legte eine Liste an mit allen Bewohnern von Nippes und Umgebung, die zur fraglichen Zeit regelmäßig die U-Bahn nahmen. Dreiundzwanzig Personen hatte sie bereits ausfindig gemacht. Ein paar von ihnen erinnerten sich sogar an den Mann im Dufflecoat. Sie fügten der Personenbeschreibung weitere Details hinzu.
    Am Abend ging Raupach wieder ins Delphi und traf sich mit Heide und Photini. Jakub lag mit einer schweren Grippe im Bett, Effie Bongartz war noch mit den Spuren in Lands letztem Unterschlupf beschäftigt. Sie hatte bereits mehrere leere Flaschen sichergestellt, in denen hoch entzündliches Material enthalten gewesen war. Land hatte offenbar einen Brandsatz angefertigt. Valerie Braq war nach wie vor bei ihm. Wahrscheinlich hatte sie keine Ahnung, dass Sheila ihrer Anweisung, nach Norddeutschland zu fahren, nicht gefolgt war, denn die Telefongesellschaft hatte keine ausgehenden Anrufe registriert. Valerie und Land hatten in getrennten Zimmern übernachtet, es gab keine Hinweise auf intime Kontakte.
    Raupach fragte sich, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Wenn die beiden kein Liebespaar waren, bestand die Hoffnung, dass Valerie vor dem Dreiundzwanzigsten die Nerven verlor und versuchte, sich von Land abzusetzen, egal, was er über sie wusste. Wenn sie sich jedoch näher kommen würden, was schon vorgekommen war zwischen Menschen in einer sich zuspitzenden Zwangslage, wenn Valerie Lands Vertrauen gewann, dann brachte sie ihn vielleicht von seinem Vorhaben ab, oder er würde zumindest unvorsichtig werden. Aber lag das in Valeries Interesse? Wenn sie sich im Klaren darüber war, dass Land sie wegen des Mordes an Jef Braq belastete, war es aus ihrer Sicht dann nicht besser, ihn den Anschlag ausführen zu lassen? Dabei konnte viel passieren, Land setzte sein Leben aufs Spiel. Einen Brandsatz zu zünden war gefährlich, unverletzt davonzukommen noch schwieriger, dafür musste er den U-Bahn-Wagen rechtzeitig verlassen und sich der Festnahme entziehen. Wollte Land den Anschlag überhaupt überleben? Er hatte schon früher suizidale Tendenzen gezeigt. Raupach fiel der Selbstmord der jungen Babette wieder ein. Ein Selbstmord, der keiner war. Wie viele Menschen gingen in den Freitod, ohne es wirklich zu wollen? Wenn Land seinen Tod jedoch einkalkulierte …
    »Mir stehen diese Wenns bis hier«, sagte Heide und nippte an ihrem Wasserglas. Das Kölsch hatte sie bis auf weiteres gestrichen, nicht wegen der Ermittlung, sondern weil sie eine weitere »beziehungstechnische Ernüchterung« hinter sich hatte, wie sie sich ausdrückte. Paul hatte Schluss gemacht, und zwar auf die übelste Art, die sie sich vorstellen konnte. Sie wollte nicht darüber sprechen. Raupach sah ihr an, dass sie es auf ihr Alter zurückführte. Deswegen war sie so übertrieben geschminkt. Mit den dicken schwarzen Rändern um ihre Augen sah sie aus wie eine Schauspielerin in einem Stummfilm.
    Sie aßen schwiegend. Das Delphi war am letzten Freitag vor Weihnachten brechend voll. An einer langen Tafel in der Mitte der Gaststube fand eine Betriebsfeier statt. Die Polizisten saßen an einem kleinen runden Tisch direkt neben dem Bartresen. Dort war es etwas ruhiger.
    Rula servierte den besten Fisch, den sie in der Kühlung hatte, irgendetwas mit See- als Vorsilbe. Teufel, Wolf, Barsch,

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