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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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einen Finger an die Lippen. »Vielleicht macht er bloß so lange weiter, bis das Monster in ihm Ruhe gibt. Das ist nicht ungewöhnlich. Manchmal ist der Tod allein nicht genug, um den Zorn des Mörders zu stillen, oder das Böse in ihm, oder was auch immer es ist, das ihn morden lässt. Es gibt jede Menge Fälle, bei denen die Täter ihre Opfer auch nach ihrem Tod noch stundenlang weiter erschießen, erstechen, verprügeln und aufschlitzen. Manche tun es sogar tagelang, wochenlang, monatelang …«
    Â»Womöglich haben Sie recht«, pflichtete Dr. Winston ihm bei. »Vielleicht reicht ihm das Töten alleine nicht.« Er holte tief Luft und stieß sie dann langsam wieder aus. »Es gibt da noch etwas, was ich Ihnen zeigen muss.«
    Sein Tonfall weckte ein ungutes Gefühl in Hunter.
    Der Doktor zog eine runde Vergrößerungslampe auf einem fahrbaren Stativ zum Sektionstisch und bat Hunter und Garcia, näher zu treten. Er positionierte die Lampe seitlich, so dass ihr Lichtstrahl die rechte Seite der Bauchgegend des Opfers beleuchtete. »Schauen Sie.« Er trat beiseite.
    Ein wenig ratlos spähte Hunter durch die Vergrößerungslampe. Er wusste gar nicht, wonach er suchen sollte. Nach wenigen Sekunden jedoch kniff er plötzlich die Augen zusammen, als sein Blick auf eine Stelle unmittelbar unterhalb der rechten Brust des Opfers fiel.
    Â»Nein!«, stieß er gepresst hervor. Ein Gefühl der Kälte schoss durch seinen Körper wie ein Stromstoß.
    Dr. Winston nickte.
    Â»Doc. Sagen Sie, dass das nicht wahr ist.«
    49
    A n der Pinnwand in Hunters und Garcias Büro hingen, getrennt durch eine mit weißem Marker gezogene Linie, zwei unterschiedliche Gruppen von Tatortfotos: links die katholische Kirche der Sieben Heiligen und die brutale Enthauptung eines Priesters – rechts der unvorstellbar sadistische Mordbrand auf dem Anwesen in Malibu.
    Mit dem Auftauchen der zweiten Leiche hatte Captain Blake auf tägliche Team-Besprechungen um neun Uhr morgens bestanden. Hunter und Garcia schafften es um zehn vor neun ins Büro.
    Laut vorläufigem kriminaltechnischem Bericht vom Amanda-Reilly-Tatort war in einem der Zimmer im ersten Stock ein partieller Fingerabdruck gefunden worden. Außerdem hatte man in einer Besenkammer einen Staubsauger sichergestellt, der ganz offensichtlich erst vor ­kurzem benutzt worden war. Bis der endgültige Labor­bericht fertig war, würde es noch einige Tage dauern.
    Die Informationen, die ihnen bislang über Amanda Reilly vorlagen, waren rudimentär. In Los Angeles geboren und aufgewachsen. Ohne Abschluss nach der zehnten Klasse von der Highschool abgegangen, seitdem im Immobiliengeschäft tätig. Die Mutter war vor sieben Jahren gestorben, der Vater hatte in ihrem Leben offenbar nie eine große Rolle gespielt – Alkoholprobleme, Spielsucht. Gegenwärtiger Aufenthaltsort unbekannt. Amanda war geschieden. Ihr Ex-Mann besaß ein Restaurant in San Diego, wo er seit sechs Jahren lebte. Er hatte das ganze Wochenende über gearbeitet, sein Alibi war von mehreren Zeugen bestätigt worden. Amanda hatte in beträchtlichen finanziellen Schwierigkeiten gesteckt, ihre Firma stand kurz vor dem Bankrott. Das Haus in Malibu gehörte einem Investor und Millionär namens Dan Tyler.
    Um Punkt neun Uhr betrat Captain Blake das Büro, wie üblich, ohne anzuklopfen. Sie hatte eine Ausgabe der L. A. Times unter dem Arm.
    Â»Haben Sie das hier schon gesehen?«, wollte sie von Hunter wissen.
    Â»Ich lese keine Zeitungen. Die deprimieren mich.«
    Â»Warten Sie ab, das hier wird Sie bestimmt in blendende Laune versetzen.« Damit ließ sie die Zeitung auf seinen Schreibtisch fallen, so dass die Titelschlagzeile gut lesbar obenauf lag.
    Hunter ließ flüchtig den Blick in Richtung der Zeitung schweifen, nahm sie aber nicht in die Hand. Garcia trat neugierig näher.
    VOLLSTRECKER SCHLÄGT WIEDER ZU. NEUES OPFER VON SADISTISCHEM SERIENMÖRDER ZU ASCHE VERBRANNT. POLIZEI VON LOS ANGELES RATLOS.
    Schweigend überflog Hunter die Schlagzeile, bevor er ganz unten am Ende des Artikels den Verfasser-Namen fand – Claire Anderson. Überraschung.
    Da Hunter keine Anstalten machte, den Rest des Artikels zu lesen, schnappte sich Garcia die Zeitung.
    Â»Ich würde zu gerne wissen«, sagte Blake mit sichtlichem Ärger, »wie zur Hölle sie die beiden Morde in

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