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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Er sah auf und wartete, daß Maddox und Caffery ihm folgten. »Also. Diese hier nennen wir Nummer fünf. Sie ist in einem wirklich entsetzlichen Zustand, zweifellos wurden die Kopfverletzungen post mortem zugefügt, mit schwerem Gerät. Ihre Vermutung mit dem Bulldozer dürfte hinkommen. Das macht es sehr schwer für uns, sie zu identifizieren. Unsere ganze Hoffnung sind die Fingerabdrücke, obwohl wir auch hier auf Probleme stoßen. Sehen Sie, wie die Haut wegflutscht? Nicht die geringste Hoffnung, einen genauen Abdruck zu kriegen. Ich werde also die Haut ablösen und dann den Abdruck abnehmen müssen.« Er legte die Hand wieder zurück. »Sie war drogenabhängig, aber ihr Tod ist plötzlich eingetreten, keine Überdosis, keine Aspiration in Speise- und Luftröhre, kein Lungenödem.« Er rollte den Körper vorsichtig auf die Seite und deutete auf einen grünlichen Fleck am Gesäß. »Das meiste, was Sie hier sehen, ist Verwesung. Aber darunter, können Sie die schwarzen Pünktchen erkennen?«

    »Ja.«
    Er rollte den Körper wieder zurück. »Diffuse Hypostase. Sie wurde nach dem Tod bewegt. Hier auf dem Arm ebenfalls, ungewöhnlicherweise sogar auf den Fußgelenken.«
    »Ungewöhnlicherweise?«
    »Man würde das bei einem Opfer finden, das erhängt wurde. Das Blut fließt nach unten in die Beine und die Fußgelenke.«
    Caffery runzelte die Stirn. »Sie sagten, das Zungenbein sei intakt.«
    »Das stimmt. Und aufgrund dessen, was vom Hals noch übrig ist, kann ich garantieren, daß sie nicht erhängt wurde.«
    »Also?«
    »Sie befand sich einige Zeit in stehender Position. Nach Eintritt des Todes.«
    »Stehend?« fragte Caffery. »Stehend?« Die Vorstellung beunruhigte ihn. Er wandte sich an Maddox, erwartete eine Erklärung, schlichte Beruhigung. Aber die bekam er nicht. Maddox kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Ich weiß nichts, wollte er damit sagen, versuchen Sie nicht, von mir eine Antwort zu bekommen.
    »Vielleicht ist sie aufgestellt worden«, fuhr Krishnamurthi fort. »Ich kann allerdings keine weißlichen Flecken entdecken, um zu sagen, wie das geschehen wäre, die Verwesung ist zu weit fortgeschritten, aber sie könnte unter den Armen aufgehängt oder irgendwo eingeklemmt worden sein, damit sie aufrecht stehenblieb. Irgendwann kurz nach Eintritt des Todes, als das Blut noch nicht viskös war.« Er hielt inne. »Mhm. Das habe ich übersehen.«
    »Was denn?«
    Er beugte sich vor und nahm vorsichtig mit der Pinzette etwas von der Kopfhaut ab. »Gut.«
    »Was ist das?«
    »Ein Haar.«
    Caffery beugte sich vor. »Ein Schamhaar?«
    »Vielleicht.« Krishnamurthi hielt es ins Licht. »Nein. Das ist
ein Kopfhaar. Negroid. Abgesehen von der Analyse der Mitochondrien für eine DNA-Analyse nicht zu gebrauchen, weil zu wenig Haarbalg dran ist.« Sorgfältig steckte er das Haar in eine Tüte und reichte sie dem Sektionsdiener zur Beschriftung. »Von drei Opfern habe ich bereits ein paar blonde Haare abgenommen. Sie sind auf dem Weg nach Lambeth.« Er ging zum nächsten Tisch. »Nummer zwei. Sie ist vor vierzehn oder fünfzehn Wochen gestorben. Einsfünfundsechzig. Alter vielleicht dreißig. Die Finger sind ausgetrocknet, aber wir kriegen dennoch gute Abdrücke, es gibt einen ausgezeichneten Weichteilaufbauer aus Gelatine, der die Fingerspitzen anschwellen läßt.«
    Er ging zum nächsten Tisch, wo ein Leichnam lag, der in der Mitte aufgeschnitten war. Ein Gespinst aus Bindegewebe schimmerte zwischen bläulichen Rippen, das gebleichte blonde Haar war angefeuchtet und aus der klaren Stirn gestrichen worden. Auch der Hals war einen Spaltbreit aufgeschnitten und gab den Blick auf ein milchigweißes Stimmband frei. »Opfer vier, meine Herren.«
    Caffery berührte leicht das Fußgelenk. »Gut.« Er deutete auf eine Tätowierung, die überraschend deutlich ein paar Zentimeter über dem Fußwurzelknochen angebracht war. Bugs Bunny. Mit seinem Markenzeichen, der Karotte.
    »Sie sagen, keine typischen Anzeichen für eine Überdosis?«
    »Das stimmt. Auch keine Verletzungen.«
    »Woran ist sie dann gestorben?«
    Krishnamurthi hielt einen beschmutzten Finger hoch und lächelte zögernd. »Ich habe da eine Idee. Sehen Sie sich das an.« Langsam führte er den Finger in die Halsöffnung ein, dehnte vorsichtig den Spalt etwas weiter aus, umging die Luft- und Speiseröhre, bis die Halswirbelsäule zum Vorschein kam. »Dieser Mann ist schlau, aber nicht so schlau wie ich. Wenn Sie von hier unten genügend

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