Der Vollstrecker
gegen seinen Schreibtisch.
»Und was ist dabei herausgekommen?«
»Wir hatten gerade erst mit der Vernehmung angefangen, als die Nachricht von dem neuen Opfer reinkam.« Hunter trat neben Blake an die Pinnwand. »Sie hatte gar keine Gelegenheit, eine Aussage zu machen.«
»War sie zur Tatzeit in der Kirche? Hat sie etwas gesehen?«
»Nein auf die erste Frage und in gewisser Weise auch auf die zweite«, antwortete Garcia und kratzte sich das Kinn.
»Und was zum Geier soll das heiÃen?«
»Sie war nicht in der Kirche«, erklärte Hunter ruhig. »Sie hat uns gesagt, sie hätte eine Vision gehabt.«
Blake schnaubte. »Was? Sie ist hier aufgetaucht und hat behauptet, sie kann hellsehen?«
»Nein«, lautete Hunters ebenso schlichte wie verwirrende Antwort.
Captain Blakes Blick irrte ungeduldig im Zimmer umher, bis er schlieÃlich auf Garcia hängen blieb. »Irgendjemand erklärt mir das jetzt besser, und zwar ein bisschen plötzlich.«
»Der Aussage des Officers zufolge, der als Erster mit ihr gesprochen hat, hat sie nichts von irgendwelchen Visionen erwähnt oder davon, dass sie Hellseherin wäre. Sie hat behauptet, sie hätte Informationen, über die sie aber nur mit den ermittelnden Detectives sprechen wollte.«
Captain Blake fischte eine Rolle Pfefferminzbonbons aus der Brusttasche ihres Blazers und warf sich eins in den Mund. »Wie auch immer.« Sie wandte sich an Hunter. »Wenn sie irgendeine Verrückte ist, die einen auf Hellseherin macht, was wollen wir dann überhaupt von ihr?«
»Sie ist keine Hellseherin, Captain«, sagte Hunter geduldig. »Sie scheint gewisse Dinge nur intensiver zu empfinden als andere Menschen.«
»Sie tut was ?« Um ein Haar hätte sich Blake an ihrem Pfefferminzbonbon verschluckt.
»AuÃersinnliche Wahrnehmung.«
»Bitte sagen Sie mir nicht, dass Sie diesen Blödsinn auch noch geglaubt haben!«, rief sie, die Hände in die Hüften gestemmt. Ihre Stimme war eine halbe Oktave höher gerutscht.
»Grundsätzlich bin ich, was solche Sachen angeht, genauso skeptisch wie Sie, Captain«, meinte Hunter beschwichtigend. »Aber Fakt ist, dass es Menschen mit auÃersinnlicher Wahrnehmung gibt, ob wir es nun glauben wollen oder nicht.«
»Das tut überhaupt nichts zur Sache, Robert.« Blake zerbiss krachend ihr Bonbon. »Wir sind hier keine Esoteriktruppe. Die Presse hat sich ohnehin schon auf uns eingeschossen, und der Bürgermeister wartet nur darauf, dass Sie einen Fehler machen. Sie können sich ausmalen, was passiert, wenn herauskommt, dass wir die Hilfe einer Wahrsagerin in Anspruch nehmen. Wir würden dastehen wie inkompetente Trottel.«
»Ich habe niemandes Hilfe in Anspruch genommen, Captain, ich will bloà mit ihr sprechen. Rausfinden, was sie zu sagen hat. Wenn es sich als Unsinn rausstellt, dann können wir es abhaken, so wie all die anonymen Hinweise, die wir bislang über die Hotline reinbekommen haben.«
Blake warf sich das nächste Pfefferminzbonbon in den Mund und schob es mit der Zunge von einer Backentasche in die andere. »Wieso glauben Sie, dass sie die Wahrheit sagt?«
Hunter stand hinter seinem Stuhl, die Ellbogen auf die Rückenlehne gestützt. »Als ich gestern aus dem Vernehmungszimmer gerannt bin, hat sie mir noch etwas hinterhergerufen.« Er sah kurz zu Garcia hinüber. »Du warst schon drauÃen und hast es nicht mehr mitbekommen.«
»Und was war das?«
Hunter schwieg einen Moment. »Sie hat gesagt: Er wusste von dem Feuer. Er hat gewusst, wovor sie Angst hat. «
51
A ugenblicklich wurde es still im Büro, und alle Augen richteten sich auf Hunter.
»Das kann sie sich unmöglich ausgedacht haben.« Er schüttelte energisch den Kopf und trat hinter seinem Schreibtisch hervor. »In dem Moment hatte ich bloà noch keine Ahnung, was sie damit meinte.«
»Vielleicht ist diese Geschichte mit den übersinnlichen Fähigkeiten bloà ein Deckmantel«, meinte Captain ÂBlake. »Vielleicht ist sie in Wirklichkeit in die Sache verwickelt.«
»Was auch immer der Grund ist, ich finde, wir sollten noch mal mit ihr reden.«
»Tja, nur leider«, meldete sich Hopkins wieder zu Wort, »hat ja niemand ihre Kontaktdaten aufgeschrieben. Sie hat keinen Nachnamen hinterlassen, keine Adresse oder Telefonnummer.«
»Okay, aber wir haben
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