Der Vollstrecker
nehmen muss, um die Opfer Nummer eins und zwei als seine eigenen zu reklamieren â aber er hat kein Blut mehr übrig.«
Garcia lieà sich die Erklärung seines Partners durch den Kopf gehen. »Also muss er umdisponieren und benutzt dasselbe Blut für beide Bilder.«
Hunter blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich zu Garcia um. »Aber nicht das Blut von einem seiner Opfer«, murmelte er.
»Was?«
»Der Täter befand sich an einem Tatort, als er die beiden Fotos auf dem Kaminsims zurückgelassen hat.«
»Ja, und?«
»Also hätte er doch Amandas Blut nehmen können. Sie war unmittelbar verfügbar, und er hätte nicht viel benötigt, um zwei kleine Zahlen auf die Rückseiten der Fotos zu schreiben. Warum hat er nicht ihr Blut verwendet?«
Garcia schüttelte ratlos den Kopf.
»Oder er hätte Vater Fabians Blut benutzen können«, fuhr Hunter fort. »Er muss ja was dabeigehabt haben, um die Nummer 4 auf Amandas Rücken zu schreiben. Er hätte für beide Zahlen nur ein paar Tropfen gebraucht.«
Garcia kaute auf seiner Unterlippe herum. »Vielleicht hat er die Zahlen auf die Fotos geschrieben, bevor er zu dem Haus in Malibu gefahren ist«, meinte er schlieÃlich.
»Okay, aber trotzdem hätte er doch Vater Fabians Blut nehmen können.«
»Vielleicht hatte er von den zwei Opfern davor noch Blut übrig.«
»Die Testergebnisse sind eindeutig: Es ist nicht Amandas Blut, es ist nicht Vater Fabians Blut, und es ist auch nicht dasselbe Blut wie das, das bei Vater Fabian verwendet wurde. Das der schwangeren Frau.«
»Also, wenn deine Schlussfolgerungen korrekt sind und der Täter tatsächlich immer das Blut des letzten Opfers nimmt, um damit sein nächstes Opfer zu markieren, dann stammt das Blut auf den Fotos nicht von einem der Opfer zwei, drei und vier.«
»Richtig.«
Garcia lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. Er sah Hunter einen Moment lang scharf an. »Und dass das Blut von Opfer Nummer eins stammt, glaubst du anscheinend auch nicht.«
»Ich glaube, der Täter hebt immer nur eine winzige Menge Blut von seinen Opfern auf â gerade genug, damit er das nächste Opfer nummerieren kann. Falls danach noch Reste übrig sind, entsorgt er sie vermutlich irgendwie.«
Garcia kniff sich nachdenklich ins Kinn, seine Stirn war tief gerunzelt. »Aber die Frage ist doch: Warum macht er es überhaupt? Warum markiert der Täter ein Opfer mit dem Blut eines anderen?«
Urplötzlich weiteten sich Hunters Augen, und sein Herz begann schneller zu schlagen. »Er stellt eine Verbindung zwischen ihnen her.«
»Der Killer stellt eine Verbindung zwischen ihnen her?«
Hunter nickte eifrig. »Indem er ihr Blut nimmt, um die anderen Opfer zu markieren, stellt er eine Verbindung her zwischen Opfer eins und zwei, zwischen Opfer zwei und drei, und Opfer drei und vier. Vielleicht hatten sie alle irgendwas miteinander zu tun, das wissen wir noch nicht. Auf jeden Fall sagt uns der Täter, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gibt.«
Garcia schwieg einen Moment, während ein neuer Gedanke sich in seinem Kopf formte. »Okay, dann habe ich zwei Fragen. Erstens: Wenn deine These korrekt ist, wessen Blut hat der Täter dann bei seinem ersten Opfer benutzt, da es ja kein früheres Opfer gab? Und zweitens: Wenn du nicht glaubst, dass das Blut von den Zahlen auf den Fotos von einem seiner Opfer stammt, woher stammt es dann?«
Hunter blieb am Fenster stehen und beobachtete einen Augenblick lang den dichten Verkehr unten auf der StraÃe. »Vielleicht ist die Antwort auf beide Fragen dieselbe.«
Garcia hob in fragender Erwartung die linke Augenbraue.
»Er hat sein eigenes Blut benutzt.«
71
Zwei Tage vor dem ersten Mord
E r läutete die Klingel neben dem Rezeptionsfenster eines heruntergekommenen Hotels in Lynwood im Süden von Los Angeles. Es war eines der Hotels, in denen man die Zimmer stunden-, tage- oder auch wochenweise mieten konnte. Alles war möglich, solange das Geld stimmte. Fragen wurden nicht gestellt.
Die Lobby war klein und vernachlässigt. Sie sah aus, als wäre seit Jahren nicht geputzt worden. An der Decke waren Wasserflecken zu sehen, der Teppich war übersät von Brandlöchern, Spinnweben hingen in jeder Ecke, und die Tapete löste sich von den Wänden. Er hatte immer gedacht, dass Schuppen wie dieser nur in alten
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