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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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ausmacht.«
    Zu Dougs großem Ärgernis nickte Tania.
    Â»Mandys Handtasche ist verschwunden. Wir würden uns gerne bei ihr zu Hause umsehen. Wissen Sie zufällig, ob sie im Büro einen Zweitschlüssel aufbewahrt hat?«
    Tania wischte sich die Tränen mit dem Handrücken weg und sah kurz zu Doug auf. »Ja, in der unteren Schublade ihres Schreibtischs. Sie hat sich ständig ausgesperrt, deswegen hat sie irgendwann einen Wohnungsschlüssel im Büro deponiert, für alle Fälle.«
    Hunter nickte. »Wir werden nachsehen. Eine Sache noch: War Mandy katholisch?«
    Tania schüttelte verwirrt den Kopf. »Sie war kein bisschen religiös. Ich glaube nicht mal, dass sie überhaupt an Gott geglaubt hat. Wieso?«
    Â»Nur so eine Frage.« Hunter schenkte ihr ein tröstendes Lächeln und legte seine Visitenkarte auf den Wohnzimmertisch. »Falls Sie sich noch an irgendwas erinnern, das uns vielleicht helfen könnte, auch wenn es Ihnen nebensächlich erscheint, rufen Sie mich bitte an – egal zu welcher Uhrzeit.«
    Tanias Blick ruhte mehrere Sekunden lang auf der Karte. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht mehr helfen konnte.«
    Hunter und Garcia verabschiedeten sich und gingen zur Tür.
    Â»Warten Sie!«, rief Tania plötzlich aufgeregt. »Er hat sie Mandy genannt.«
    Hunter drehte sich um. »Was meinen Sie damit?«
    Â»Am Telefon, als er angerufen hat, um zu sagen, dass er später kommt – er hat gefragt: Könnte ich kurz mit Mandy sprechen? «
    55
    S olange sie denken konnte, hatte Claire Anderson Reporterin werden wollen. Sie war in Hailey, Idaho, geboren, ein Mädchen vom Lande mit der Mentalität einer Großstädterin. Ihre Eltern lebten immer noch in Hailey, wo sie ihren breiten Akzent und ihre hinterwäldlerischen Ansichten pflegten. Claire war eine sehr gute Schülerin gewesen, aber aufgrund ihres Gewichts vor allem bei ihren männlichen Mitschülern eher unbeliebt. Dass sie schon als Kind leicht übergewichtig gewesen war, hatte vor allem mit dem zweifelhaften Talent ihrer Mutter zu tun, die köstlichsten, üppigsten Kuchen zu backen. Als Claire mit der Highschool fertig war, war sie richtiggehend dick.
    Aufgrund ihrer herausragenden Noten konnte sie zwischen mehreren renommierten Universitäten wählen. Sie entschied sich schließlich für die Idaho State University in Boise, weil die in relativer Nähe zu ihrem Elternhaus lag. Hailey war ihre Heimat, aber die Großstadt Boise wurde ihre Spielwiese – der Ort, an dem sie zum ersten Mal mit Drogen experimentierte (und zu dem Schluss kam, dass so was nichts für sie war). Der Ort, an dem sie ihre Jungfräulichkeit an jemanden verlor, den sie davor bloß einmal gesehen hatte. Und der Ort, an dem sie beschloss, dass sie nicht länger dick sein wollte. Mit eiserner Disziplin krempelte sie ihre Essgewohnheiten um und joggte sich auf fünfundfünfzig Kilo herunter. Die Verwandlung war unglaublich: Auf einmal war sie nicht mehr das hässliche Entlein, sondern die Frau, mit der jeder ins Bett wollte.
    Gleich nachdem sie ihr Studium als Jahrgangsbeste abgeschlossen hatte, ergatterte sie einen Job beim Idaho Statesman , der auflagenstärksten Tageszeitung in Boise. Durch ihre Arbeit dort lernte sie Noah Jones kennen, einen freischaffenden Reporter aus Los Angeles, der ihr sagte, er könne bei einigen seiner Freunde bei der L. A. Times ein gutes Wort für sie einlegen. Natürlich hatte sie mit ihm schlafen müssen, aber das war in Claires Augen ein geringer Preis für die Chance, eine Stelle bei einer der größten Zeitungen der USA zu bekommen.
    In diesem Augenblick saß Claire gerade mit einer halben Pobacke auf dem Schreibtisch von Matt Pasquier. Pasquier war eine Legende unter den Polizeireportern in Los Angeles und durch und durch ein Mann der alten Schule: Er war herablassend, soff wie ein Loch und hasste Journalistikstudenten wie die Pest. Aber er war gescheit, und er hatte einen Narren an Claire gefressen. Sie besaß etwas, das er seit Jahren nicht gesehen hatte – nackten Ehrgeiz. Sie tat es nicht nur fürs Geld. Sie wollte um jeden Preis eine gute Reporterin sein.
    Â»Okay, was ist das Problem?« Pasquier stellte seinen Kaffeebecher ab und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    Â»Irgendwas mache ich falsch«, sagte Claire zerknirscht. »Ich kriege einfach keinen Aufhänger

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