Der Vollstrecker
Antwort.
»Du hast gesagt: âºEr wusste von dem Feuer. Er hat gewusst, wovor sie Angst hat.â¹ Erinnerst du dich noch daran?«
»Ja.«
»Was hast du damit gemeint?« Hunter schob seine leere Espressotasse zur Seite.
»Zuerst wusste ich das selbst nicht. Es war ⦠ich konnte es gar nicht kontrollieren, die Worte kamen einfach aus meinem Mund. Aber kurz nachdem Sie weg waren, hab ich es gesehen. Und diesmal war es noch heftiger als beim letzten Mal.« Ihre Stimme schwankte kurz.
»Was hast du gesehen?«
»Eine Frau. Sie war an einen Stuhl gefesselt. Sie hatte Todesangst, genau wie der Priester, aber sie konnte nicht schreien.«
Garcia fuhr sich mit der Hand übers Kinn, als striche er sich über einen imaginären Bart. »Wieso nicht? War sie geknebelt?«
»Nein. Ihre Lippen waren â¦Â« Das Mädchen schüttelte den Kopf, als könnte sie ihren Worten selbst kaum glauben. »⦠zugeklebt.«
»Zugeklebt?«, wiederholte Hunter erstaunt. »Mit Sekundenkleber oder was?«
Sie nickte. »Und sie hatte irgendwas im Gesicht, irgendwas Klebriges, wie ein Gel.«
Auch das hätte sie niemals aus der Zeitung wissen können. Hunter stellte den Kragen seiner Lederjacke auf.
»Hast du das auch wieder in der ersten Person gesehen?«, hakte Garcia ein. »Als Mörder?«
»Ja.« Sie sah weg, als sei das Ganze ihre Schuld.
Hunter wollte der Sache mit dem Stück Papier weiter auf den Grund gehen. »Hast du der Frau auch einen Zettel gezeigt wie dem Priester?«
»Ja, aber ich konnte wieder nicht sehen, was es war.«
»Du hast gesagt, die Vision war noch heftiger als die davor â was genau meinst du damit?«, fragte Garcia.
Mollie schwieg einen Moment, und Hunter verstand ihr Zögern. Seit fast vier Jahren hatte sie keine Visionen mehr gehabt. Jetzt waren sie zurückgekehrt, und noch dazu in Form der brutalsten, grausamsten Morde, die Hunter je erlebt hatte.
Sie kniff die Augen zusammen. »Normalerweise haben meine Visionen keinen Ton, nur Bilder â aber diesmal war es anders.« Sie hielt inne. »Ich hab was zu der Frau gesagt.«
Hunter schwieg und lieà sie in ihrem eigenen Tempo fortfahren.
»Ich hab gesagt: Willkommen in deinem Alptraum, Mandy ⦠«
Hunters Herz begann zu rasen.
»⦠Ich weiÃ, wovor du Todesangst hast.«
67
D ie Worte waren so schockierend, dass es mehrere Sekunden dauerte, bis beide Detectives sie verarbeitet hatten.
»War es deine eigene Stimme?«, fragte Hunter schlieÃlich, immer noch perplex, dass sie so viel über die Morde wusste. »Als du der Frau das gesagt hast, war es deine eigene Stimme oder die von jemand anderem?«
»Meine eigene«, flüsterte sie.
Garcia rieb sich heftig das Gesicht. Ihm fehlten die Worte.
»Irgendwoher wusste ich, dass die Frau auf dem Stuhl Angst vor Feuer hat«, fuhr das Mädchen fort. »Deswegen hab ich Ihnen das im Vernehmungsraum gesagt.«
Hunter lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und dachte eine Weile über alles nach.
»Diese Visionen dauern nur ungefähr dreiÃig Sekunden, vielleicht eine Minute oder so. Ich weià nicht, weshalb ich sie bekomme. Ich hab keine Ahnung, warum sie sich so real anfühlen. Und ich hab auch keine Ahnung, wieso ich bei diesen auf einmal kein Zuschauer mehr war wie sonst immer. Ich wünschte, ich wüsste es, aber â¦Â« Sie verstummte und wich Hunters Blicken aus. »Was ich damit sagen will, ist ⦠wer auch immer dieser Killer ist, er kennt ihre Ãngste.«
Klick, klick, klick . Die Person mit der Kamera auf der anderen Seite der East First Street schoss rasch hintereinander drei Bilder, ohne dass jemand etwas davon mitbekam.
»Gibst es sonst noch was, woran du dich aus diesen Visionen erinnerst, Mollie?«, fragte Garcia.
Die Augen des Mädchens weiteten sich vor Schreck. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie wie erstarrt, dann griff sie nach ihrer Tasche.
Hunter streckte die Hand nach ihr aus. »Warte.«
Mollie sah ihn an, entriss ihm wütend ihre Hand und stand auf.
»Bitte. Hör mir doch zu.« Hunter und Garcia sprangen zur gleichen Zeit auf.
»Das war alles ein Riesenfehler.«
»Nein, das war es nicht.« Hunters Tonfall lieà keinen Zweifel an seiner Aufrichtigkeit. »Gib mir nur eine Minute, dann erkläre ich dir alles. Wenn du dann immer noch gehen willst,
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