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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Polizeifilmen existierten, aber es war genau das, wonach er gesucht hatte. Ein Ort, an dem er so gut wie unsichtbar war.
    Erneut drückte er mehrmals hintereinander auf die Klingel.
    Â»Schon gut, schon gut. Machen Sie sich nicht ins Hemd.«
    Die träge, breite Südstaatenstimme kam von hinter der hölzernen Trennwand, die das Rezeptionsbüro in zwei Bereiche teilte. Wenige Sekunden später tauchte ein schwarzes Mädchen auf, das allerhöchstens achtzehn sein konnte. Sie trug enge Jeans, eine ärmellose gelbe Bluse und schien es sehr eilig zu haben. Hinter ihr kam ein ungeheuer fettleibiger Mann hinter der Wand hervor. Als sie die Tür des Büros aufschloss und in die enge Lobby hinaustrat, zwinkerte der Fette ihr anzüglich zu und rückte umständlich den Gummibund seiner Hose um seine ausufernde Taille zurecht.
    Â»Nächste Woche krieg ich die Miete aber pünktlich, kapiert?«
    Das Mädchen hielt den Blick auf den Boden geheftet und verschwand über die schmale Treppe nach oben.
    Â»Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Fette, nachdem er endlich ans Fenster getreten war. Er stank nach Knoblauch, und seine strähnigen, schütteren Haare hatten dringend eine Wäsche und einen Schnitt nötig.
    Â»Ich brauche ein Zimmer.«
    Der Fette reckte den Hals aus dem Fenster und sah sich in der Lobby um – sie war leer bis auf den kleinen Koffer, den der Mann neben sich stehen hatte. Wenn die Leute in diesem Hotel ein Zimmer wollten, dann hatten sie normalerweise ein oder zwei Nutten dabei.
    Â»Fünf Mäuse die Stunde, oder, wenn Sie mal so richtig den Hengst machen wollen, geb ich Ihnen sechs Stunden für zwanzig.« Der Mann kratzte sich mit dem Nagel des rechten Zeigefingers etwas von den Zähnen.
    Â»Ich brauche das Zimmer für ein paar Tage. Vielleicht auch noch länger.«
    Der Fette runzelte die Stirn und musterte den knapp eins neunzig großen Gast argwöhnisch.
    Â»Ich zahle bar.«
    Der argwöhnische Gesichtsausdruck verschwand, nun da der Fette eine einmalige Gelegenheit gewittert hatte. »Wissen Sie, es ist nicht mehr lange bis Weihnachten, und wir sind ziemlich ausgebucht. Na ja, vielleicht lässt sich da noch was schieben.«
    Der Gast wartete geduldig darauf, dass der Fette weitermachte.
    Â»Wenn Sie ’ne ganze Woche bleiben wollen, kann ich Ihnen das Zimmer für …« Er machte eine Pause und tat so, als müsse er die korrekte Summe im Kopf ausrechnen. »… zweihundert Mäuse geben.«
    Der Gast stieß ein raues Lachen aus, hob seinen Koffer vom Boden auf und wandte sich wortlos zur Tür.
    Â»Halt, warten Sie!«, rief der Fette ihm hinterher. »Okay, ich sehe, Sie sind eine harte Nuss. Eine Woche für hundertfünfzig, wie klingt das?«
    Der Mann überlegte sich das Angebot kurz, bevor er schließlich vierhundertfünfzig Dollar aus der Brieftasche zog.
    Â»Ich bleibe drei Wochen. Bis Neujahr.«
    Der Fette nahm das Geld und zählte es gierig. »Wenn Sie einen richtig guten Deal wollen, kann ich Ihnen auch einen Monat für fünfhundert geben. Das ist ein Superschnäppchen.«
    Der Mann steckte seine Brieftasche wieder ein und starrte dem Fetten wortlos ins Gesicht.
    Â»Okay, okay.« Dieser hob beschwichtigend die Hände und schob dann ein Gästebuch durch die Öffnung. »Tragen Sie einfach Ihren Namen ein, und das wär’s.«
    Der Mann rührte sich nicht.
    Mehrere unangenehme Sekunden verstrichen.
    Â»Okay«, sagte der Fette erneut, der die Miene des Mannes richtig gedeutet hatte. »Ich trag Sie als Jim Bob ein, in Ordnung? Damit sind Sie der dritte Jim Bob diese Woche.« Er kritzelte etwas ins Buch, warf es dann auf seinen unordentlichen Schreibtisch und schnappte sich einen Schlüssel. »Zimmer 34 B«, sagte er und händigte dem Mann den Schlüssel aus. »Zweiter Stock, zur Straße raus. Ist ’n Topzimmer. Eins unserer besten.« Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen, das fleckige Zähne entblößte. »Wenn Sie ’n bisschen Spaß haben wollen« – er zwinkerte dem Gast auf dieselbe anzügliche Art und Weise zu wie kurz zuvor dem Mädchen –, »Mädels, Jungs … Sie wissen schon. Sagen Sie einfach Bescheid. Ich mach was für Sie klar.«
    Doch der Mann schenkte dem Fetten keinerlei Beachtung mehr. Er war fertig mit ihm.
    72
    G arcia warf rasch einen Blick auf die

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