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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Begründung.«
    »Und was ist dann unser Beruf?«, fragte Heide.
    Woytas blickte zu Raupach. Der ließ sein Besteck sinken und wischte sich mit einer Papierserviette den Mund ab. Dann sagte er: »Lüge von Wahrheit zu scheiden. Wenn es den Leuten da draußen immer schwerer fällt, müssen wir es tun.«
    Er stand auf und angelte unter dem Tisch nach seiner Jacke.
    »Nun sagen Sie schon, Woytas. Was ist los?«
    »Kommen Sie mit. Es gab einen weiteren Brand.«

    Die Simonskaul war eine abgelegene Verbindungsstraße zwischen Mauenheim und Longerich, nördlich von Nippes. Kleingartenanlage konnte man die Grundstücke nicht nennen, die sich zu beiden Seiten der Straße erstreckten. Es waren vereinzelte baufällige Buden inmitten einer Gegend, die an Trostlosigkeit kaum zu überbieten war. Die Bebauung hörte am Anfang der Brache auf, ein Niemandsland am Rande der Stadt.
    Seit einer Stunde regnete es. Der Wind fing sich in Raupachs abnehmbarer Kapuze, die er vor einigen Tagen wieder an den Jackenkragen geknöpft hatte. Schlechtes Wetter, um Spuren zu suchen. Ideal, welche zu finden.
    Die Techniker hatten das Gelände taghell erleuchtet. Ein ausgebrannter Lieferwagen. Die Plane, mit der er abgedeckt gewesen war, hatte das Feuer verstärkt. Die Fahrgestellnummer stimmte mit dem Kleinbus überein, der auf Raimund Lübben zugelassen gewesen war. Es war der Tourbus von Barbarossa.
    Daneben befanden sich die Überreste eines Gartenhäuschen. Als Besitzerin stellte sich laut Grundbuch eine Frau namens Karin Dott heraus. Sie war seit zwei Jahren verstorben, das Haus galt als unbewohnt. Eine Polizeistreife war auf den Lichtschein aufmerksam geworden, viel zu spät, denn als die Feuerwehr eingetroffen war, hatte es so gut wie nichts mehr zum Löschen gegeben.
    Effie Bongartz hatte Ringe unter den Augen.
    »Schaffen Sie das?«, fragte Raupach. »Wo ist Hattebier?«
    »Keine Ahnung. Ich bin ja da.«
    »Und Ihre Leute?«
    »Kommen noch. Einer nach dem anderen.« Sie hielt einen Styroporbecher mit Kaffee hoch. »Das hält mich wach.«
    »Sagen Sie mir, was ich tun muss.« Photini streifte Latexhandschuhe über. »Ich habe keine Expertenausbildung, aber für ein paar Abstriche sollte es reichen.«
    Effie reichte ihr mehrere Plastikröhrchen und Abstrichpapier.
    »Am besten, ihr fangt mit den Blutspuren an«, rief Heide. Mit einer starken Taschenlampe untersuchte sie den Weg, der in die Simonskaul einmündete. Sie bewegte sich Zentimeter für Zentimeter, um keine Spur zu zerstören. »Und dann kommen diese Reifenabdrücke dran.« Heide deutete auf ein Stück Matsch. Mit Dreck war sie vertraut. Sie las darin wie in der Seele dieses Mistkerls, der ihr die große Liebe vorgegaukelt hatte. Jetzt hatte sie mit Paul eine Rechnung offen.
    »Was sehen Sie?«, rief Effie ihr zu.
    »Einen PKW und ein Fahrrad. Mountainbike, dem Profil nach zu urteilen.«
    »Hier.« Effie warf Heide ein Bündel mit langen Markierungsstäben zu. »Kommen Sie zurecht?«
    »Ich liebe dieses Wetter.« Heide deutete in den Nachthimmel. Der Vollmond hatte Mühe, durch die Wolkenschichten hindurchzuschimmern. »Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Das da drüben ist die Schreibtischermittlerin.« Sie wies auf Photini. »Hat nur ihre Tastatur im Kopf.«
    Raupach stand neben Woytas auf der Straße und verfolgte die Arbeit seiner Leute. »Sie haben Recht. Ich würde sie um nichts in der Welt eintauschen.«
    »Was ist hier passiert?«, fragte Woytas. Nach seinen Äußerungen im Delphi hatte er genug von Sentimentalitäten.
    »Vorsätzliche Beseitigung von Beweismaterial.« Raupach betrachtete das Wrack des Lieferwagens. »Lübben war das einzige Opfer, dessen genaue Todesumstände wir nicht kannten. Es war sein Bus. Ich bin mir sicher, dass er darin auch starb. Einige Tage später legte jemand die Leiche in der Unterführung in Longerich ab. Der Wagen blieb hier versteckt, bis jemand die Gelegenheit gekommen sah, alle Indizien zu vernichten.«
    »Der Täter?«
    »Mag sein.«
    »Haben Sie Zweifel?«, fragte Woytas.
    »Vielleicht gab es am Tatort noch mehr Spuren. In diesem Bus kann sich alles Mögliche zugetragen haben.«
    »Denken Sie an das Mädchen?«
    »Öfter, als mir lieb ist. Außerdem gibt es ja noch die Blutspuren, die wir an Lübbens Leiche gefunden haben. Wir konnten sie noch nicht zuordnen.«
    Raupach betrachtete den Bus. Seine verkohlten Türen standen offen, als wollte er sein Geheimnis preisgeben. Auf der Ladefläche befand sich eine Matratze, die

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