Der Vollstrecker
man selbst durchgemacht haben muss, um es wirklich begreifen zu können. Wir waren zwanzig Jahre lang verheiratet.« Tylers Blick glitt wieder zu dem Bild.
»Und Sie haben gemeinsam in dem Haus in Malibu gewohnt?«, fragte Hunter.
»Es war ihr ganzer Stolz. Ihr Traumhaus. Wir haben es selbst gebaut. Kate hat jedes Detail mit geplant. Sie hat jedes Möbelstück eigenhändig ausgesucht, jeden Vorhangstoff, jede Wandfarbe. Kate steckt in jedem Quadratzentimeter dieses Hauses.« Tyler verstummte und sah auf seine gefalteten Hände herab. »Nach ihrem Tod konnte ich nicht mehr dort wohnen. Ich habe es eine Zeitlang versucht, aber â¦Â« Sein Blick glitt in die Ferne. »Ohne es zu merken, hab ich manchmal angefangen, mit den Wänden zu sprechen, mit den Gardinen oder den Bildern â¦Â« Er lächelte. »Ich brauche das Haus nicht und auch sonst nichts, um mich daran zu erinnern, wie glücklich wir zusammen waren.«
»Sie haben keine Kinder?«, erkundigte sich Hunter, der die Antwort auf die Frage bereits ahnte, zumal er nirgendwo im Büro weitere Familienfotos gesehen hatte.
»Leider nicht, nein.« Auch diese Worte überschattete ein Kummer, und Hunter begriff, dass die Kinderlosigkeit nicht Tylers freier Entscheidung entsprungen war. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort.
»Kannten Sie Amanda Reilly?«
»Wir haben uns ein paar Mal getroffen, nachdem ich ihr Büro kontaktiert hatte, damit sie den Verkauf des Hauses für mich abwickelt«, erwiderte Tyler, der dankbar schien, das Thema wechseln zu können.
»Wie lange ist das her?«
Tyler neigte den Kopf zur Seite und kratzte sich an der Schläfe. »Ungefähr acht Monate. Es war ganz am Anfang, kurz nachdem ich sie beauftragt hatte.«
»Danach nicht mehr?«
»Dazu bestand kein Anlass. Ihre Firma wurde mir empfohlen. Einer meiner Klienten hat sein Haus durch Reillyâs verkauft. Ich wollte mit der ganzen Angelegenheit so wenig wie möglich zu tun haben. Ich wollte jemanden, der alles für mich erledigt. Sie hat auf mich einen sehr sympathischen und vertrauenswürdigen Eindruck gemacht, und ihre Referenzen sprachen für sich.« Eine Veränderung auf einem der Bildschirme veranlasste Tyler dazu, kritisch die Brauen zusammenzuziehen. »Wir haben danach noch ein paar Mal telefoniert. Sie hat mich von Zeit zu Zeit angerufen, um mir Bescheid zu sagen, wenn ein Besichtigungstermin anstand.«
»Hat sie Sie zufällig irgendwann letzte Woche angerufen, wegen eines Termins für den vergangenen Samstag?«, fragte Hunter und warf dabei einen Blick auf seine Notizen.
Tyler nickte. »Ja, am Freitag.« Er umfasste die Schreibtischkante und zog sich näher an den Tisch heran. »Sie klang richtig ausgelassen. Viel ausgelassener als bei den Besichtigungsterminen davor. Sie hat gesagt, der Interessent â¦Â« Tyler griff nach einem in Leder gebundenen Terminplaner und blätterte ein paar Seiten zurück. »â¦Â ein gewisser Ryan Turner â wolle sich das Haus unbedingt ansehen.« Er hielt inne und hob langsam den Blick. »Sie sagte, sie hätte ein richtig gutes Gefühl bei ihm.«
57
E in unbehagliches Schweigen senkte sich über Dan Tylers Büro. Hunter und Garcia sahen sich vielsagend an.
»Kennen Sie die Namen sämtlicher Interessenten, die sich das Haus angesehen haben?«, fragte Hunter und deutete auf Tylers Terminplaner.
»Das ist so eine Angewohnheit von mir. Ich mache grundsätzlich keine Geschäfte mit jemandem, den ich nicht vorher überprüft habe. Obwohl ich es nicht mehr übers Herz bringe, in dem Haus zu wohnen, liegt es mir immer noch sehr am Herzen. Ich würde es niemals an jemanden verkaufen, der es nicht zu schätzen weiÃ. Einen Immobilienspekulanten, zum Beispiel, der nur hinter dem Grundstück her ist. Der das Haus abreiÃen würde, um neu zu bauen.«
»Ich nehme an, Sie haben nur diejenigen Interessenten überprüft, die auch tatsächlich ein Angebot abgegeben haben?«
Tyler nickte. »Es hat keinen Zweck, Zeit und Geld auf jemanden zu verschwenden, der sich nur umsehen will.« Er schüttelte den Kopf wie über einen dummen Fehler. »Ich hätte ihn trotzdem überprüfen sollen.«
»Höchstwahrscheinlich hat er einen falschen Namen benutzt«, sagte Hunter. »Sie hätten nichts über ihn herausgefunden.«
»Und das wäre
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