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Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann
Autoren: Achim Achilles
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überlegt, auf dem Klinikklo ein erstes Mal zu onanieren. Über den Blackberry hätte er eine Telefonsexnummer anrufen können. Leider bestand auf der Herrentoilette kein Handy-Empfang. Und ohne Stimulation erschien ihm der Erfolg eher fraglich. War auch besser so: Eine 0190-Nummer auf der Rechnung vom Dienst-Handy, das würde die Bindinger sofort gegen ihn einzusetzen wissen.
    Er würde mit dem Auto umgehend auf einen abgelegenen Parkplatz fahren und eventuell noch eine Peepshow besuchen. Die Zeit drängte etwas. Aber nach Hause fahren wollte er nicht. Camille war ohnehin noch beim Yoga. Sie sollte glauben, dass er noch beim Check-up wäre, während er sich bereits um die Reinigung der Rohrleitungen kümmerte. Sechs Mal schaffte er bestimmt nicht. Aber zwei Mal waren auch schon ganz gut, um seinen neuen alten Freund wieder in Schwung zu bringen. Zwei weitere Runden durfte er außerdem Camille zumuten.
    Attila war aufgeregt, als er die SMS für die künftige Mutter seines Sohnes eintippte: »Prof sagt: alles prima bei mir. Lass uns um 1h im Beaux treffen, für einen geilen Après-Cocktail. Mach Dich schön!« Absenden um kurz nach Mitternacht, gab er ein.
    Der letzte Satz war eigentlich überflüssig gewesen. Camille sah immer aus wie die Sünde. Wenn er allerdings eigens darauf hinwies, dann wusste sie, was sie zu tun hatte, zumal heute Abend: Ihr einziger Job war es, ihn scharf zu machen. Und sein Job war es, im richtigen Moment die beste Qualität zu liefern. Jeder gab und nahm: Das war Gleichberechtigung im besten Sinne.

    Jochen wachte von einer ziemlich starken Erektion auf. Er hob den Kopf von der Küchentischplatte, konnte sich aber beim besten Willen nicht erinnern, was er geträumt hatte; hoffentlich nicht von Frau Kackdie-Wandan. Womöglich nicht mal von Frauen.
    Jochen erschrak über seine Gedanken. Andererseits würde ein kleiner Präferenzenwechsel seinem Leben eine neue Perspektive geben, eine frauenfreie.
    Neulich, als er durchs Schwulenviertel geradelt war, hatte Jochen tatsächlich kurz überlegt, wie es wäre, einfach mal schwul zu werden. Wenn es stimmte, dass kein Mensch zu hundert Prozent homo oder hetero war, sondern immer von beidem etwas, dann wäre ein Wechsel der Orientierung erstens keine große Sache und zweitens womöglich die Lösung vieler Probleme: Wenn er beispielsweise um die dreißig Prozent schwul war und siebzig Prozent unschwul, dann wäre es doch besser, dreißig Prozent glücklich zu sein, als siebzig Prozent vorwiegend unglücklich.
    Schwule waren die Einzigen, die noch ein klares Weltbild hatten: Sie lebten begeistert die Spießigkeit ihrer Eltern fort, hielten Alessi für Design und Redbull für ein Kultgetränk. Sie sprachen mit ihren Topfpflanzen und befahlen an der Wohnungstür: »Schuhe aus!«. Schwule wollten es einfach nur nett haben, anstatt sich über Rollen und Aufgaben und Elternzeit zu zerstreiten. Wenn sie Kinder wünschten, wurden sie Patenonkel oder -tanten und gingen zweimal im Jahr in den Zoo mit ihren Leihkindern oder ins Kino. Und fertig war die Laube.
    In den kleinen schicken Seitenstraßen in der Nähe der Tankstelle flanierten Hunderte von Männern aller Altersund Gewichtsklassen. Sicher, es waren einige sehr muskulöse und adrette Jüngelchen darunter, aber auch viele Normalos.
Hier kriegte jeder einen ab, da war Jochen sicher. Vielleicht sollte er einfach mal mitflanieren und gucken, was passiert.

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    Sie drängelten sich durch die wogenden Massen. Alle tanzten und schwitzten. Lars starrte Doro auf den Hintern und konnte sich kaum beherrschen. Sandys Brüste, der Alkohol, Doros Arsch - sein Körper lief schon wieder Amok. Am Tresen bestellte er zwei Gin Tonic und prostete Doro zu. Sie hatte gepiercte Brüste und mochte es, wenn er sie in den Mund nahm. Oder besser: hatte es gemocht.
    Früher hatten sie alle paar Wochen Spaß miteinander gehabt. Aber die Sache mit dem Freund schien ernster zu sein. Doro hatte nur noch selten Zeit, um ihm ihre akrobatischen Kunststückchen zu zeigen. Aber Boston war weit und Lars optimistisch.
    Er schaute sich um. Er war mit Abstand der Älteste hier. Manchmal fühlte sich Lars in solchen Momenten gut, weil er es draufhatte, weil er noch so ein wildes Leben führte, während alle anderen zu Hause in ihren Pärchen-Knästen saßen und maximal fernsehguckten oder wie einst ihre Eltern mit anderen Pärchen einen dieser ätzenden Pärchenabende verbrachten. In letzter Zeit kriegte er allerdings häufiger kleinere
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