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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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sein?«
     
    Entlang der Umzäunung gingen sie zum Eingang. Das einzige Licht kam vom schwachen gelblichen Schein der Straßenlaternen und dem gelegentlichen Aufblitzen der Lampen des gerichtsmedizinischen Kamerateams, deren Lichtstrahlen über das Ödland streiften. Eine Meile dahinter stand der strahlende Millennium Dome, der die nördliche Skyline beherrschte und dessen rote Warnlichter vor den Sternen aufblinkten.
    »Sie ist vermutlich in einen Müllsack gesteckt worden«, sagte Maddox. »Aber es ist so dunkel dort draußen, daß der erste Beamte, der sie in Augenschein genommen hat, nicht sicher war; es ist sein erster Kriminalfall, und er hat ziemliches Muffensausen bekommen.« Er machte mit dem Kopf ein Zeichen in Richtung einer Gruppe von Wagen. »Der Mercedes. Sehen Sie den Mercedes?«

    »Ja.« Caffery ging ungerührt weiter. Ein breitschultriger Mann in einem Kamelhaarmantel saß zusammengesunken auf dem Vordersitz und redete erregt auf einen CID-Beamten ein.
    »Der Besitzer. Wegen der Jahrtausendfeier wird die ganze Gegend hier aufgemöbelt. Letzte Woche, behauptet er, habe er eine Gruppe von Leuten angeheuert, um das Gelände aufzuräumen. Wahrscheinlich sind sie, ohne es zu wissen, auf das Grab gestoßen, eine Menge schweres Gerät war im Einsatz, und dann, um null Uhr …«
    Er blieb am Tor stehen, sie zeigten ihr Ausweise, schrieben sich bei dem Police Constable ein und duckten sich unter dem Absperrband hindurch, das den Tatort abriegelte.
    »Und dann um null Uhr heute morgen waren drei junge Burschen hier draußen, die an einer Klebstoffdose rumgeschnüffelt haben, und die sind über sie gestolpert. Sie sind jetzt unten auf dem Revier. Die Koordinationsbeamtin am Tatort wird uns Genaueres sagen. Sie war schon drinnen.«
    Detective Sergeant Fiona Quinn, die Einsatzleiterin, die von Scotland Yard geschickt worden war, erwartete sie an einer mit Flutlicht erleuchteten Stelle in der Nähe einer Containerkabine. Sie wirkte in ihrem weißen Plastikoverall wie ein Geist. Ernst zog sie die Kapzuze ab, als sie sich näherten.
    Maddox übernahm die Vorstellung.
    »Jack, darf ich Ihnen Detective Sergeant Quinn vorstellen. Fiona, das ist mein neuer Detective Inspector, Jack Caffery.«
    Caffery näherte sich mit ausgestreckter Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Mich auch, Sir.« Sie streifte die Handschuhe ab und schüttelte Caffery die Hand. »Ihre erste Leiche, nicht wahr?«
    »Beim AMIP, ja.«
    »Nun, ich wünschte, ich hätte was Hübscheres für Sie. Es sieht nicht besonders erfreulich aus dort drinnen. Überhaupt nicht erfreulich. Irgendwas hat ihr den Schädel gespalten, vermutlich irgendeines der Geräte, die hier im Einsatz waren. Sie liegt auf dem Rücken.« Sie lehnte sich anschaulich mit ausgestreckten
Armen und offenem Mund zurück. Im Zwielicht konnte Caffery das Blitzen von Amalgamfüllungen erkennen. »Von der Taille abwärts ist sie unter vorgefertigten Betonteilen begraben, die Umrandung eines Gehsteigs oder dergleichen.«
    »Hat sie lange dort gelegen?«
    »Nein, nein. Nach grober Schätzung …« Sie zog den Handschuh wieder an und reichte Maddox eine Gesichtsmaske aus Baumwolle. »Weniger als eine Woche; aber zu lange, als daß es Sinn hätte, noch während der Nacht mit der Untersuchung anzufangen. Ich glaube, Sie sollten bis Tagesanbruch warten, bevor Sie den Pathologen aus dem Bett werfen. Er wird Ihnen mehr sagen können, wenn er sie auf dem Seziertisch hatte und die Insektenaktivität überprüft hat. Sie liegt zur Hälfte unter der Erde, halb in einen Müllsack gesteckt, das wird etwas bewirkt haben …«
    »Der Pathologe …«, sagte Caffery. »Sind Sie sicher, daß wir einen Pathologen brauchen? Das CID glaubt, es sei eine Autopsie vorgenommen worden.«
    »Das stimmt.«
    »Und Sie wollen immer noch, daß wir sie uns ansehen?«
    »Ja.« Quinns Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Ja, ich finde immer noch, daß Sie sie sehen sollten. Wir reden hier nicht von einer professionellen Autopsie.«
    Maddox und Caffery sahen sich an. Es enstand eine kurze Pause, dann nickte Jack:
    »Also gut. Gehen wir.« Er räusperte sich, nahm die Handschuhe und die Gesichtsmaske, die Quinn ihm reichte, und steckte schnell seine Krawatte ins Hemd. »Also kommen Sie. Wir wollen einen Blick auf die Leiche werfen.«
     
    Ganz nach alter CID-Manier marschierte Caffery trotz übergestreifter Schutzhandschuhe mit den Händen in den Taschen los. Ab und zu verlor er den Lichtstrahl von Detective

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