Der Vollstrecker
als wolle er Hunter bitten, sich noch einen Moment zu gedulden. Dann blätterte er den Rest der Fotos durch, bis er dasjenige fand, nach dem er gesucht hatte.
»Was sehen Sie?«, drängte Hunter.
Garcia beugte sich vor und reckte den Hals.
Tyler legte das Foto so hin, dass die Detectives es sehen konnten. Es war eine Aufnahme des groÃen Kamins aus Flussgestein.
»Ist an dem Kamin etwas anders?«, wollte Hunter wissen.
»Auf dem Kaminsims«, lautete Tylers Antwort.
Die beiden beugten sich tiefer über das Foto. Der Kaminsims war mit verschiedenen Gegenständen dekoriert â kleinen Vasen, zwei gerahmten Bildern, Statuetten â¦
»Was stimmt nicht damit?«
»Meine Erinnerung lässt mich manchmal im Stich, aber an eins kann ich mich noch ganz genau erinnern. Kate wollte nie Fotos im Wohnzimmer haben.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf das Bild. »Im Eingangsbereich, ja, aber nicht im Wohnzimmer. Sie war in der Hinsicht ein bisschen abergläubisch, sie meinte, das bringe Unglück. Die beiden Bilderrahmen auf dem Kamin.« Er schüttelte den Kopf. »Die standen früher ganz sicher nicht da.«
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T schuldige mal, Schätzchen!«, blökte der gröÃte der vier Männer, die an einem Ecktisch in dem altmodischen Diner saÃen, als die junge Kellnerin an ihnen vorbeiging.
»Ja?« Mollie drehte sich um und bemühte sich, ihre Gereiztheit nicht offen zu zeigen. Die vier hatten sie die letzte Viertelstunde über in einer Tour belästigt.
»Bist du zufällig müde?«, fragte er. Die anderen drei lachten jetzt schon.
»Wieso?«, fragte sie automatisch zurück.
»Ich wolltâs dir nur sagen: Solange ich ein Gesicht hab, hast du ânen Platz zum Sitzen, Babe!« Alle vier brachen in dröhnendes Gelächter aus.
»Service!«, kam der Ruf aus der Küche. Mollie eilte zurück zum Tresen, um die Bestellung in Empfang zu nehmen. Sie hatte das Gefühl, als würden die Männer mit ihren lüsternen Blicken Löcher in ihr rotweiÃes Kleid brennen.
Jeder einzelne Tisch in dem kleinen Diner war besetzt, die meisten von widerlichen Schleimbeuteln wie den vieren in der Ecke, die der festen Ãberzeugung waren, dass jede Kellnerin in South L. A. ganz heià darauf war, die Beine für sie breitzumachen. Mollie hasste ihren Job und die ständigen Belästigungen, aber sie hatte keine Wahl. Sie brauchte dringend Geld.
Sie brachte den Teller zu einem Mann mittleren Alters, der allein an einem Tisch saÃ. Als sie das Essen vor ihn hinstellte, packte er sie beim Handgelenk. »Moment mal, Fräuleinchen. Den Scheià hier hab ich nicht bestellt.«
»Hatten Sie nicht einen doppelten Cheeseburger mit Pommes?«
»Doch, aber ich hab gesagt, ohne Gurke. Von Gurken muss ich kotzen. Und was ist das?« Er nahm die obere Brötchenhälfte ab und zeigte auf drei groÃe Gurkenscheiben.
»Das tut mir leid, Sir«, sagte sie entschuldigend. »Ich werde dem Koch sagen, er soll sie runternehmen.«
»Du hast sie ja wohl nicht mehr alle!«, knurrte er wütend. »Ich will einen neuen Burger haben. Den Mist hier esse ich nicht!«
»Kein Problem, Sir. Ich bringe Ihnen sofort einen Âneuen.«
»Dumme Schlampe«, spuckte er noch, als sie den Teller wegnahm.
Auf dem Weg in die Küche bemerkte Mollie einen jungen Mexikaner in alten, zerrissenen Kleidern, der unschlüssig drauÃen vor der Tür stand. Er fing ihren Blick auf, als sie an ihm vorbeiging, und sprach sie mit schüchterner Stimme an.
»Verzeihen Sie, Miss. Darf ich vielleicht reinkommen und etwas essen? Ich habe auch Geld.« Er klopfte auf seine Hosentasche, und sie hörte das Klingeln von Münzen.
»Ja, natürlich.« Sie quittierte die seltsame Frage mit einem Stirnrunzeln. Dann wandte sie sich um und lieà den Blick durch den vollen Diner schweifen. Ein Tisch direkt neben der Tür war gerade frei geworden. »Setzen Sie sich doch hierhin, ich bringe Ihnen gleich die Speisekarte.«
Er schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln. »Vielen Dank, Miss, das ist sehr nett von Ihnen. Ich brauche auch nicht lange. Ich esse schnell.«
Mollie erwiderte das Lächeln, obwohl sie nicht verstand, weshalb er ihr so dankbar war. Sie ging in die Küche und wollte Billy, dem hünenhaften texanischen Koch, gerade die Sache mit den Gurken erklären, als sie aus dem Diner wütendes
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