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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Huntingdon. John Woods hatte sein ganzes Leben lang der Gemeinde angehört.
    Â»Wie steht es um die Kirche, Vater?«
    Â»Gut, John. Erst vor einem Jahr wurde ihr ein neuer Anstrich zuteil. Sie sollten uns mal besuchen kommen.«
    Johns Blick verschleierte sich.
    Â»Ich weiß, ich weiß«, sagte Vater Lewis, noch bevor John antworten konnte. »Die Erinnerung ist noch zu frisch, nicht wahr?«
    Ein verhaltenes Nicken.
    Â»Ich kenne Sie, seit Sie klein waren, John. Sie waren immer ein frommer Mann, und ich liebe Sie wie meine eigene Familie. Es schmerzt mich, dass Sie uns verlassen mussten, um mit Ihrem Verlust fertig zu werden.«
    John konnte sich nicht dazu überwinden, dem Priester in die Augen zu sehen.
    Vater Lewis schenkte ihm ein tröstendes Lächeln. »Aber ich bin hier, weil ich Ihnen eine frohe Nachricht überbringen will.«
    Jetzt endlich sah John auf.
    Â»Könnten wir vielleicht kurz nach draußen gehen? Hier drin ist es ein bisschen laut.«
    Sie fanden ein ruhiges Plätzchen draußen vor der Sporthalle.
    Â»Erinnern Sie sich noch an Sarah Matthews?«, wollte Vater Lewis wissen.
    John kniff angestrengt die Augen zusammen.
    Â»Klein, blonde Locken, große Augen – lacht jedes Mal schallend, wenn ich einen meiner nicht besonders komischen Witze erzähle?«, versuchte der Priester seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
    John schüttelte den Kopf.
    Â»Sie hat zu jedem Kuchenbasar Apple Pie mitgebracht. Hat eine Tochter. Emily, ein hübsches Ding.«
    John lächelte. Ja, an Emily Matthews konnte er sich gut erinnern. Ein schlankes, großgewachsenes Mädchen, das mit ihren vierzehn Jahren wegen ihrer fraulichen Figur schon die Blicke aller Jungen auf sich zog. John wusste noch, wie sie ihn während des Sonntagsgottesdienstes angesehen hatte, so als wüsste sie ganz genau, dass sie ein böses Mädchen war. Als wollte sie, dass er sie von der fleischlichen Sünde befreite, wie er es mit Mollie tat.
    Â»Ah, ja, jetzt erinnere ich mich«, sagte er und verbarg nur mit Mühe seine Erregung. »Die Frau mit den Apple Pies und dem lauten Lachen.«
    Â»Genau.« Der Priester nickte. »Emily, ihre Tochter, ist vor ungefähr zwei Jahren nach Los Angeles gezogen. Sie wollte unbedingt auf die Schauspielschule.« Vater Lewis schüttelte missbilligend den Kopf. »Die Kinder heutzutage, sie haben nichts als Geld und Berühmtheit im Sinn, ganz egal was wir sie zu lehren versuchen.«
    John enthielt sich eines Kommentars.
    Â»Sie ist letztes Wochenende zurückgekommen, um Weihnachten mit ihrer Familie in Huntingdon zu verbringen. Ich habe mich nach dem Gottesdienst am Sonntag mit ihr unterhalten, und sie hat mir etwas gesagt, das ich Ihnen unbedingt sofort weitersagen musste. Vielleicht wird es Ihnen das Herz ein wenig leichter machen.«
    John runzelte die Stirn. Er hatte keine Ahnung, worauf der Priester hinauswollte.
    Â»Um die Miete zu bezahlen«, fuhr Vater Lewis fort, »hat Emily einen Job als Kellnerin in einem Diner in einer ziemlich belebten Gegend von Los Angeles angenommen.« Er hielt inne, als erfülle ihn das, was er als Nächstes sagen würde, mit unbändiger Freude. »Und sie schwört, dass sie Mollie letzte Woche gesehen hat!«
    Johns Herz setzte einen Schlag aus. Entgeistert starrte er Vater Lewis an.
    Â»Ich weiß.« Der Priester nickte heftig vor Freude. »Es ist schwer zu glauben, aber Emily sagt, sie sei sich ganz sicher gewesen. Direkt vor dem Diner, in dem sie arbeitet, ist eine Bushaltestelle, und dort hat sie Mollie gesehen. Offenbar hat sich Mollie kaum verändert, bis auf die Haare und eine kleine Narbe an der Lippe.«
    John erinnerte sich an die Nacht, in der seine Tochter weggelaufen war. Die Narbe hatte er ihr beigebracht.
    Â»Emily hatte keine Gelegenheit, sie anzusprechen. Sie hat gerade bedient, und als sie mit der Bestellung fertig war, war Mollie schon in den Bus gestiegen. Während der Schulzeit waren sie gut befreundet, wissen Sie noch?«
    John spürte, wie ihm ein Zittern durch den ganzen Körper lief. Er konnte nicht sprechen.
    Â»Sind das nicht wunderbare Neuigkeiten, John?« Der Priester strahlte über das ganze Gesicht. »Mollie lebt, und sie ist wohlauf! Ich war so überglücklich, als Emily mir davon erzählt hat, dass ich sofort zu Ihnen kommen und es Ihnen sagen musste. Ich weiß doch, wie viele Sorgen Sie sich

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