Der Vollstrecker
der bereits eifrig in seinem Papierstapel blätterte.
»Die wohltätige Arbeit von Vater Fabian hat sich auf seine Gemeinde beschränkt, darüber hinaus hat er sich nicht engagiert. Bei Amanda Reilly gab es gar keine Hinweise auf gemeinnütziges Engagement oder Ãhnliches. Ich habe nichts gefunden, wo sich in den letzten fünfzehn, zwanzig Jahren ihre Wege hätten kreuzen können.«
»Und davor?« Hunter lehnte sich gegen die Wand.
Hopkins schwieg, während er kurz seine Notizen sortierte. »Brett Stewart Nichols alias Vater Fabian ist in Compton aufgewachsen, wo er auch sein Leben lang geblieben ist. Er war auf der Compton High in der South Acacia Avenue. Nicht gerade ein Musterschüler. Seine Noten waren ziemlich mies. In den meisten Fächern hatte er bestenfalls ein Ausreichend, und den Abschluss hat er auch nur mit Hängen und Würgen geschafft. Und er war nicht nur ein schlechter Schüler, er war auch noch ein schwieriger Schüler â wenn Sie verstehen, was ich meine. GewissermaÃen ein Experte im Nachsitzen.« Hopkins suchte nach einem ganz bestimmten Blatt. »Da hätten wir: Provokation von Mitschülern, Vandalismus, Täuschungsversuch, Diebstahl von Prüfungsunterlagen â alles, was das Herz begehrt, und mehr. Schwer zu glauben, dass so jemand Priester geworden ist.«
»Wann hat er sich fürs Seminar beworben?«, wollte Hunter wissen.
»Eineinhalb Jahre nach dem Schulabschluss. Eine ziemlich radikale Kehrtwende für jemanden, der vorher so ein Problemkind war.«
»Ist er hier in L. A. aufs Priesterseminar gegangen?«
Hopkins warf einen Blick auf den Ausdruck. »Nein, er war auf dem St. Johnâs Seminary College in Camarillo. Ich habe da angerufen, aber ohne einen richterlichen Beschluss rücken die nichts raus.«
»Ich denke nicht, dass wir seine Akte vom Seminar brauchen. Ist er regelmäÃig zur Schule gegangen?«, fragte Hunter weiter.
»Gut, dass Sie fragen.« Hopkins lachte. »Kurz gesagt: nein. Schwänzen scheint seine Leidenschaft gewesen zu sein.«
»Darf ich das mal sehen?«, fragte Hunter und streckte die Hand aus. »Was ist mit Amanda Reilly?«
»Sie ist nicht auf dieselbe Schule gegangen, und sie hat auch nicht in Compton gewohnt. Sie war auf der Gardena Senior High.«
»Die Schule ist riesig«, merkte Garcia an.
»Sie hat in Gardena gewohnt?« Hunter sah auf.
Hopkins nickte. »Jedenfalls bis sie die Schule geschmissen hat und ins Immobiliengeschäft eingestiegen ist.«
»Moment mal.« Hunter hob die Hand. »Gardena ist gar nicht weit weg von Compton. Wie sieht es mit Amandas Anwesenheit aus?«
»Auch nicht gerade vorbildlich. Sie hat ziemlich oft geschwänzt, genau wie Brett.«
»Wie alt war sie, als sie von der Schule abgegangen ist?«
»Sie hat die zehnte zweimal nicht geschafft ⦠achtzehn.«
»Ungefähr im selben Alter wie Vater Fabian«, verkündete Hunter. »Wo genau hat sie gewohnt?« Hunter trat zu dem groÃen Stadtplan von L. A. an der Wand.
Hopkins warf einen Blick auf seine Unterlagen. »South Ainsworth Street in Gardena.«
Hunter fand die StraÃe und steckte eine rote Nadel in den Stadtplan, bevor er einen Blick auf das Blatt mit den Informationen über Vater Fabian warf. Den Wohnort des Priesters markierte er mit einer blauen Nadel. Stumm starrten alle auf die Karte.
»Na, so was«, lautete Garcias verblüffter Kommentar. »Das ist nur sechs StraÃen weiter.«
76
G arcia und Hopkins traten näher, um den Stadtplan genauer zu studieren. »Gleichaltrige Kids hängen oft zusammen rum. Vielleicht haben sie zur selben Clique gehört«, meinte Hopkins.
»Die meisten Bezirke in L. A. durchmischen sich kaum«, wandte Garcia ein. »Compton jedenfalls ganz bestimmt nicht. Schon gar nicht mit Gardena.«
Hunter neigte den Kopf zur Seite. »Stimmt, aber wir reden von vor fünfundzwanzig Jahren. Damals war es noch nicht so schlimm wie heute. Das Gang-Problem war auch noch nicht so ausgeprägt. Damals haben sich die verschiedenen Bezirke untereinander noch wesentlich besser vertragen.«
»Habe ich auch gehört«, sagte Hopkins.
Hunters Blick ruhte noch eine Weile auf dem Stadtplan, bevor er auf die Uhr sah. »Das ist die beste Spur, die wir haben, also sollten wir bei ihren ehemaligen Schulen vorbeifahren und sehen, was wir rausfinden
Weitere Kostenlose Bücher